Elfentausch
nicht gewohnt war, ausgegraben und vor so vielen Leuten präsentiert zu werden.
Vorsichtig nahm Evelin dem Puschelwutz den Wurm aus der Schnauze und ließ dann auch seinen Schwanz los. Erleichtert rieb sich der Puschelwutz das Hinterteil und brachte sich ein Stück weiter in Sicherheit. Aber neugierig wie er war, wollte er natürlich beobachten, was dieses seltsame Quartett vom Wunschwurm wollte.
»Wir haben einen Wunsch«, sagte Börti zum Wunschwurm.
»Nur einen für euch alle?«, fragte Wilfried, der Wurm. Die vier blickten sich an.
»Nun ja«, meinte Tamara. »Eigentlich hat jeder von uns einen anderen Wunsch.«
»Ich kann euch aber nur einen Wunsch erfüllen. Und er ist auch nicht von Dauer. Also entscheidet euch!« Die Freunde schauten sich an. Alle dachten dasselbe: Wenn ich mir nun meinen Wunsch wünschen würde, dann hätte die Reise für mich ein Ende. Aber die Wunscherfüllung eines Wunschwurmes war ja nicht von Dauer und bei den Wünschen, die sie hatten, würde das also nichts nützen.
Tamara ergriff das Wort und erklärte dem Wurm: »Wir sind Freunde. Wir wollen uns etwas wünschen, das uns allen weiterhilft und die Reise dann gemeinsam durchstehen. Wir werden uns also wünschen, dass Evelin kleiner wird, dann kann Rüdiger uns alle auf den Berg fliegen. Seid ihr alle einverstanden?« Die anderen nickten. »Ich wünsche mir also, dass ich so klein bin wie Börti und Tamara, damit Rüdiger uns auf den Donnerberg mitnehmen kann!«, sprach Evelin ihren Wunsch ganz bedächtig aus.
Sie hatte kaum zu Ende geredet, als ihr schlecht wurde, weil sie ganz schnell zusammenschrumpfte. Dadurch ließ sie auch Wilfried den Wurm fallen, der sich nach der Wunscherfüllung in einen ganz normalen Regenwurm verwandelte. Das passierte einem Wunschwurm immer, wenn er einen Wunsch erfüllt hatte. Und deshalb gab es auch kaum noch welche von ihnen, das heißt, es gibt sie schon noch, aber sie sind jetzt alle ganz normale Regenwürmer und auch nicht mehr silbern.
»Dann können wir ja endlich los!«, rief Rüdiger. »Es ist schon fast dunkel. Also steigt auf meinen Rücken, dann können wir abheben!«
»Moment«, sagte Evelin, die sich noch ganz ungewohnt vorkam. Wie sollen wir uns denn festhalten, wenn du so schnell fliegst? Was ist, wenn wir runterfallen?«
»Also, der Elfe kann ja nichts passieren, die hat ja selber Flügel«, überlegte Rüdiger. »Und den kleinen Börti kann ich in den Schnabel nehmen. Da wird er es schon einige Minuten aushalten. Ich werde ihm auch nichts tun. Vögel essen ja keine Wichtel. Und du musst dich eben festhalten.«
»Das ist mir zu unsicher!«, sagte Evelin. »Aber ich habe eine Idee!« Sie kramte in ihrer Tasche nach der langen Silberkette, die sie sich immer mehrfach um das Handgelenk geschlungen hatte. Diese war jedoch nicht mitgeschrumpft, sondern lag lang und schwer in der Hosentasche. Wie gut, dass die Tasche so groß war, dass sie bis zu den Knien reichte! Beinahe wie die modernen Hosen mit den riesigen aufgesetzten Taschen, in denen man seine Haustiere mit sich führen konnte. Evelin zog die feine, aber jetzt riesengroß wirkende Kette mühsam aus der Hose. »Das werde ich dir um den Hals legen und mich damit an dich ketten. Das ist dann doppelt sicher!«
Rüdiger war argwöhnisch. Er hatte noch nie eine Halskette getragen. Aber er sah ein, dass es nicht gut wäre, wenn Evelin während des Fluges zum Donnerberg auf die Erde zurückplumpste. Also erklärte er sich einverstanden. Evelin kletterte mit Tamaras Hilfe auf Rüdigers Nacken und kettete sich dort fest. Dann nahm Rüdiger Börti in den Schnabel, den er dann natürlich offen lassen musste, so klein war Börti nun auch wieder nicht. Tamara setzte sich neben Evelin und hielt sich auch an der Silberkette fest.
»Seid ihr bereit?«, fragte Börti anstelle von Rüdiger, denn mit vollem Schnabel spricht es sich schlecht.
»Wir sind bereit«, sagten Tamara und Evelin und Rüdiger erhob sich vorsichtig zwischen den Bäumen in die Luft, während der kleine Puschelwutz am Boden dem seltsamen Flugobjekt kopfschüttelnd nachstarrte, bevor er seines Weges ging.
Kaum in der Luft und über den Tannen flog Rüdiger drei Viertel seiner Höchstgeschwindigkeit und sie waren in nicht mal einer Minute auf dem höchsten Gipfel des Berges. Während Tamara und Evelin sich noch aus der Kette entwirrten, spuckte Rüdiger schnell Börti aus, um sich dann gleich darauf noch einmal zu übergeben.
»Mist!«, rief er dann. »Und das alles
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