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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gemeinsam mit Kate und Lily die dunkle Bibliothek betraten. „Passen auf. Setzen euch in ein Taxi. In Ordnung, Kate?“
    Kate nickte, ohne ihn anzusehen. Schweigend gingen sie weiter. Die Männer blieben immer einen Schritt hinter ihnen, aber Lily konnte sie riechen. Wolfshaar und Wolle war der eine, Seife und Leder der andere. Und wo Jolyon nach Papier und Tinte roch, roch Webber nach Kreidestaub. Ein guter Geruch ist das, dachte Lily müde. Sie stolperte.
    Sofort war Jolyon neben ihr. „Hey, hey“, sagte er besorgt. „Geht’s?“
    Lily sah hoch. Sie hatten das Foyer fast erreicht. Da war Licht und da waren lauter Menschen, die aßen, tranken, miteinander plauderten und lachten. Als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Die Männer und Frauen, die einen unpassend angespannten oder gequälten Ausdruck hatten und ziemlich nervös an ihrem Drink nippten, trugen alle eine Rose am Revers, darauf hätte Lily gewettet.
    Sie traten ins Licht.
    Plötzlich stürzte eine Brünette auf sie zu, das hübsche, nette Mädchen, das hinter der improvisierten Bar bedient hatte. Sie schrie „Jol!“ und warf ihm die Arme um den Hals. „Oh, Jol“, schluchzte sie in seine Hemdbrust. „Dass es dir gut geht. Ich dachte schon, du stürzt auch ab.“
    Lily blieb abrupt stehen.
    „Heather.“ Jolyon legte einen Arm um das Mädchen.
    Webber warf nur einen Blick auf die interessiert herüberschauenden Partygäste und trat zu Jolyon. „Mr Wilde“, murmelte er, „regeln Sie das, bitte. Schnell. Und diskret.“
    „Natürlich, Sir.“ Jolyon sah über die Schulter des Dozenten Lily an. „Tigerlily …“
    Aber Lily schaute weg, reckte den Kopf und durchquerte so zügig und aufrecht wie möglich das Foyer, Kate immer dicht an ihrer Seite. T. W. Webber folgte. Er holte ihre Mäntel, begleitete sie nach draußen und setzte sie wie versprochen in ein Taxi. Er beugte sich noch einmal vor, bevor er die Tür schloss. „Wir unterhalten uns morgen“, sagte er. „Lily?“
    Lily war schon in die Polster gesunken. Sie drehte sich weg und schloss die Augen. Sie wollte nichts mehr sehen und hören.

 
    9
    I never may believe
These antique fables, nor these fairy toys. ~ Ich glaube nicht
An diese Märchen, diesen Feenzauber.
    Lily war noch nie in einem Krankenhaus gewesen. Und auch von diesem hier sollte ihr nicht viel mehr in Erinnerung bleiben als grelles Licht, glänzendes Metall und ein fürchterlicher Geruch: eine Mischung aus Desinfektionsmitteln und Krankheit, Verzweiflung und einem bisschen Hoffnung. Lily wurde ganz elend davon.
    „Mum“, stöhnte sie und drückte die Nase knapp unterhalb des Fuchskragens in Kates Mantel, „ich will nie wieder in so ein Hospital, wenn es sich vermeiden lässt.“
    „Das will niemand“, sagte ihre Mutter traurig.
    Lily sagte nichts mehr, sondern konzentrierte sich auf Kates Parfüm.
    Als der Arzt ihr nach der Untersuchung, die eine Tetanusspritze, ziemlich viel Jod und Verbandszeug beinhaltete, etwas zur Beruhigung geben wollte, schüttelte sie müde den Kopf. Aber Kate sah sie so flehend an, dass sie die zwei rosafarbenen Tabletten hinunterschluckte, einfach um ihrer Mutter einen Gefallen zu tun.
    Und tatsächlich entspannten sich Kates Züge umgehend. Oder bildete Lily sich das ein? Sie jedenfalls entspannte sich sofort so sehr, dass ihr die Lider schwer wurden, immer schwerer und schließlich zufielen.
    Als Lily wieder zu sich kam, lag sie in Kates Gästezimmer. Das Licht, das durchs Fenster fiel, war von einem kühlen Weiß. Aber unter ihrer Steppdecke war es herrlich warm und das Laken war herrlich weich. Lily begann, sich wohlig zu strecken. Sofort zuckte ihr der Schmerz durch Arm, Schulter und Hände. „Au!“
    Rose, die in Jogginghose und dickem Strickpulli, mit angezogenen Beinen und nachlässig hochgesteckten Haaren in dem kleinen Sessel am Fenster herumlümmelte und irgendein Hochglanzmagazin las, sah auf.
    „Endlich!“, rief sie aus. „Ich dachte schon, du verschläfst den ganzen Tag, Schwesterherz.“
    Lily setzte sich auf, so vorsichtig es ging. Es ging nicht sehr gut, ihr tat alles weh und ihre Hände waren ordentlich bandagiert. Das dämpfte ihre Stimmung gehörig.
    „Wie spät ist es denn?“, fragte sie gequält.
    Rose warf ihre Zeitschrift achtlos beiseite und hüpfte aufs Bett, dass die Matratze schwankte wie ein Schiffsdeck.
    Lily verzog das Gesicht, weil ihr sogar diese kleine Erschütterung nicht bekam.
    „Fast Mittag.“
    „Oh.“ Lily versuchte, ihre Gedanken zu

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