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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Übung“, sagte er.
    Sie legte eine Hand auf seinen Kopf. Vergrub die Finger in seinem Haar. Weich war es, jetzt wusste sie es. Weich und trotzdem fest. Oben so lang und dicht wie Wolfsfell, an den Seiten kürzer und ihre Fingerspitzen kitzelnd.
    Als Jolyon zu ihr hochsah, rutschte ihre Hand ab, glitt an seiner Wange entlang. Er fing sie ein und hielt sie fest. Eine Weile verharrten sie so. Dann griff er nach ihrem rechten Bein und zog ihr auch den anderen Stiefel aus.
    „Du hast Recht“, sagte sie. „Es ist kalt hier.“
    „Warte. Das haben wir gleich.“ Er setzte sich neben sie, packte die Steppdecke und wickelte Lily darin ein.
    Sie konnte ihn riechen, das Salz auf seiner Haut, das Wolfshaar und dazu einen Hauch von Tinte und Papier.
    „Besser?“, fragte er.
    Statt einer Antwort legte sie sich hin. Rollte sich zusammen in seinem Bett. Hüllte sich in die Decke, in seinen Geruch, der daran haftete, und in die Haut dieser fremden Lily, die solch ungewohnte Dinge tat.
    Er zögerte. Zog sich dann den Pullover über den Kopf, die Boots von den Füßen und schwang die langen Beine ins Bett. „Rück mal ein Stück, Tigermädchen“, sagte er und streckte sich neben ihr aus.
    Die Bettfedern quietschten. Dann hörte Lily nur noch ihren Atem und seinen Atem, ihren Herzschlag und seinen Herzschlag. Sie lagen da und sahen sich schweigend an.
    „Du hast Katzenaugen“, sagte Jolyon schließlich. Er sprach ganz leise, war ihr aber so nah, dass jedes seiner Worte in ihr widerhallte. „Goldene Katzenaugen.“
    Lily blinzelte. Jolyon lächelte.
    „Leuchten sie auch im Dunkeln?“, fragte er und löschte das Licht.
    Lily starrte in die plötzliche Finsternis.
    „Und?“, flüsterte sie fragend.
    Es dauerte eine Weile, bevor er antwortete. „Katzenaugen“, murmelte er dann. „Habe ich doch gesagt.“
    Obwohl sie sich nicht berührten, konnte Lily die Hitze seines Körpers fühlen. Weil sie nicht wusste, was sie tun sollte, schloss sie die Augen.
    „Bist du verschwunden, Tiger?“
    Lily antwortete nicht.
    Da endlich streckte Jolyon die Hand nach ihr aus. Er streifte ihre Schulter und ließ die Finger abwärts wandern zu ihrer Taille. Während Lily noch atemlos dem Schauder nachspürte, den seine Berührung auslöste, umfasste er ihre Mitte. Er brauchte nur einen Ruck, um sie über die Matratze zu sich heranzuziehen.
    Jetzt lag sie an seiner Brust, in seinen Armen und merkte, wie seine Wärme etwas von der Kälte in ihr wegtaute.
    „Hey“, sagte er an ihrer Wange. Seine Lippen strichen über ihre Haut, als er sprach. Lily hielt ganz still. Genoss das Gefühl seiner Hand, die langsam über ihren Rücken strich. Entspannte sich.
    „Schlaf ein bisschen, Tigerkätzchen“, murmelte er. „Bei mir bist du sicher.“
    Sicher? Lily verkrampfte sich. Nein, sicher war sie nicht. Sicher war im Moment wahrscheinlich niemand aus der Familie Fairchild.
    Ruckartig setzte Lily sich auf.
    Hinter ihr knipste Jolyon das Licht wieder an.
    „Alles okay?“
    Sie schüttelte den Kopf. Es funktionierte nicht, sie konnte nicht ausblenden, was mit Gray geschehen war.
    Er legte eine Hand zwischen ihre Schulterblätter, beruhigend. „Wir können auch wach bleiben. Und reden. Oder schweigen. Wie du willst“, sagte er. „Ich kann auch auf dem Boden schlafen. Kein Problem. Oder möchtest du doch lieber zurück? Das ist okay. Ich bring dich hin, wenn du magst.“
    Lily krallte die Finger in die Steppdecke. „Willst du denn, dass ich gehe?“, stieß sie hervor.
    Er sah ihr offen ins Gesicht. „Nein. Absolut nicht.“
    „Ich auch nicht“, gestand Lily leise.
    Er schien zu spüren, dass eine Einschränkung folgen würde. Wartete. Und fragte, als sie nicht weitersprach: „Aber?“
    „Ich muss meine Schwester anrufen“, wisperte Lily. „Sie weiß noch von nichts.“
    „Es ist gleich drei Uhr. Wird sie sich nicht zu Tode erschrecken, wenn du jetzt anrufst?“, gab Jolyon zu bedenken. „Willst du nicht lieber noch ein paar Stunden warten?“
    Lily stellte sich Rose vor, allein im Bluebell Cottage. Draußen nur die Nacht und der Schnee. Die nächsten Nachbarn Kilometer entfernt. Rose quer in ihrem schmiedeeisernen Bett liegend, die schwarzen Haarflechten sich um ihre weißen Arme schlingend. Das Telefonläuten in dem alten, stillen Haus, in dem sonst nur das Holz knackte. Rose würde glauben, es sei Duncan. Und abheben und knurren. Und sagen: „Was willst du? Ich habe dir doch gesagt, diesmal ist es wirklich aus.“
    Nein, Rose würde

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