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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Piraten hielt seine Hände vor sich, die Handflächen nach oben gerichtet, und Nayla wusste, dass er das Schiff mitsamt Avree mit einer gigantischen Welle löschen würde, wenn es denn notwendig wäre. Doch es bestand die Gefahr, dass Avree bei einem magischenAngriff – und er würde das Wasser als solchen verstehen – nur noch tiefer in seine eigene Magie sank und das Feuer gegen das Wasser ankämpfte. Ehe sie dieses Risiko eingingen, musste Nayla ihre Hand ins Feuer legen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Avree«, sagte sie leise und machte einen Schritt nach dem anderen auf ihn zu. Sie wich den Flammenherden auf dem Boden aus und näherte sich mit ausgestreckter Hand. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, und ein ums andere Mal fragte sie sich, ob dies der Tag sein sollte, an dem sie endgültig verbrannte. Würde Avree sie hören?
    »Liebster.« Ihre Stimme zitterte, und obwohl Nayla wusste, dass Avree sie schützen würde, sobald er ihre Berührung wahrnahm, kostete es sie viel Überwindung. Sie musste ins Feuer greifen, und alles in ihr bettelte darum, es nicht zu tun. »Avree, bitte, kannst du mich hören?« Natürlich konnte er das nicht, doch sie musste es versuchen. Sie konnte sich nicht schon wieder verbrennen. »Avree, komm zu dir. Ich bin’s. Es gibt keinen Kampf mehr. Der Feind flieht. Bitte komm zu dir.«
    »Nayla!« Es war die Stimme des Korallenfürsten, und Nayla wusste, dass sie nicht länger zögern durfte.
    »Schütze mich«, flüsterte sie und streckte beide Arme aus. Die Hitze schien ihr die Haut von den Knochen zu schmelzen, und ihre Lungen brannten, als wäre das Feuer bereits in ihrem Körper. Wimmernd tat sie zwei schnelle Schritte über die Flammen und hielt den Atem an. Grelles Licht stach durch ihre geschlossenen Lider, und im nächsten Moment kam der richtige Schmerz. Ein sengender Blitz fuhr in ihre Hände, als sie Avrees Brust zu fassen bekam. Er breitete sich in ihrem gesamten Körper aus, und Nayla schrie mit geschlossenem Mund. Ihre gesamte Gestalt stand in Flammen, und im nächstenMoment wich das Licht. Arme umschlangen sie und hielten sie fest, doch Nayla konnte sich nicht länger auf den Beinen halten. Ihre Knie gaben nach, der Schmerz war immer noch da, ihre ganze Haut brannte, als würde Salz auf ihre Wunden gegossen, und dieser Schmerz vernebelte ihr den Kopf.
    »Ist schon gut«, hörte sie Avrees Stimme an ihrem Ohr. Sein Atem strich kühl durch ihr Haar. »Gleich ist es vorbei.«
    Heilsame Kälte floss über ihre Haut und durch ihre Adern, breitete sich von ihrer Brust aus, wo Avrees Arme sie festhielten. Die Pein schwand. Das Zittern hielt jedoch an. Sie vergrub ihren Kopf in Avrees Hemd und schmiegte sich an seine Brust. Tränen flossen über ihre Wangen, und sie hatte alle Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken.
    »Es ist vorbei«, sagte Avree zärtlich und küsste sie auf den Scheitel. Seine Hände strichen sanft und zugleich beschützend stark über ihren Körper. »Du hast mich zurückgeholt, Nayla. Ich wusste, dass du mich zurückholen würdest.«

    *
    Chip war es doch tatsächlich gelungen, eines der beiden Rinieler Handelsschiffe aufzubringen. Gemeinsam mit Flosse und seiner unsichtbaren Goldzahn hatte er es geschafft, den Feind zu überraschen und zu stellen. Da er das Schiff aber nicht allein in seine Macht gebracht und zudem gegen Naylas Befehl verstoßen hatte, brannte es nun lichterloh und ging nicht in Chips Besitz über. Der Korallenfürst war sehr streng, wenn es darum ging, einen neuen Kapitän zu ernennen, was Chip grummelnd zur Kenntnis nehmen musste. Nayla hatte keine Gelegenheit, ihn wegen seines Ungehorsams zur Rede zu stellen. Sie ließ ihn auf ihrer Widerstand zurück und begabsich gemeinsam mit Avree im Beiboot zur Freiheit des Korallenfürsten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
    Menschen bevölkerten das Deck, als Nayla sich über die Bordwand schwang. Sie waren die Ware des Handelsschiffes gewesen und nun in Sicherheit. Arn hatte zwar von Wein gesprochen, doch womöglich hatten sich zwei Händler eine Eskorte geteilt. Der Menschenhändler musste von weiter weg gekommen sein, denn die Königin der Dracheninsel hatte nichts mit den Fürsten des Festlandes zu schaffen. Hin und wieder ließ sie die Piraten sogar an ihren Stränden haltmachen, auch wenn sie es nicht sehr gerne sah. Sie wollte keine Schwierigkeiten mit der Königin Liadan, doch sie war gut darin, in die andere Richtung zu blicken, wenn Piraten ihre Gewässer kreuzten.

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