Elfenschwestern
Halle zu schmücken. Leider ist dieser Jamesson wirklich gruselig, wenn er wütend wird.“ Porter schüttelte sich.
Lily musste grinsen. „Siehst du?“, sagte sie zu ihm. „Heldenhaft.“
Porter warf sich tatsächlich ein bisschen in die Brust.
Sie gingen einen Flur entlang, der so ganz anders anmutete als die in den unteren beiden Etagen. Die nackten Holzdielen waren sauber, aber weder lackiert noch gebohnert, die niedrigen Wände waren schlicht weiß getüncht und die schmalen Türen hatten simple Klinken. Porter drückte die am Ende des Korridors herunter.
„Nach dir“, sagte er und ließ Lily den Vortritt.
Das Zimmer war klein, hatte den milchweißen Winterhimmel im Dachfenster und zwei schmale Betten an den Wänden. Auf einem lag Jolyon Wilde.
Lily griff Halt suchend nach dem Türrahmen.
Jolyon richtete sich auf, als sie eintraten. Sein Blick fand sofort Lilys. „Danke, Chapman“, sagte er. „Sehr verbunden. Und jetzt lass uns allein.“
Porter zog ein Gesicht, gehorchte aber. Er überreichte Lily noch ihren Mantel, dann schloss sich die Tür mit einem fast vorwurfsvollen Klappen hinter ihm.
Lily und Jolyon waren allein.
„Du kommandierst ja schon wieder alle herum“, sagte Lily und fragte sich, warum sie sich so darüber freute. Und wie sie überhaupt etwas sagen konnte, wo es sich doch anfühlte, als sei ihr das Herz hoch in die Kehle gerutscht und schlage dort ganz außergewöhnlich schnell.
Jolyon sagte nichts mehr. Schaute sie nur an.
Himmel, sah er gut aus. War er schon immer so groß gewesen? Und hatte er schon immer so breite Schultern gehabt? So viel herrlich dichtes Haar? So stahlblaue Augen? Ach, diese Augen!
Es fühlte sich so an, als schmelze sie innerlich.
„Butterweich“, murmelte Lily.
„Was?“ Er klang heiser.
Sie lachte. Und war selbst erstaunt, wie glücklich sich ihr Lachen anhörte. Wie war es nur möglich, dass sie trotz der ganzen verfahrenen Situation in diesem Moment glücklich sein konnte? Er, dachte Lily, er macht das möglich. „Ich sagte, dass ich schmelze wie Butter in der Sonne, wenn ich dich nur ansehe.“
Jolyon gab einen erstickten Laut von sich, sprang auf, machte einen großen Schritt auf sie zu und griff nach ihr. Ihr Dufflecoat entglitt ihren Fingern und fiel zu Boden. Sie hatte nur einen Augenblick, um ihr Gesicht in der Kuhle zwischen seinem Hals und seiner Schulter zu vergraben, wo Jolyon so wunderbar nach sich selber duftete, bevor er entschlossen ihren Hinterkopf umfasste, ihr Kinn hob und sie küsste. So drängend, als brauche er ihre Küsse nötiger als Luft zum Atmen.
Nur einmal löste er kurz seine Lippen von ihren, um ein Wort zu murmeln: „Tigermädchen.“
Da gaben ihre Knie nach. Vielleicht ahnte er es, vielleicht auch nicht, jedenfalls landeten sie in einem Knäuel aus verschlungenen Gliedern auf seinem Bett.
Halb zog er sie, halb sank sie hin, dachte Lily noch, während sie neben Jolyon auf die harte Matratze fiel. Und dann dachte sie nichts mehr, dann küsste sie nur noch, roch sein Wolfshaar, fühlte die glatte Haut in seinem Nacken unter ihren Fingern und die harte Wölbung seiner Oberarmmuskeln durch den Stoff seines Sweatshirts.
Er ließ eine Hand über ihren Rücken wandern. Als er unter ihren Pullover griff, unter ihr T-Shirt und nackte Haut berührte, musste Lily sich zusammenreißen, um nicht hörbar nach Luft zu schnappen. Stattdessen biss sie ihn in die Schulter und dann in die Stelle an seinem Hals, wo sein Puls stark und heftig schlug.
„Himmel“, sagte er mit belegter Stimme. „Tigermädchen.“ Er löste sich mühsam von ihr. Mit zerzausten Haaren saß er vor ihr und machte ein Gesicht wie jemand, der langsam aus einer Trance erwacht. Seine Augen waren verhangen, seine Lippen geöffnet.
Der Anblick ließ Lily erbeben. Ist es das, was Rose so gefällt?, fragte sich Lily und stützte sich auf die Ellenbogen hoch. Dass die Männer sie ansehen, als wären sie trunken nur von ihr?
Lily liebte es, dass Jolyon sie so anschaute. Sie liebte ihn.
Lily hielt den Atem an. Hatte sie das gerade wirklich gedacht?
Jolyon berührte ihre Wange. „Was ist?“, flüsterte er.
Sie wollte es sagen, musste es sagen, ehe ihre Welt komplett zusammenbrach, konnte nicht lange darüber nachdenken. Lily öffnete den Mund. „Ich …“, begann sie.
Jemand bollerte gegen die Tür.
Lily zuckte zusammen und Jolyon zog sie an sich. „Sch“, murmelte er, „das ist nur dieser unsägliche Porter.“ Als es noch einmal hart
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