Elfenmeer: Roman (German Edition)
»Dann höre auf, dich wie ein Verrückter zu benehmen.«
»Aber ich bin doch verrückt.« Er schob seine Hände unterihr Gesäß und hob sie ein Stück hoch, um sie näher an sich zu ziehen. »Weißt du das denn noch nicht? Nichts auf der Welt hätte mich verrückter machen können als du.« Mit einer Hand zog er sich sein Hemd über den Kopf und entblößte einen sehnigen Oberkörper, über den sich winterweiße Haut spannte. Mit der anderen zog er ihre Bluse aus dem Hosenbund.
Manchmal meinte Nayla ein rotes Glühen in seinem Inneren zu erahnen, doch dann schob sie dies ihrer blühenden Phantasie zu. Sie wusste, dass die Magie stets ein Teil von ihm war, und das Feuer brannte unentwegt. Mit jedem Tag wurde es stärker, verzehrender …
»Was ist los?« Avree blickte sie prüfend an, und erst da wurde ihr bewusst, dass sie ihn anstarrte. Schnell schüttelte sie den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. Es war schwer, ihn zu täuschen, da er sie bereits kannte, seit sie ein kleines Kind gewesen war, doch das düstere Licht und seine Unbeschwertheit, die ihn davon abhielt, sich Gedanken über mögliche Probleme zu machen, halfen ihr.
»Nichts«, erwiderte sie und wies zur Tür. »Ich mache mir nur Gedanken über die Königin, das ist alles.«
Avree seufzte. »Hör auf, dir ständig deinen hübschen Kopf zu zerbrechen. Ich tu’s doch auch nicht.«
»Ich weiß.« Nayla zuckte mit den Schultern und überlegte, ob sie es diesmal wagen sollte, mit ihm über die Magie zu sprechen. Doch welches Recht hatte sie, ihm etwas zu untersagen, das einen so wichtigen Teil von ihm ausmachte? War es denn nicht schon genug, dass sie ihm sein Leben nahm, musste sie ihm auch noch das entreißen, was ihm so viel bedeutete? Eine Narbe hier und da, das war alles. Und meist trug sie noch nicht einmal Narben davon, da Avree sie sofort heilte – er war ein ausgezeichneter Heiler. Sie durfte sich nicht so anstellen.
»Ich liebe dich, Avree«, sagte sie, einerseits, um ihn zu beruhigenund ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war, andererseits aber auch, da ihr Herz ihr diese Worte diktierte. Seit er sie damals von einem Handelsschiff gerettet und aus dem Wasser gezogen hatte, fühlte sie sich ihm zutiefst verbunden. Er hatte sie auf seinem Schiff behalten, anstatt sie in den Korallenpalast zu den anderen Flüchtlingen zu bringen, und als sie Jahre später in sein Bett geschlüpft war, hatte er sie voller Hingabe und Zärtlichkeit empfangen. Schon am Tag darauf hatte er seinen Schwur geleistet, und seither war er ein anderer. Sie hatte ihm das angetan.
»Ich gehöre dir«, flüsterte Avree und umschloss ihre Wangen mit seinen langen, knochigen Fingern, die so sanft sein konnten und doch zu verletzen imstande waren. »Mein Körper, mein Herz, meine Seele. Du weißt doch, dass ich all das in deine Hände gelegt habe, weshalb sorgst du dich dann?«
Nayla versuchte seinem Blick auszuweichen, doch sein Griff war unnachgiebig. »Es ist wegen der Königin«, sagte sie mit zitternder Stimme, da sie seine Reaktion fürchtete, »was sie plant … vielleicht ist es gar nicht …«
Avree ließ seine Hände sinken und lachte auf. »Koralle wird sie schon zur Vernunft bringen, hab keine Angst.« Er schob eine Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr und zwinkerte ihr zu. »Jetzt komm her.«
Nayla öffnete den Mund, da sie ihn berichtigen wollte. Sie wollte ihm sagen, dass sie den Plan der Königin weniger fürchtete als guthieß, aber das wäre Verrat. Verrat an den Piraten und insbesondere Verrat an Avree. Also schluckte sie die Worte hinunter, wie schon Hunderte Male zuvor, und sagte sich, dass diese Gedanken nur auf Grund des Erscheinens der Königin derart laut in ihrem Kopf herumspukten. Wenn die Königin erst mal weg war, würde alles wieder so werden wie zuvor.
Willig ließ sie sich von Avree küssen, und als er ihr die Bluse über den Kopf zog, genoss sie die Gänsehaut, die unter seiner Berührung über ihre Haut zog. Sie wollte ihm nah sein, wollte sich so fest an ihn klammern, dass er ihr niemals entgleiten konnte, doch gleichzeitig verursachte sein schneller werdender Atem an ihrem Ohr ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Bauch. Als er ihre Hose öffnete und sie über ihre Knie hinunterschob, presste sie fest die Augen zu. Wie sollte sie ihm erklären, wie sehr sie ihn liebte und herbeisehnte und wie große Angst sie gleichzeitig vor ihm hatte? Angst zu verbrennen. Ging es nicht in der Liebe darum, die Kontrolle zu verlieren? Wie konnte sie
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