Elfenschiffe (Mithgar 03)
Hand, um dem Protest zuvorzukommen, der Aylis auf der Zunge lag – »ich habe mein Wort gegeben und werde es nicht zurücknehmen… schließlich hat er mir das Leben gerettet. Aber ich werde vorsichtig sein und so wenig Energie verbrauchen wie möglich, denn wie du siehst, kenne ich meine Grenzen. Sobald wir Farrix gefunden haben, sobald dieses Unternehmen beendet ist, gehe ich, das verspreche ich – zuerst nach Kairn, in die Stadt der Glocken, denn ich möchte mich dort noch von jemandem verabschieden, und dann nach Vadaria, um meine Jugend zurückzugewinnen.«
Alamar zog eine Augenbraue hoch. »Mehr kann ich nicht tun, Aylis. Reicht dir das?«
Seine Tochter betrachtete das alte Gesicht des Magiers. Schließlich seufzte sie, zog ihn an sich und drückte ihn noch einmal. »Ja, Vater, es muss wohl reichen.« Dann war sie diejenige, welche ihn auf Armeslänge vor sich hielt. »Aber du darfst dein Versprechen nicht vergessen – du musst dein Feuer hüten und darfst es nur in größter Not verbrauchen. Dies ist kein Spiel und auch kein letztes Abenteuer. Ich will nichts mehr von diesem kämpferischen Gehabe sehen, wie etwa feindliche Feuerbälle zur Explosion bringen oder dergleichen mehr.«
Alamar schaute sie lange an, doch schließlich nickte er. »Du bist ein zäher Verhandlungspartner, Tochter.«
»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, erwiderte Aylis lächelnd. Wieder umarmte sie ihn mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen, denn tief im Innersten bezweifelte sie, dass er sein Versprechen halten würde.
Jinnarin saß mit Aylis in der Kabine der Seherin, die Pysk mit untergeschlagenen Beinen auf dem heruntergeklappten Seitenteil des Schreibtisches, Aylis auf ihrer Koje und an die Wand gelehnt. Beide tranken Tee. Die Nacht war hereingebrochen, und die Kabine wurde vom weichen gelben Schein einer Laterne erhellt. Die beiden waren allein, und das schon seit dem Abendessen – Aravan und seine Offiziere waren in der Messe und legten die Wachpläne für die nächsten Tage fest, während Alamar sich in seine eigene Kabine zurückgezogen hatte. So saßen die beiden da und redeten von gegenwärtigen Dingen, von vergangenen und zukünftigen.
»Ich habe heute etwas gelernt, Jinnarin.«
»Ach?«
»Von meinem Vater. Er hat etwas gesagt.«
Jinnarin schwieg und wartete darauf, dass Aylis weitersprach.
»Ja, und ich glaube, dass es auf Magier und Menschen gleichermaßen zutrifft.«
Jinnarin stellte ihre winzige Tasse ab. »Ihr Magier seid ziemlich merkwürdig. Aber das sind die Sterblichen auch.« Die Pysk lachte. »Vielleicht sind wir das alle.
Egal. Was hat Alamar denn gesagt?«
»Er hat gesagt, niemand gibt gern zu, dass er alt wird.«
Jinnarin zuckte die Achseln. »Dazu kann ich nichts sagen. Ich bin keine Sterbliche.«
»Ich auch nicht, Jinnarin. Trotzdem hat die Bemerkung meines Vaters Fragen aufgeworfen und Dinge ans Licht gebracht.«
»Wie zum Beispiel…?«
Aylis sah die Pysk an. »Wisst Ihr noch, wie Weiße Eule beim Traumwandeln ausgesehen hat?«
Jinnarin nickte. »Ja. Er war dunkelhaarig. Jung und stark.«
Aylis beugte sich vor. »Ja. Ganz und gar nicht wie der Ontah, den wir kennen gelernt haben, denn im wachen Leben war er ein weißhaariger Greis.«
»Ganz wie Euer Vater, Aylis.«
»Ja. Aber ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als mein Vater noch die Kraft der Jugend hatte. Seine Haare waren dunkelbraun, seine Glieder stark, und sein Körper war hager und kräftig.«
Jinnarin merkte auf. »Wie Ontah in dem Traum.«
»Ja. Aber mein Vater wird seine Jugend zurückgewinnen, während Ontahs für immer verloren war… außer in seinen Träumen.«
Jinnarin seufzte. »Glaubt Ihr, alte Sterbliche betrachten sich als alt? Ich meine, bei sich, denken sie da, dass sie immer noch so sind, wie sie in ihrer Jugend waren?«
»Das weiß ich nicht, Jinnarin, aber es gehört zu den Dingen, über die ich nachdenke. Sterbliche wissen, dass sie irgendwann alt und schwach werden, dass sie ihre Gesundheit verlieren, dass ihr Körper die Fähigkeit verliert, sich rasch von Krankheiten und Wunden zu erholen, und dass sie vielleicht sogar an Gebrechen leiden, die nie mehr heilen. Doch obwohl sie ihre Gebrechen kennen, müssen sie sich in Gedanken und auch in ihren Träumen noch als jung betrachten.«
»Betrachtet sich im Traum überhaupt jemals jemand als alt?«
»Auch das weiß ich nicht, aber wenn ja, hat der Betreffende vielleicht schon aufgehört, zu leben.«
»Bedeutet das, alt zu sein? Das
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