Elfenschiffe (Mithgar 03)
seine Wange. »Mein Leben lang habe ich gewusst, dass mir etwas fehlt. Ich wusste nicht, was es war, bis ich Euch erblickt habe.«
Aylis legte ihre freie Hand auf seine andere Wange und zog sein Gesicht zu sich. »Chieran«, flüsterte sie, dann küsste sie ihn auf den Mund, sanft zunächst, doch dann mit wachsender Leidenschaft. Seine Arme legten sich um sie, und er drückte sie an seine Brust, und Feuer floss zwischen ihnen, Lippen brannten, Herzen schlugen wild, Seelen flogen einander zu. Sie lagen einander in den Armen und schmiegten sich aneinander.
Langsam und ganz sanft zog er sich zurück, und blickte ihr in die Augen. Dann hob er sie mit einem Freudenschrei in die Höhe, wirbelte sie im Kreis herum und vermeldete dem Himmel lauthals »Chieran!«, während Aylis voller Freude lachte.
Im Heck lehnte Jatu sich an die Reling und schaute mit strahlendem Lächeln ins Wasser.
16. Kapitel
SPIELFIGUREN
Winter, 1E9574-75
[Die Gegenwart]
Aylis erwachte vom Geräusch raschelnden Papiers. Die Umgebung war ihr nicht vertraut, aber sie wusste dennoch genau, wo sie war, und lächelte. Aravan stand unbekleidet an einem Tisch. Sein Körper war schlank und muskulös, und seine Haut wies keine Narben auf. Karten lagen vor ihm ausgebreitet, und er studierte eine sehr intensiv, bevor er sie beiseite legte und eine andere zur Hand nahm. Aylis sah ihm stumm und fasziniert zu, als betrachte sie ein wunderschönes, verzaubertes Wesen, ein Wesen, das wegfliegen mochte, falls sie ein Wort sagte. Sie lag da und schwelgte darin, wie das Licht auf seinem Körper spielte, wie seine kohlschwarzen Haare sein Gesicht einrahmten und ihm auf die Schultern fielen, rabenschwarze Haare, die diese Farbe auch an anderer Stelle hatten. Erinnerungen überfluteten sie, und sie reckte sich träge. Aravan drehte sich beim Rascheln ihrer Bewegung um und lächelte, als er sah, dass sie wach war.
»Chieran«, sagte er, indem er das Pergament auf den Tisch legte und zu ihr ging.
»Mein Liebster«, antwortete sie, während sich ihr Herzschlag beschleunigte. Und als er an den Rand des Bettes trat, hob Aylis die Arme, zog ihn an sich und küsste zuerst seine Hände und dann seine Lippen. Seine Arme legten sich um sie, und erneut flackerte die Leidenschaft auf. Sie liebten sich sanft und zärtlich.
Sie langen entspannt Seite an Seite, Aravan auf dem Rücken, den Arm um Aylis gelegt, sie mit der Wange an seiner Brust. Seine warme Haut duftete schwach nach Salz und Leder. Nach einer Weile richtete sie sich auf und zeigte auf die verstreuten Karten im Raum. »Du hast ein ziemliches Durcheinander angerichtet, Liebster. Warum?«
Aravan wandte den Kopf und betrachtete die überall verstreuten Karten. »Ich habe einen Archipel in einem grünen Meer gesucht. Ich habe viele Inselketten gefunden, aber es gibt keine Hinweise auf die Farbe des Wassers. Aber Jinnarin nennt es immer nur das hellgrüne Meer.«
Aylis schauderte, kuschelte sich ganz eng an Aravan und umklammerte ihn ganz fest, als ihre Gedanken zu der Sendung zurückkehrten. »Adon, aber ich wünschte, es gäbe diesen grässlichen Traum nicht.«
Aravan küsste sie auf die Stirn und strich ihr über die hellbraunen Haare, die zerzaust waren und fein wie gesponnene Seide. »Ja, aber ohne den Traum, Chieran, wärst du mir nicht begegnet, wenigstens nicht so schnell.«
Bei diesen Worten umklammerte Aylis ihn noch fester.
Eine ganze Weile lagen sie da, ohne zu reden, bis Aravan das Schweigen schließlich brach. »Ich möchte, dass du deine Sachen hierher bringst, denn jetzt, wo wir einander gefunden haben, möchte ich nicht mehr von dir getrennt sein.«
Aylis richtete sich auf und schaute ihn forschend an, als suche sie nach der Wahrheit in seinen Worten, sagte aber nichts.
»Vi chier ir, Aylis«, sagte er. »Ich liebe dich.«
Endlich lächelte sie und nickte, und dann küsste sie ihn. »Ich ziehe sofort um, Chieran.« Und sie glitt auf ihn, doch als er nach ihr griff, lachte sie und huschte davon.
Als Aylis die Kajüte verließ, sahen Jinnarin und Alamar von ihrer Partie Tokko auf. Die Pysk saß am Rande des sechsseitigen Spielbretts, das mit schwarzen und weißen Sechseckfeldern bedeckt war, auf denen hier und da rote und grüne münzenförmige Spielsteine verteilt waren, während andere, größere, geschnitzte Spielsteine weiter außen darauf warteten, die Mitte anzugreifen.
Jinnarin lächelte, als Aylis nickte und dann zum Korridor ging.
Alamar rief ihr hinterher. »Nicht, dass du
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