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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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einer furchtlosen, energischen Kate zu werden. „Ihr brauchtet mich genauso wie ich euch“, sagte diese Kate. „Ihr wart gefangen in euren alten Papieren. Ich hatte den Jungen. Wir brachten euch etwas, das es wert war, aufgezeichnet zu werden. Grayson war der geheime Traum der Chronisten. Nun seht zu, dass ihr nicht zu seinem Albtraum werdet.“
    Davis schüttelte entsetzt den Kopf nach dieser Rede.
    Lionel Finch-Huttons Gesicht wurde hart. Er wandte sich an die schweigende Tafelrunde. „Dies ist nicht die Stunde, um uneinig zu sein, meine Freunde. Dies ist die Stunde, um zusammenzustehen. Wir sind die Einzigen, die wissen, und die Einzigen, die dieses Wissen weitergeben können an die nächste Generation. Chronisten der Rose, wofür entscheidet ihr euch?“
    Lily fühlte ein Prickeln im Nacken.
    „Wenn wir Gray nicht zurückholen, wird es vielleicht keine nächste Generation geben“, sagte Webber laut. „Wenn wir an unseren verstaubten Richtlinien festhalten, setzen wir alles aufs Spiel.“
    Jetzt brach ein Tumult los. Alle redeten so wild durcheinander, dass Lily nichts mehr verstand.
    Das Prickeln in ihrem Nacken wurde stärker. Lily schüttelte unwillig den Kopf, um es loszuwerden. Sie konnte sich jetzt nicht auf das konzentrieren, was da am Rande ihres Bewusstseins zerrte. Sie durfte hier nichts verpassen.
    Ihr Blick traf den Webbers. Sie zuckte zusammen, er nicht.
    „Wir müssen handeln. Wir müssen auf der Suche nach Verbündeten unsere Verschwiegenheit den Nicht-Chronisten gegenüber beenden“, sagte Webber laut. Die anderen Stimmen verebbten. „Wir müssen …“ Doch weiter sprach Webber nicht. Seine hellen Augen weiteten sich. Er öffnete den Mund und Lily hatte das unbestimmte Gefühl, dass er ihr eine Warnung zurufen wollte. Das kann nicht sein, dachte sie noch, dann traf sie etwas mit der Wucht einer Kanonenkugel.
    Lily wurde seitlich über das Dach geschleudert. Sie spürte ihren dünnen Wollpulli reißen und ihren rechten Arm brennen, als sie über die Ziegel schlitterte. Dann landete sie schmerzhaft auf Hüfte und Schulter, konnte einmal keuchend Atem holen, bevor sie über das Dach nach unten zu rutschen begann.
    Sie hörte Schreie aus dem Lesesaal.
    Lily rollte sich auf den Rücken. Verzweifelt versuchte sie, sich irgendwie festzukrallen, doch die Schindeln, die sie noch vor wenigen Minuten so sicher getragen hatten, waren unbarmherzig glatt unter ihren Fingern. Der Abgrund kam näher, da war die Regenrinne. Lily warf sich nach vorne. Sie bekam Metall zu fassen und klammerte sich fest. Über den Dachrand rutschte sie trotzdem.
    Lily hing in der Luft. Mit den Füßen versuchte sie Halt zu finden, doch sie war zu weit von der Wand und ihren Vorsprüngen entfernt.
    Hilfe! Angst stieg in ihr hoch, kalt und lähmend. Wütend kämpfte Lily sie nieder. Nein, sie würde nicht aufgeben. Sie würde sich jetzt hochziehen. Verbissen spannte Lily ihre Armmuskeln an.
    Tochter der Fey, rief sie sich zu, du bist eine Tochter der Fey, du bist stark. Vergiss das nicht!
    Und tatsächlich gelang es ihr, die Arme zu beugen. Es war, als aktiviere sie Kräfte, von denen sie nicht gewusst hatte, dass sie in ihr schlummerten. Noch ein Stück, feuerte sie sich selbst an. Noch ein Stück und dann kannst du einen Arm aufs Dach legen. Du schaffst das!
    Da spürte sie wieder das Kribbeln in ihrem Nacken. Ihr Angreifer hatte sie nicht vergessen.
    Lily hörte zarte Flügel schlagen. Sie drehte den Kopf nach links.
    Da schwebte es. Ein Pixiemädchen mit violett leuchtenden, durchscheinenden Libellenflügeln. Es hatte einen zierlichen Frauenkörper, gerade so lang wie eine Männerhand. Sein Kopf mit dem schwarzen Haarschopf war ein kleines bisschen zu groß und die Augen über der zierlichen Nase waren riesig. Es hätte niedlich aussehen müssen, doch die Augen glühten rot wie Kohlenstücke, und als es grinste, entblößte es zwei Reihen weißer, nadelspitzer Zähne.
    Lily schauderte.
    Das Pixiemädchen kicherte.
    „Lily!“
    Wer rief da? Kannte Lily diese Stimme nicht? Und klang sie nicht ganz nah? Hoffnung keimte in ihr auf.
    „Tigermädchen! Ich bin gleich da.“
    Jolyon. Er musste es trotz Rose in die Versammlung geschafft haben. Jetzt näherte er sich schlitternd über die Dachschindeln. Vor Erleichterung hätte Lily fast geweint. Stattdessen entspannte sie ihre Armmuskeln ein wenig und konzentrierte sich darauf, den Halt nicht zu verlieren. Nur ein wenig musste sie noch durchhalten.
    „So“, piepste das

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