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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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verschüttete. »Würde eine Spinne so eine Angst hervorrufen?«
    Jinnarin nickte mit geweiteten Augen. »Es war eine riesige Spinne, Alamar.«
    »Trotzdem…«
    Aylis zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Vater. Mein Eindruck ist, dass Weiße Eule die Furcht… woanders gefunden hat… als sei er gar nicht mehr in Jinnarins Traum. Ich habe nicht nach ihm gesucht, weil er mir Sperlings Sicherheit anvertraut hat. Trotzdem schien es so, als könnte ich den Blick nicht vom Schiff und dann von der Spinne losreißen.«
    »Vielleicht war – ist – dann die Spinne gar nicht der böse Geist, sondern eine Ablenkung… etwas, das uns darin hindern soll, an den Symbolen vorbei und in das wahre Wesen des Traums zu schauen.«
    »Vielleicht, Vater. Aber vielleicht sind sie auch genau das, was sie zu sein scheinen.«
     
    Vom starken Wind getrieben, sichteten sie gegen Ende des fünften Tages die Insel Rwn, und die Eroean schlug einen südlicheren Kurs ein, bis sie zur Mitte des sechsten Tages die Bucht an der Südostküste erreichte, in die sie einliefen, um dort vor Anker zu gehen.
    »Jetzt warten wir«, sagte Aravan, als die Mannschaft die Takelage verließ, nachdem alle Segel eingerollt und alle Taue aufgeschossen worden waren.
    Es war der fünfzehnte Novembertag, und der Winter hielt Einzug in die nördlichen Breiten.
    Aylis schaute zum Himmel. »Ich fürchte, durch diese Wolkendecke können wir überhaupt nichts sehen.«
    »Ob klar oder bedeckt«, erwiderte Aravan, »wir sehen vielleicht ohnehin nichts.«
    Aylis drehte sich um und betrachtete die Insel. Nicht weit entfernt schwappten dunkle Wellen auf den felsigen Strand. Auf dem ansteigenden, schneebedeckten Land dahinter erhoben sich hohe Pinien, und wo sie durch den weißen Mantel stachen, waren die Äste in ein so dunkles Grün gehüllt, dass es beinah blau wirkte. Hier und da gab es auch Abschnitte mit Laubbäumen, die in ihrem Winterkleid kahl und öde wirkten und knorrige, schneebedeckte Äste und Zweige in den trostlosen Himmel reckten.
    Der in einen Mantel gehüllte Alamar kam mit Jinnarin und Rux auf das Achterdeck. »Wir gehen jetzt zu Bett«, rief der Magier. »Wir müssen ausgeruht sein, wenn wir in der Nacht wach bleiben wollen.«
    Jinnarin wandte sich an den Alten. »Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann.«
    »Unsinn, Pysk. Außerdem müsst Ihr schlafen. Nur Ihr habt Augen, die gut genug sind, um auf natürliche Weise diese Wolken zu sehen. Ich kann sie nur mit meiner Magiersicht entdecken.«
    »Warte, Vater«, sagte Aylis. »Lass mich einen Wetterzauber wirken. Wenn es nicht aufklart, wird heute Nacht niemand etwas sehen, Wolken hin oder her.«
    »Es spielt keine Rolle, Tochter«, knurrte der Magier. »Wir müssen uns daran gewöhnen, wach zu bleiben. Schließlich werden wir diejenigen auf Wache sein.«
    Aylis stieg die Treppe zum Hauptdeck herab. »Vergiss nicht, Vater, ich verfüge auch über Magiersicht. Trotzdem ist es keineswegs sicher, dass wir irgendetwas sehen.«
    »Pah!«, schnaubte Alamar. »Wenn ein Pysk sie sehen kann, dann…«
    »Dann ist das noch keine Garantie dafür, dass wir sie auch sehen, Magiersicht hin oder her«, unterbrach Aylis. »Davon abgesehen, werde ich das Wetter vorhersehen. Das dauert nur einen Moment.«
    Sie hüllte sich in ihren Umhang und ging weiter in den kalten Wind. Das Elfenschiff hatte sich am Anker gedreht, bis die Spitze in den Wind zeigte. Die Seherin stand auf dem Vordeck, starrte über das Bugsprit nach Westen und sagte: »Caelum in futura.« Sie beobachtete, wie Schiff, Wasser und Land verschwanden und nur der Himmel blieb, während in wenigen Augenblicken Stunden verstrichen – der Tag raste vorbei, die Dämmerung nur ein Flackern, während lichtlose Dunkelheit den Himmel überzog. Dann ging das Morgengrauen in einen wolkigen Tag über, doch ein helles Blau verdrängte das Grau und jagte es davon – und dann endete die Vision.
    »Morgen um diese Zeit wird es klar sein«, sagte sie bei ihrer Rückkehr. »Aber heute Nacht ist es bewölkt.«
    Alamar murmelte etwas. »Spielt keine Rolle«, fauchte er. »Ich gehe jetzt zu Bett. Von nun an, bis wir die Wolken sehen und entdeckt haben, wohin sie ziehen, heißt es tagsüber schlafen und nachts wachen. Derselbe Rhythmus, dem ich folge, wenn ich die Sterne beobachte.«
    Er machte kehrt und ging zu der Tür, die zu den Kabinen führte. »Kommt Ihr, Pysk?«, rief er über die Schulter. »Ich kann nicht zulassen, dass Ihr auf der Wache einschlaft.«
    »Gleich,

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