Elfentausch
zum Kuckuck ist denn hier los?«, kreischte der Käfer. »Warum ist mein Abendessen noch nicht fertig? Warum steht ihr hier so dumm herum und was wollt ihr eigentlich von mir? Ist euch klar, dass ihr in meine Privatsphäre eindringt? Verschwindet sofort wieder, bevor ich mich vergesse!«
Axel hätte zu gerne gesehen, wie der hysterische Käfer gegen einen Baum knallte, aber Rudi kam ihm zuvor. Er sprach beruhigend auf seinen Vetter vierten Grades ein und erklärte ihm die ganze komplizierte Geschichte.
»Da kann ich euch auch nicht helfen!«, kreischte Helmut. »Ist das vielleicht mein Problem? Die Tussi ist sicher schon lange bei der Sumpfhexe angekommen. Und was geht’s mich an?«
»Wohin wollte sie?«, fragte Axel entsetzt. »Zu einer Hexe?«
»Ja hört mir denn hier keiner zu? Ja, sie wollte zur alten Sumpfhexe. Das habe ich von den Alkobolden gehört. Und sie will sich in eine Elfe verwandeln lassen. Als ob die Alte da mitspielen würde. Die hat Besseres zu tun, sage ich euch. Aber warum unterhalte ich mich eigentlich mit euch? Lasst mich endlich in Ruhe, ich habe Hunger!«
Axel hatte noch nie jemanden so schnell und so viel reden hören – und so hysterisch. »Nur noch eine kurze Frage«, sagte er deshalb. »Wo finde ich denn die alte Sumpfhexe?«
»Das glaube ich ja jetzt nicht«, schrie der Käfer puterrot vor Zorn. »Warum hörst du mir denn eigentlich nicht zu? Meinst du, ich rede hier vor lauter Vergnügen vor mich hin, während mir der Magen auf den Boden hängt?! Die Sumpfhexe wohnt natürlich im Sumpf hinter dem Donnerberg. Oder wie viele Sümpfe haben wir hier? Das ist doch zum Kotzen, ist das …«, und dann flog Helmut auch schon davon und knallte mit dem Kopf gegen den nächstbesten Stein. Er war außer sich vor Wut über die Belästigung. Aber Axel hatte genug gehört. Er setzte Rudi wie versprochen ins Gras und meinte: »Vielleicht lassen sie dich ja zum Essen bleiben!«, dann ging er zurück zu seinen Eltern. Er wusste jetzt, wo er seine Schwester zu suchen hatte. Ihm war nur noch nicht klar, wie er ihnen erklären sollte, was er soeben erfahren hatte. Also schloss er sich seiner Familie an, als wäre nichts gewesen und als wäre er überglücklich, dass er noch hatte schaukeln dürfen.
Auf dem Wanderweg allerdings hielt er seinen Bruder Lutz zurück. »Ich muss dir ganz dringend was erzählen!«, flüsterte er aufgeregt. »Ich weiß jetzt, wo Evelin ist.«
»Woher willst du denn das wissen, du Angeber«, sagte Lutz. Mit neun Jahren war er der Älteste und natürlich wusste er sofort, dass sein Bruder ihm etwas vorschwindelte.
»Ich weiß es von der Raupe und dem Käfer. Evelin ist unterwegs zur Sumpfhexe und will sich in eine Elfe verwandeln lassen!«
»Was erzählst du denn da für einen Schwachsinn?« Lutz knuffte seinen Bruder gegen den Oberarm. »Warum sollte ich dir denn so eine Geschichte abkaufen?«
»Na, weil sie doch wahr ist!«
»Und du hast das von einem Käfer gehört?«
»Ja, zuerst von Rudi der Ratter-Raupe und dann von Helmut, dem Helmkäfer. Und der weiß es von den Alkobolden. Evelin ist mit einer Elfe und einem Himbeerwichtel unterwegs zur Sumpfhexe hinter dem Donnerberg. Ganz bestimmt! Wir müssen da hin und sie sofort suchen!«
»He, was glaubst du denn, was Mama und Papa zu dieser Geschichte sagen werden? Sollen sie etwa die Polizei losschicken, um Evelin und eine Elfe und einen Wichtel im Sumpf suchen zu lassen, nur weil ein Käfer dir das erzählt hat? Überleg doch mal! Mir fehlt Evelin ja auch, aber wir können doch nichts machen. Also komm schon, wir gehen erst mal nach Hause. Wenn du lieb bist, darfst du auch mit meiner E-Lok spielen – aber nur ganz vorsichtig. Okay?«
Axel zuckte mit den Schultern und nickte dann. Sie holten ihre Eltern schnell wieder ein, aber er war mit der Situation noch nicht zufrieden. Was soll man nur machen, wenn man erst fünf ist und zufällig von einem Käfer erfährt, wo man die verschwundene Schwester aufspüren kann und einem trotzdem niemand glaubt? Traurig und wortkarg lief er neben Lutz nach Hause und wollte auch nicht mit der neuen Lok spielen. Er ging stattdessen gleich zu Bett und überlegte verzweifelt, wie er Evelin helfen könnte.
In der Zwischenzeit unterrichtete Lutz, pflichtbewusst wie ältere Brüder sind, die Eltern von dieser Sache. Frau Busch war ganz unglücklich, dass ihr kleiner Sohn sich so sehr in die ganze Sache hineinsteigerte, dass er schon hemmungslos halluzinierte. Sie nahm sich vor,
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