Elfenmeer: Roman (German Edition)
ganze Land wird ein kristallener Ort, und niemand von außerhalb wird in der Lage sein, Magie auf dem Hauptland zu wirken. Wir werden sicher sein.«
Ardemir nickte. Er konnte es kaum erwarten, die Magie weichen zu spüren. Hier inmitten der Kristalle fühlte er sich ruhiger, der Schmerz in seinen Muskeln ließ nach. Er hatte schon vom Kristallwasser getrunken, doch der Drache war zu stark, um sich davon vertreiben zu lassen. Es brauchte eine ganze Welt aus Kristallen, um ihn endgültig zu vernichten,dessen war er sich sicher. Und diese Welt ohne Magie würden sie schaffen, früher oder später.
»Befehlshaber?«
Ardemir drehte sich um und blickte in das Gesicht eines seiner Ritter. Der Ausdruck der erfahrenen Elfe war sonderbar ernst, fast schon verängstigt, und das weckte in Ardemir sofort eine böse Vorahnung. Die Ritter auf dieser Insel hatten schon Kriege erlebt, und es gab wenig, was sie schrecken konnte.
»Was gibt es, Lavera?«
Die Elfe atmete tief durch, und ihre Finger rieben unruhig aneinander. »Befehlshaber, Fürst. Eine Botin aus dem Sonnental ist soeben eingetroffen und wünscht, mit Euch zu sprechen.«
»Aus dem Sonnental.« Ardemirs Blut schien zu gefrieren.
»Und ich dachte schon, sie hätte aufgegeben«, ließ sich Vlidarin an seiner Seite vernehmen, doch Ardemir schüttelte den Kopf.
»Vinae gibt niemals auf, wenn es um Unschuldige geht.« Er seufzte. Dann straffte er sich und begab sich mit eiligen Schritten zurück an die Oberfläche. Dort vernahm er unter den Kriegern beständiges Gemurmel, in dem immer wieder das Wort »Meara« fiel. Ein Name, den er nie wieder hatte hören wollen, und ihn ausgerechnet jetzt zu vernehmen, verstärkte das Gefühl nahenden Unheils.
Mit einem Pochen in der Schläfe bahnte er sich seinen Weg über das Eisfeld, vorbei an den Käfigen Richtung Küste, wo er bereits mehrere Ruderboote entdeckte, die von Kriegern mit dem Sonnentaler Wappen bewacht wurden. Am Rande der Halle erwartete ihn schon eine Handvoll solcher Krieger, von denen sich eine Frau löste und auf ihn zuschritt.
Ardemir zog die Augenbrauen zusammen, ließ seinen Blicküber die Frau in der bronzefarbenen Rüstung gleiten und verharrte bei ihrem Gesicht. Er kannte sie … doch woher nur?
»Ardemir.« Die Elfe neigte den Kopf und wollte fortfahren, doch beim Klang ihrer Stimme fiel ihm plötzlich wieder ein, wann er sie schon einmal getroffen hatte.
»Ascunsela?!«, entfuhr es ihm. Er hätte nicht verwirrter sein können. »Was machst du denn hier? Und dann in einer Rüstung!«
Die Augen der Elfe verengten sich ob seines offensichtlichen Erstaunens, doch dann hob sie ihr Kinn und wies zurück zu den Booten. »Ich habe die Ehre, in der Garde unserer noblen Fürstin zu dienen.«
»In ihrer Garde ?«
»Ich habe meine Kampfausbildung vor fast hundert Jahren beendet, Herr Ardemir.«
Er konnte nur den Kopf schütteln. Ascunsela in einer Rüstung war immer noch ein absonderlicher Anblick für ihn. Wenn er an Ascunsela dachte, sah er sie mit gewölbtem Bauch kurz vor der Niederkunft vor sich. Einst hatte sie ihm und Vinae geholfen, gegen die Sonnentaler Fürstenbrüder vorzugehen, indem sie ihnen ein Versteck für heikle Gespräche geboten hatte. Nie hätte er sich vorstellen können, dass diese Frau zu den Waffen greifen würde. Im Moment tat ihre Erscheinung aber nichts zur Sache. Vinae hatte sie zu ihm geschickt.
»Nun.« Er strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und bemühte sich, einen gleichmütigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Du hast eine Nachricht für mich, Ascunsela?«
»Zieht Eure Ritter von der Insel ab und schließt Euch der Fürstin an. Befreit die Menschen aus diesen schrecklichen Minen und vernichtet diesen Ort. Kämpft für …«
»Wieso kommt Vinae nicht selbst zu mir?«
Ascunsela stutzte, dann schüttelte sie den Kopf. »Die Fürstin hat mich gesandt, um Euch diese Botschaft zu überbringen. Ein persönliches Gespräch zwischen Euch und ihr wäre nicht von Nutzen.« Sie wies zu den Käfigen. »Kämpft für die Gerechtigkeit, den freien Willen der Elfen und gegen die Tyrannin. Verlasst den Weg der …«
Ardemir hörte ihr nur noch am Rande zu, stattdessen ließ er seinen Blick über die Krieger bei den Booten schweifen. Ein Kribbeln durchzog ihn und machte es ihm fast unmöglich, stillzustehen. Irgendetwas stimmte nicht. Planten die Sonnentaler einen Angriff? Sein Blick wanderte weiter zu den Rittern, die gerade dabei waren, die angelieferten Holzpflöcke
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