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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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beschäftigt, eine hell, eine dunkel, beide ziemlich hübsch. Lily entschied sich für die Blonde.
    „Ganz schön was los, oder?“, fragte sie betont beiläufig, nahm sich ein Stück Honigkuchen und sah das Mädchen an, das gerade Orangensaft mit Sekt aufgoss.
    Die Blonde reagierte gar nicht, dafür schaute die Brünette hoch.
    „Ja, schrecklich“, stöhnte sie. „Wir kommen gar nicht hinterher. Was möchtest du trinken?“
    Lily winkte ab. „Oh, nichts, danke.“
    „Okay.“ Die Dunkelhaarige machte Anstalten, sich wieder ihrer Aufgabe zu widmen. Schnell schob Lily nach: „Aber ich suche Dr. Fairchild. Hast du sie zufällig gesehen?“
    „Wen?“
    „Dr. Fairchild. Sie lehrt Mikrobiologie. Mittelgroß, rotblond, sehr attraktiv.“
    „Oh, Kate. Sie war eben mit Davis hier.“
    Kate?, dachte Lily irritiert.
    Die Brünette scannte den Raum. „Schau, da drüben sind sie!“ Sie zeigte zum anderen Ende des Katalogsaals. „Siehst du, sie redet mit Professor Davis. Der Große da? Der andere ist T. W. Webber, unser neuer Dozent für Geschichte.“
    Professor Davis? Dozent für Geschichte? Lily starrte dorthin, wo Davis und Webber mit Kate redeten. Von wegen Scotland Yard, dachte Lily erschüttert. Lüge! Alles Lüge!
    Da stand plötzlich Jolyon neben ihr. Das Haar zerzaust wie immer, dieselben derben Boots wie in der Nacht zuvor an den Füßen, aber mit einem dunkelgrauen Cordsamtjackett zu T-Shirt und verwaschenen Jeans.
    „Tigerlily“, sagte er.
    „Jolyon“, sagte die Brünette hinter den Punschgläsern überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass du kommst.“
    Lily ignorierte alle beide. Sie beobachtete, wie der geschniegelte Davis sich zu ihrer Mutter hinunterbeugte, sie sah, wie Kate ihm den Kopf zuneigte und eine Hand auf den Arm legte. Diese Geste löste die Erinnerung aus an jenen ungewohnt süßlich-herben Duft, den Lily vor wenigen Stunden an Kates Kaschmirstrickjacke bemerkt hatte. Er war Lily bekannt vorgekommen, und jetzt wusste sie auch, wo sie ihn schon einmal gerochen hatte.
    Meinst du, Mum bringt oft Männer hierher?, hatte Rose gefragt.
    Lily schüttelte erschüttert den Kopf. Lügner, sie waren alle Lügner. Vor allem Kate.
    Lily machte den ersten Schritt auf die drei zu, als Jolyon nach ihrer Hand griff.
    „Komm mal mit“, sagte er. „Es ist dringend.“
    Lily sah ihn nicht mal an, wandte nicht den Blick von ihrer Mutter und Davis, schüttelte nur den Kopf.
    „Nein.“
    „Doch.“
    Jolyon zog sie mit sich. Das kannte Lily ja nun schon, aber dieses Mal machte es sie wild.
    „Jolyon Wilde!“, zischte sie, während er mit Riesenschritten den Katalogsaal durchquerte und sie notgedrungen hinter ihm herstolperte. „Lass mich sofort los!“
    Ihren Protest völlig ignorierend, steuerte er das dunkle Labyrinth der Bücherregale an.
    „Noch ein Schritt und ich schreie“, drohte Lily.
    Lilys Protest erstickte in ihrer Kehle, als Jolyon sie zwischen zwei Regalreihen zog, sie herumwirbelte und mit dem Rücken gegen eine Bücherwand drückte. Einen Moment war Lily zu verblüfft, um zu reagieren, dann begann sie, sich gegen seinen Griff zu sträuben. Er aber presste seinen Körper gegen ihren, fing ihre Fäuste ein und nagelte ihre Handgelenke links und rechts von ihrem Kopf an Buchrücken.
    Lily zog die Oberlippe zurück.
    „Ja, fauch du nur, Tiger“, murmelte Jolyon. Sein Gesicht war so nah an ihrem, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte. „Fauch und kratz und beiß, wenn du willst. Ich lass dich trotzdem nicht gehen.“
    Lily keuchte.
    „Es tut mir leid“, sagte er so ernst, dass Lily ihm fast geglaubt hätte. „Aber du hilfst Grayson nicht, wenn du da drin jetzt einen Aufstand machst. Im Gegenteil.“
    Lily starrte ihn einen Augenblick lang sprachlos an. „Du weißt es“, flüsterte sie dann. „Du weißt, dass sie mich angelogen haben, Kate und diese falschen Polizisten.“
    Jolyon zögerte.
    „Gib es schon zu“, fauchte sie und war überrascht von dem plötzlichen Schmerz in ihrer Brust und dem Gefühl, verraten worden zu sein. „Du bist letzte Nacht gar nicht vor Mums Haus aufgetaucht, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast, oder? Sie haben dich geschickt. Davis, Webber und …“, sie würgte an dem nächsten Wort, „… und Kate.“
    „Tigermädchen“, sagte Jolyon sanft. „Du musst verstehen …“ Aber Lily schüttelte den Kopf. Ganz plötzlich fühlte sie sich von einer fast unheimlichen Ruhe erfasst. „Lass mich los“, sagte sie erneut. „Oder ich

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