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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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schreie.“
    Einen Moment rührten sie sich beide nicht, dann öffnete Lily den Mund.
    Jolyon legte hastig eine Hand über ihre Lippen. „Lily“, sagte er eindringlich. „Sei still und hör mir zu.“
    Lily benutzte ihre plötzlich freie Hand, um ihn zu ohrfeigen.
    Er hatte gerade Zeit, halb verwundert, halb benommen den Kopf zu schütteln, da wurde er von hinten gepackt, herumgerissen und gegen das gegenüberliegende Regal geschleudert.
    Rose stand über ihm, eine schöne und zornige Rose.
    „Wie kannst du es wagen?“, fauchte sie, während Jolyon sich wieder aufrappelte. Sie holte aus und trat ihm so fest gegen das Schienbein, dass er mit einem unterdrückten Aufschrei erneut zu Boden ging.
    „Rose, nein.“ Lily packte die Schwester an der Schulter. „Du musst ihm nicht wehtun.“
    Rose starrte sie an. „Warum nicht? Wer ist der Kerl?“
    Lily zögerte. Das war eine wirklich gute Frage.
    Roses Wut verrauchte so schnell, wie das nur bei ihr ging.
    „Oh“, sagte sie verblüfft. „So ist das. Jetzt erzähl mir aber nicht, du hast all die Zeit auf einen gewartet, der dich herumschubst. Davon gibt es auch in Pipers Corner jede Menge, weißt du?“
    „Rose!“
    Jolyon hatte sich wieder aufgerichtet. „Du“, sagte er zu Rose, „bist dann wohl die andere Fairchild-Schwester.“
    Rose wirbelte zu ihm herum, die langen Haare flogen, fielen über ihre bloßen Oberarme herab. Rabenflügelschwarz auf Schneeflockenweiß. Veilchenaugen und Zähne blitzten im schwachen Licht, als Rose ihr gefährliches Lächeln lächelte. „Ja, das bin ich. Gefällt dir, was du siehst?“
    Jolyon hob skeptisch eine Augenbraue.
    Lily sah es mit Erstaunen. Jolyon sollte rot werden oder blass, verstummen oder stammeln, vor Ehrfurcht erstarren oder sie anflehen, mit ihm auszugehen. Das waren jedenfalls die Reaktionen, die Rose normalerweise hervorrief.
    Doch Jolyon schien unbeeindruckt.
    „Tigermädchen …“, sagte er.
    Rose lachte verblüfft auf. „Er hat ja schon einen Kosenamen für dich, Schwesterchen!“
    „Rose! Hör auf! Was ist los? Hast du Mum gesprochen?“
    Rose schüttelte den Kopf. „Sie ist mit einem Mann abgezogen.“
    „Zurückgegelte Locken? Tweedjackett mit Flicken auf den Ellenbogen?“
    „Ja“, sagte Rose überrascht. „Du kennst ihn?“
    „Das war einer von denen, die letzte Nacht behauptet haben, von Scotland Yard zu kommen.“
    „Behauptet?“
    „Sie sind Dozenten hier. Wo sind sie hin?“
    „Hier zwischen den Regalen verschwunden. Und dann da lang.“ Rose zeigte zu den unbeleuchteten Bibliothekstiefen.
    „Okay. Gehen wir.“
    „Nein.“ Jolyon trat vor, eine Hand nach Lily ausgestreckt.
    Rose stellte sich ihm in den Weg. „Wenn meine Schwester sagt, sie will gehen“, sagte sie mit bedrohlich leiser Stimme, „dann geht sie auch. Ist das klar?“ Ohne Jolyon aus den Augen zu lassen, wandte sie den Kopf leicht in Lilys Richtung. „Los, verschwinde. Du weißt, nach wem du suchst. Ich kümmere mich um den aufdringlichen Menschenknaben.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Lily um und lief los.
    Zwischen den Regalen saßen die Schatten. Zwar hing der warme Schein der Messingleuchter wie eine Wolke über den ersten Reihen, doch je weiter sich Lily in die Tiefen der Bibliothek vorwagte, desto dunkler wurde es um sie herum. Trotzdem beschleunigte sie ihre Schritte noch. Sie musste Kate unbedingt finden. Sie musste sie zur Rede stellen und sie warnen. Sie musste …
    Lily war so mit ihren Überlegungen beschäftigt, dass sie um eine Ecke bog und blindlings in jemanden hineinrannte.
    Der Aufprall hätte Lily fast zu Fall gebracht. Doch der, mit dem sie da zusammengestoßen war, packte sie bei den Schultern und hielt sie aufrecht.
    „Hoppla“, sagte er gedehnt, „wer wird denn so stürmisch sein?“
    Lily schaute hoch. Sie war vor die lange Fensterreihe im Kern der Bibliothek gestolpert. Vor ihr im Mondlicht ragte der lange junge Mann mit dem stehenden Polokragen auf. Er hatte den Mund geöffnet, wie um ihr eine Predigt zu halten, schloss ihn aber jetzt und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    „Wohin denn so eilig?“, fragte er mit einer Stimme, süß und klebrig wie Honig. Seine Hände lagen immer noch auf ihren Schultern.
    Dafür hatte Lily jetzt wirklich keine Zeit. „Entschuldigung“, begann sie und wusste dann nicht weiter. Während sie zwischen all den sich jagenden Gedanken in ihrem Kopf nach einer angemessenen Entgegnung suchte, glitt ihr Blick von seinem prominenten Adamsapfel nach

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