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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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klopfte, hob er den Kopf. „Verdammt, Chapman“, brüllte er. „Verschwinde!“
    Lily bohrte die Nase in die Baumwolle über seinem Brustbein und grinste, weil er sie nicht einen Moment losgelassen hatte, während er Porter beschimpfte. Obwohl ihr jetzt die Ohren klingelten, konnte sie ein Räuspern auf dem Flur hören. Und wie die Tür geöffnet wurde. Lily gab ein erschrecktes Keuchen von sich. Sie versuchte, in Jolyons Umarmung gleichzeitig ihren Pulloversaum wieder nach unten zu zerren und ihre Haare zu glätten.
    Jolyon drehte sich so, dass er sie mit seinen breiten Schultern abschirmte. „Chapman“, knirschte er. „Hast du Todessehnsucht?“
    Die Tür stoppte auf halbem Weg. Porter, noch hinter dem dünnen Holz verborgen, sagte steif: „Lily … Miss Fairchild wird unten verlangt.“
    „Sie ist in zehn Minuten da.“
    „Aber die Ballprobe …“
    „In zehn Minuten, Chapman.“
    Nach einem kurzen Zögern zog Porter die Tür wieder ins Schloss. Lily vernahm deutlich, wie sich der junge Mann widerwillig trollte.
    „Wo waren wir stehen geblieben?“ Jolyon näherte sein Gesicht Lilys.
    Lily lachte. „Eigentlich wollte ich dir etwas sagen“, erinnerte sie ihn.
    Jolyon ließ sie abrupt los. Zu abrupt für Lilys Geschmack. „Und ich dir etwas geben! Warte!“ Er sprang aus dem Bett.
    Die Sekunden, die er brauchte, um den Seesack neben der Tür zu erreichen, hineinzugreifen und zu ihr zurückzukehren, fühlten sich für Lily an wie eine Ewigkeit. Sie streckte unwillkürlich einen Arm nach Jolyon aus.
    Er grinste breit, als er es sah. Nahm ihre schmalen, hellen Finger in seine kräftigen, dunklen, ließ sich wieder neben Lily fallen und zog sie dann ohne weitere Umstände an sich.
    „Hier.“ Er legte ihr eine schmale schwarze Schachtel mit einer goldenen Schleife auf die Knie. Als Lily ihn überrascht ansah, setzte er hinzu. „Fröhliche Weihnachten.“
    Lily erschrak. „Du hast … Aber ich habe nicht … Ich wusste gar nicht mehr …“, stotterte sie hilflos. „Oh Gott, wir haben heute wirklich Weihnachten. Es tut mir leid.“
    Jolyon legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Sch“, sagte er wieder. „Alles gut.“
    Sie lehnte ihre Stirn gegen seine und schloss die Augen. Nicht weinen, befahl sie sich. Nicht weinen. Auch Weinen vor Rührung geht gerade gar nicht. Wenn du einmal anfängst …
    Jolyon drehte den Kopf. „Machst du’s auf?“, flüsterte er so dicht an ihrem Ohr, dass sie spürte, wie seine Lippen sich bewegten.
    Lily nickte. Vorsichtig schob sie die Schleife von dem Karton und hob den Deckel an. Über schwarzen Samt rieselte eine feine goldene Kette. Daran hing ein Tiger aus gehämmertem Gold, kauernd, zum Sprung bereit. Lily schluckte. „Es ist wunderschön“, wisperte sie und ließ das Schmuckstück bewundernd von ihren Fingern baumeln.
    „Ich musste an dich denken, als ich es sah.“ Jolyon beobachtete ihre Reaktion. „Und ich dachte, wenn du schon die eine Hälfte deines Namens als Anhänger trägst, solltest du das mit der anderen auch tun können.“
    Weil ich beides bin, dachte Lily. Die Lilie und der Tiger, der Mensch und die Fey. Und beides sein muss. Er hat das verstanden. Sie warf ihm die Arme um den Hals. Und weinte still in sein dunkles Wolfshaar.
    Jolyon konnte ihre Tränen nicht sehen, schien jedoch zu spüren, wie aufgewühlt sie war. Ganz anders als zuvor streichelte er ihr jetzt über den Rücken. Tröstend. Beruhigend. „Hey“, sagte er leise. „Alles in Ordnung?“
    Nein, dachte Lily und klammerte sich fester an ihn. Nichts ist in Ordnung. Wenn der Duke seinen Willen kriegt, ist es heute das letzte Mal, dass wir uns so halten dürfen. Ein Schluchzer entrang sich ihr. Lily biss sich auf die Lippen, um den nächsten zurückzuhalten.
    „Tigermädchen.“ Behutsam, aber entschlossen schob Jolyon sie von sich. Er fasste sie bei den Schultern und wollte ihr in die Augen schauen, doch Lily drehte beschämt den Kopf zur Seite. Hellblonde und dunkelgoldene Locken fielen ihr ins Gesicht.
    Jolyon strich sie ihr vorsichtig aus der Stirn. „Nicht weinen“, bat er Lily. „Es wird ja alles wieder gut. Ich bin jetzt hier. Und Webber ist auf dem Weg. Sobald ich gestern deine Textnachricht gelesen hatte, habe ich Alarm geschlagen. Das ist nämlich nicht nur schräg, dass dieser Fey aus der Bibliothek Alistair York ist, das ist ein Totschlagargument für verstärkten Chronisten-Einsatz in Englefield Park. Musste schließlich auch Finch-Hutton

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