Elfenschiffe (Mithgar 03)
Erster Offizier Jatu.«
Aylis begrüßte Jatu mit einem Lächeln und erhielt ein breites Grinsen zur Antwort.
Während Jinnarin die unten arbeitenden Männer beobachtete, kam Tivir mit einem Seesack über die Reling geklettert und strahlte Aylis an. »Eure Sachen, Lady. Ich habe sie mitgebracht. Jawohl.«
Als sie nach dem Seesack griff, wich der Schiffsjunge einen Schritt zurück und sagte hastig: »Aber, Lady, das trage ich natürlich für Euch, das heißt, wenn es Euch recht ist.«
Aylis lächelte. »Ich danke Euch, Herr…«
»Tivir, Lady. Ich heiße Tivir. Und ich bin kein Herr.«
Aylis lachte tief und kehlig. »Gut, dann also Tivir, ohne ein Herr davor.«
Tivir nickte, trat beiseite und bedachte Tink, den anderen Schiffsjungen, der ganz in der Nähe stand, mit einem siegesgewissen Lächeln.
Jatu zeigte auf die Reling. »Ist sonst noch etwas in dem Boot, das besonderer Fürsorge bedarf?«
Aylis schüttelte den Kopf. »Nein, Jatu. Ich hatte nur meinen Seesack bei mir und etwas Nahrung und Wasser.«
Aravan wandte sich an Tivir. »Mein Junge, bring Lady Aylis’ Sachen nach achtern. Wir quartieren sie gegenüber dem Magier Alamar ein.«
»Aye, Herr Käpt’n.« Tivir rannte los.
Jatu schaute über die Reling auf das Boot, das gerade an Bord gehievt wurde. »Mylady, das Schiff, auf dem Ihr gefahren seid – es ist gesunken, nehme ich an.«
»Ich bin auf keinem größeren Schiff gefahren, Jatu.«
»Aber Euer Notsignal…«
»Ich war nicht in Not. Ich wollte nur von euch an Bord genommen werden.«
Jatus Augen weiteten sich. »Aber wie seid Ihr hierher gekommen? Doch gewiss nicht mit dem winzigen Boot da unten.«
Aylis lächelte und nickte. »Ich bin gestern von Tugal in See gestochen und nach Süden gesegelt.«
Jatu schüttelte den Kopf. »Sehr töricht, Lady. Schlechtes Wetter allein hätte Euer Boot zum Kentern bringen können, ganz zu schweigen davon, was die Piraten getan hätten, wenn sie Euch zuerst entdeckt hätten.«
Alamar grunzte ungehalten. »Jatu, meine Tochter wäre nicht in diesem Boot gefahren, wenn die Gefahr schlechten Wetters oder einer Entdeckung durch die Piraten bestanden hätte.« Der Alte wandte sich an Aylis. »Was wolltest du denn nun eigentlich hier draußen auf dem Meer, außer wie ein schwimmender Korken auf den Wellen zu tanzen?«
»Ich habe auf dieses Schiff gewartet, Vater. Auf dich.«
»Ihr habt gewartet?«, platzte es aus Jinnarin heraus. »Auf dieses Schiff? Auf die Eroean? Auf Alamar? Aber woher wusstet Ihr…«
»Herrje!«, fauchte Alamar. »Pysk, ich glaube, Ihr hört mir nie zu. Entweder das, oder Euer Gedächtnis ist ein Sieb. Habe ich Euch nicht erzählt, dass sie eine Seherin ist? Und Seher wissen Dinge.«
Jinnarin stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf. »Im Gegensatz zu Euch, Alamar, habe ich nicht mein ganzes Leben unter Magiern verbracht. Woher sollte ich das also wissen?«
»Weil ich es Euch gesagt habe! Und ich erwarte, dass Ihr Euch merkt, was ich Euch sage.«
»Ach? Wahrscheinlich jeden noch so unbedeutenden Satz, den Ihr äußert, nehme ich an?«
Aylis trat zwischen die beiden und unterband damit den sich anbahnenden Streit, obwohl Alamar sie zu umgehen versuchte, um zu antworten, es aber nicht schaffte.
Aylis wandte sich Hilfe suchend an Aravan, als wolle sie an ihn appellieren, die beiden zur Räson zu bringen, doch sie nahm davon Abstand, als sie sah, dass der Elf sich – vergeblich – bemühte, ein Grinsen zu unterdrücken.
Aber dann riss sich der Kapitän zusammen und fragte mit halbwegs ernster Miene. »Mylady, warum habt Ihr denn auf mein Schiff gewartet? Es ist gewiss eine höchst ungewöhnliche Methode, Euren Vater zu besuchen, aye?«
Aylis holte tief Luft, während ihr Blick von Aravan zu Jinnarin und Jatu und über das Deck der Eroean wanderte, um schließlich auf Alamar zu verharren. »Vater, ich habe einen Zauber gewirkt. Ihr, dieses Schiff, die Mannschaft, jeder an Bord, alle schweben in einer furchtbaren Gefahr, obwohl ich nicht sagen kann, um was für eine Gefahr es sich handelt.«
»Abgeschirmt?« Alamars Augen weiteten sich. »Aber das würde bedeuten…?«
Aylis, Aravan und Alamar saßen um den Kartentisch in der Messe, Jinnarin hockte mit untergeschlagenen Beinen auf dem Tisch, und Rux hatte sich darunter zusammengerollt. Bei Alamars Ausbruch schnaubte der Fuchs, erhob sich und trottete unter dem Tisch hervor zu seiner Tür im Gang, um in der Abgeschiedenheit und Ruhe des Baus zu verschwinden, wo er und Jinnarin
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