Elfentausch
ihn gleich am nächsten Tag zu einem Kinderpsychiater zu bringen, damit er mit jemandem sprechen konnte. Außerdem würden sie mit der Suche für einen Tag aussetzen, damit wenigstens Lutz und Axel sich nicht so vorkamen, als würde sich niemand für sie interessieren. Was eine für Eltern logische Entscheidung ist, stellte für Axel natürlich das Ende seiner Heldenkarriere dar. Ganztägig unter elterlicher Aufsicht konnte er seine eigenen Nachforschungen nach der Schwester natürlich nicht mehr aufnehmen. Und heimlich davonschleichen war natürlich keine gute Idee. Es wimmelte überall von Suchtrupps, die ihn dann sofort entdecken würden.
Entsprechend deprimiert war er dann auch über die freudige Nachricht, dass die Eltern die Suche nach Evelin den Spezialisten überlassen würden und sich lieber um Lutz und Axel kümmern wollten. Er würde also doch nicht der Held sein, der seine Schwester rettete. Mist! Und er tat, was Fünfjährige in so einer Situation tun, wenn bockig zu sein auch nichts nützen würde – er fügte sich den Umständen und hoffte inständig, dass die Polizisten – die »Bullen«, wie er sie heimlich nannte, obwohl er das nicht sollte – oder das Rote Kreuz Evelin finden würde. Bestimmt würden sie doch auch auf dem Berg und im Sumpf suchen, oder?
Zwischenspiel: Graswichtel
Wie es der Zufall wollte, hatten am Wegesrand die Jungen unfreiwillige Zuhörer gehabt. Zwei kleine Graswichtel hatten sich heimlich von zu Hause weggeschlichen, um einige lustige Tanzläuse für eine Geburtstagsparty zu fangen. Die Tanzläuse waren zwar keine Artisten, sondern tanzten nur zu ihrem eigenen Vergnügen, doch welche Wahl hatten sie schon, wenn sie gefangen genommen wurden? Und beinahe vor jedem Wichtelgeburtstag war es dasselbe. Die Wichtel taten den Tanzläusen natürlich nichts an, aber die Läuse hassten es trotzdem, zum Tanzen gezwungen zu werden. Deshalb versteckten sie sich immer, so gut sie nur konnten.
Dennoch wurden die kleinen Graswichtel Ursus und Chicco fündig und stießen auf eine Clique von fünf Hardrock-Tanz-Läusen. Exquisit. Mal was ganz anderes! Genau das Richtige für einen Halbstarken-Geburtstag. Doch bevor sie die Läuse packen konnten, tauchten Menschen auf dem Weg auf und die Läuse entkamen. Zuerst hatten sich die Wichtel natürlich vor den Menschen versteckt und eigentlich war es ihnen egal, dass ein Mensch verschwunden war. Aber sie wurden hellhörig, als sie mitbekamen, dass das Mädchen in Begleitung einer Elfe und eines Wichtels reiste. Diese Elfe musste die vermisste Tamara aus dem Nachbarort sein. So vergaßen sie erst einmal die Tanzläuse und machten sich sofort auf den Weg nach Elfenhausen, um Tamaras Familie diese Neuigkeiten zu berichten.
Tamaras Mutter ahnte ja bereits, dass ihre Tochter unterwegs zur Sumpfhexe war, aber in Begleitung eines Menschenkindes und eines Wichtels? Was für eine seltsame Kombination. Aber ein Gutes hatte es doch, fand Sofie, denn dann konnte man bei der Suche nach Tamara einfach nach einem Menschenmädchen Ausschau halten. Dieses konnte man ja nicht so leicht übersehen wie eine einzelne Elfe. Für die Suchtrupps war die Suche dadurch einfacher und sicher auch erfolgreich. Sofie war erleichtert. Sofort trommelte sie die Leuchtkäfer und Irrlichter zusammen, die in der Nacht suchen würden, sowie die Hilfstruppen der Elfenpolizei, die die Suche tagsüber leiteten. Der diensthabende Elfenpolizist war auch erfreut über die guten Neuigkeiten. Man würde sofort durch Such-Uhus und die Express-Kuckucke das Gebiet bis zum Donnerberg überfliegen lassen, mit der Anweisung, nach einem Menschenmädchen zu suchen, das dort allein herumirrte. Die Vögel machten sich sofort auf den Weg.
Langsam flog die Abteilung der Express-Kuckucke über den Wald in Richtung Berg, gefolgt von einer Schar Such-Uhus. Sie suchten gründlich und brauchten auch lange für die Strecke; sie waren den ganzen Dienstag und auch am Mittwoch bis zum Abend unterwegs. Ganz nach Anweisung suchten sie sehr sorgfältig nach einem Menschenmädchen. Sie flogen sogar bis auf den Berg hinauf und auch an der Höhle vorbei, in der Tamara, Evelin, Börti und Rüdiger gerade lagerten. Natürlich entdeckten sie keinen der vier, denn sie suchten nach einem über ein Meter großes Kind und nicht nach einem zwölf Zentimeter großen Mädchen, das sich neben Tamara ins Moos gekuschelt hatte.
Als es dann dunkel wurde, kehrten die Uhus um. Sie würden ja wieder zwei
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