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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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oder kann es herausfinden.«
    Aylis starrte in das kleine Silberbecken mit pechschwarzem Wasser, in dessen ebenholzfarbener Oberfläche sich ihr Gesicht spiegelte. Der Blick ihrer smaragdfarbenen Augen war konzentriert, und auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. Auf einer Seite stand Aravan, dessen Miene Besorgnis verriet. Alamar saß auf der anderen Seite des Tisches, und Jinnarin kniete vor der dunklen Flüssigkeit und starrte angestrengt hinein. Die Bullaugen waren abgedunkelt, und auf dem Tisch neben der Pysk brannte eine einzelne Kerze in einem silbernen Leuchter.
    »Patefac!«, gebot Aylis zum fünften oder sechsten Mal. Ihre Stimme verriet große Anstrengung, doch das rabenschwarze Wasser veränderte sich nicht.
    »Patefac!«, rief sie noch einmal.
    Doch nichts veränderte sich in der silbernen Schale, und Aylis ließ sich ächzend und mit geschlossenen Augen zurücksinken.
    Jinnarin seufzte, und Aravan sprang vor und ergriff eine Hand der Seherin. »Lady Aylis«, rief er, wobei er ihr Handgelenk rieb.
    »Es ist nichts«, murmelte sie. »Ich bin nur erschöpft. Die Abschirmung… sie ist zu stark. Sie zu durchdringen, übersteigt meine Fähigkeiten.«
    Aravan legte ihre Hand an seine Wange, und sie sah ihn verblüfft an. Er lächelte, setzte sich neben sie und nahm ihre kalten Finger in seine warmen Hände.
    Jinnarin traten wieder die Tränen in die Augen. »Ich habe solche Angst«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Alamar seufzte. »Ich glaube nicht, dass Ihr vor irgendetwas Angst zu haben braucht…«
    »Ach, Alamar«, entfuhr es Jinnarin. »Ich habe nicht vor etwas Angst, sondern vielmehr um etwas. Um Farrix nämlich.«
    »Hört her, Pysk, wir wissen nicht einmal, wer diesen Traum schickt, geschweige denn, ob er etwas mit Farrix zu tun hat.«
    »Vater«, mischte Aylis sich mit leiser Stimme ein, »ich würde meinen, dass Jinnarin guten Grund zur Sorge hat, denn wer würde ihr sonst so eine Vision schicken?«
    »Aber, Tochter, dieser Traum ist ein wiederkehrender Nachtmahr. Würde Farrix seiner Liebsten einen Albtraum senden?«
    Jinnarin sprang auf und marschierte auf dem Tisch auf und ab, und im flackernden Kerzenschein schienen sich Schatten zu sammeln und wieder zu zerstreuen, um sich dann erneut zu sammeln… »Alamar, Ihr habt selbst gesagt, dass Träume oft nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Farrix würde mir nicht willentlich einen Nachtmahr senden.«
    Aylis’ Blick wanderte von der Pysk zu ihrem Vater. »Sie hat Recht, Vater. Außerdem sind die Dinge, die sie sieht – das Gewitter, das schwarze Schiff, das hellgrüne Meer, das Kristallschloss –, an und für sich nicht beängstigend. Vielmehr ist noch etwas anderes in ihrem Traum, das Furcht mit sich bringt, aber unsichtbar bleibt.«
    Alamar knurrte bestätigend. »Du hast keine Ahnung, was das sein oder was der Traum an sich zu bedeuten haben könnte?«
    Aylis beschrieb eine verneinende Geste mit der freien Hand. »Keine. Wie ich schon sagte, als Jinnarin mir von ihrer Vision erzählt hat, es scheint sich in der Tat um eine Sendung zu handeln, doch was sie zu bedeuten hat, kann ich nicht sagen, denn ich konnte damals die Quelle nicht sehen und kann es auch jetzt nicht.«
    Alamar stand auf und ging zu einem der drei Bullaugen auf der Steuerbordseite. »Lassen wir etwas Licht herein«, murmelte er, während er die Samtvorhänge zurückzog.
    Als die helle Morgensonne in die Messe fiel, entzog Aylis Aravan widerwillig ihre Hand und löschte die Kerze. Der Elf erhob sich, ging zu den Backbord-Bullaugen und öffnete dort ebenfalls die Vorhänge.
    Jinnarin ließ sich wieder auf die Tischplatte sinken und saß mit angezogenen Knien und darumgelegten Armen da. »Was kann ich tun, Aylis?«, fragte sie mit gequälter Miene.
    »Jinnarin, Ihr könnt leider nur wenig tun. Nur abwarten, mehr nicht. Es kann sein, dass Farrix, falls er denn tatsächlich der Absender ist, langsam ermüdet, denn es bedarf einiger Energie, um jemandem einen Traum zu senden.«
    Eine Träne lief Jinnarin über die Wange. »Ermüdet? Ihr meint eigentlich, dass er schwächer wird, nicht wahr?«
    Aylis drehte die Handflächen nach oben. »Ich weiß es nicht, Jinnarin. Ich weiß es einfach nicht.«
     
    Wenn Jinnarin in den nächsten Tagen an Bord unterwegs war, schien sie immer gedrückter Stimmung und müde zu sein. Ihre Tage waren freudlos, und nachts schlief sie unruhig und wälzte sich von einer Seite auf die andere, da sie wegen des Ausbleibens der Albträume keine Ruhe

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