Elfenmeer: Roman (German Edition)
seinen Körper zu beruhigen und sich zu vergegenwärtigen, dass ihr jetzt nichts geschehen konnte. Sie war so klein und zerbrechlich, reichte ihm gerade mal bis zur Brust. Nicht das geringste bisschen Magie ging von ihr aus, weshalb sie in dieser rauen Welt noch gefährdeter war.
»Du kannst nicht ohne dein Schiff, nicht wahr?«, sagte er und ließ seine Hand unter ihre Zöpfe in ihren Nacken gleiten. »Endlich haben wir Gelegenheit, festen Boden unter den Füßen zu spüren, und du kommst zurück auf die Widerstand . Doch weshalb bin ich darüber noch überrascht?«
»Fast alle sind im Palast«, erwiderte Nayla belustigt. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust, und ihre Stimme nahm den Klang einer Verführerin an. »Wir haben das Schiff für uns, sind ungestört, also …« Ihre Hand glitt unter sein Hemd, und Avree schloss die Augen. Wie war es möglich, dass diese einfachsten Berührungen ihm den Atem nehmen konnten? Es war, als versetzte sie sein Blut in Schwingung. So lange hatte er nur vor sich hin gelebt, ohne zu wissen, was es bedeutete, tatsächlich lebendig zu sein. Nayla hatte ihn aus einem Traum erweckt, einem verschwommenen, dumpfen Traum. Sie hatte erreicht, dass er sich der Welt öffnete und all seine Empfindungen und die Magie aus sich herausließ. Er war nicht länger eingesperrt.
»Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?«, flüsterte erund schob seine Hand unter ihr Kinn, damit sie ihn mit ihren warmen Haselnussaugen ansah. »Ich sehne mich sogar nach dir, wenn ich dich in meinen Armen halte.« Er strich über ihre zarte Wange und spürte die wohlvertraute Wärme in seinem Inneren, die durch ihn hindurchfloss. Die Magie war ein Teil von ihm, durchströmte ihn in jedem wachen Moment, und in Naylas Gegenwart war es ihm möglich, alle Schranken niederzureißen. Nayla war sein Rettungsseil, das ihn nicht untergehen ließ. Er konnte sich dieser Macht hingeben, ohne fürchten zu müssen, zu verbrennen. Sie war alles für ihn.
Ein Zittern lief durch ihren Körper, Avree spürte es ganz deutlich, und das Verlangen nach ihr und dem Rausch des Feuers nahm nur noch weiter zu. Er spürte die vernichtende Macht von Schattenkristallen in der Nähe, denn noch waren nicht alle Splitter gefunden worden, die sich in den Schiffskörper gebohrt hatten. Doch der leise Nachhall dieser Kraft konnte sein Feuer nicht erlöschen.
»Wie wäre es mit etwas Wein?«, säuselte Nayla mit ihrer Verführerinnenstimme, die jedoch etwas an Natürlichkeit eingebüßt hatte. Ihr Lächeln war immer noch aufrecht, doch ihr Blick wirkte gehetzt. Abrupt drehte sie sich um und ging auf den Schrank zu.
Avree sah ihr hinterher und lehnte sich gegen einen der Stützbalken. Er beobachtete, wie sie mit dem Rücken zu ihm im Schrank hantierte, und hörte das Klirren von Kelchen. In letzter Zeit spürte er eine Veränderung an ihr, sie war angespannt und nervös. Vermutlich fühlte sie sich in Gegenwart der Königin und in Anbetracht der Gefahr, die von ihr ausging, nicht sicher. Doch er würde dafür sorgen, dass diese menschenversklavende Königin ihr nichts antat. Er würde sie vor jeglichem Leid bewahren.
»Du weißt, dass die Königin hier keine Macht hat«, sagte er,um die Angst aus ihren Augen zu bannen. »Wir werden es schaffen, sie zur Aufgabe zu bewegen.«
Nayla wandte sich ihm mit zwei Kelchen in der Hand zu und kam wieder näher. Dabei wiegte sie ihre Hüften bei jedem Schritt aufreizend von der einen zur anderen Seite, ihr Blick hielt den seinigen gefangen. »Lass uns jetzt nicht von der Königin sprechen«, sagte sie und nahm einen Schluck aus ihrem Kelch. Als sie das Gefäß senkte, waren ihre Lippen von blutrotem Wein benetzt, den sie langsam mit der Zunge ableckte.
Avree schüttelte lachend den Kopf. »Du weißt, dass du es nicht nötig hast, mich zu umgarnen. Ich gehöre doch bereits dir. Komm her und lass diese Neckereien.« Er streckte den Arm nach ihr aus, doch Nayla wich geschickt zurück, die Kelche balancierend, damit sie nichts verschüttete.
»Vielleicht möchte ich dich ja hin und wieder necken?«, gurrte sie und trank erneut aus ihrem Kelch. Sie kam wieder näher und blieb dicht vor ihm stehen, ihr Körper schmiegte sich an seinen, und Avree dachte nur noch daran, sich in ihr zu verlieren. Die Hitze in seinem Inneren nahm zu, seine Haut brannte vor Verlangen, und als Nayla ihm den Kelch reichte, schob er ihre Hand beiseite.
»Komm endlich her«, keuchte er, schlang seinen Arm um ihre Taille und zog
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