Elfentausch
gefährlich?« Ängstlich blickte sie von einem zum anderen. Auch die anderen überlegten. Stimmt, so eine Freundschaft ist zwar die eine, aber bei Nacht in den Sumpf zu gehen eine ganz andere Sache. Wenn sie nun vorausgehen würden, könnte Rüdiger bequem den Berg hinunterfliegen und man könnte sich auf der anderen Seite treffen.
Tamara, die ja eigentlich auch fliegen konnte, fragte schließlich Rüdiger: »Bist du nicht schon mal auf der anderen Seite gewesen? Weißt du, wo die Hexe wohnt? Oder gibt es einen Treffpunkt, den wir gar nicht verpassen können, bevor wir in den Sumpf laufen?«
»Lass mich mal überlegen«, dachte Rüdiger laut nach. »Also, wenn man den Berg hinuntergeht, werden die Bäume immer weniger und man kann das Gelände eigentlich ganz gut überblicken. Aber da kann ich mich auch täuschen. Ich sehe ja alles nur aus der Luft«, entschuldigte er sich gleich wieder.
»Und dann, bevor der eigentliche Sumpf beginnt, gibt es einen sehr schönen Tümpel mit Gebüsch rundum und so. Da ist eine Gaststätte, die von den Fröschen geführt wird. Sehr empfehlenswert. Allerdings gibt es dort auch Schlangen und Stechmücken und Egel. Da muss man sehr vorsichtig sein. Wir könnten uns doch an der Baumgrenze treffen. Am letzten Baum, bevor die Ebene flacher wird. Da können wir uns nicht verfehlen. Was meint ihr?«
Evelin war sich nicht sicher, ob diese Beschreibung ausreichen würde. Aber falls sie bei dem falschen Baum warteten, könnte Rüdiger sie aus der Luft immer noch gut erkennen, auch wenn sie zehn Meter zu weit rechts oder links standen.
»Also gut, Rüdiger«, sagte Börti. »Dann hab noch viel Spaß bei deiner Freundin.« Börti zwinkerte verschwörerisch mit dem linken Auge. »Und versetz uns nicht!«
»Natürlich nicht!«, antwortete Rüdiger empört. »Außerdem will ich doch mit zu der Hexe. Sie soll mir die ständige Flugübelkeit doch weghexen!«
»Ach ja, stimmt«, meinte Börti. »Willst du nicht auch etwas von ihr wünschen?«, fragte Rüdiger.
»Oh nein. Ich möchte nur meine Verwandten, die Müllwichtel besuchen. Ich habe sie noch nie gesehen. Ich weiß nur, dass sie nahe am Sumpf wohnen und im Umweltschutz tätig sind. Sie sammeln Abfall und Unrat und versenken ihn dann im Sumpf. Eine Nachrichtenschwalbe hat mir einmal einen Geburtstagsgruß von einer Urgroßtante überbracht, an die ich mich gar nicht erinnern kann. Falls sie noch lebt, kann ich sie als Erste aufsuchen. Ich bin schon sehr gespannt. Aber nein, zur Hexe möchte ich nicht. Ich habe viel zu viel Angst vor ihr.«
»Na gut«, sagte Evelin. »Dann ist ja alles klar. Wir können wohl aufbrechen und sehen uns nachher auf der anderen Seite des Berges. Bestimmt wird Rüdiger von seiner Bergwachtel verpflegt. Wir anderen sollten vielleicht noch etwas zu essen suchen, bevor wir aufbrechen. Was meint ihr?« Die anderen waren natürlich einverstanden. Die Zuckerwatte von gestern war ja nicht gerade ein Festmahl gewesen und alle hatten Hunger. Außerdem war das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Oder nicht?
BEI DER BERGWACHTEL
Rüdiger pfiff vergnügt vor sich und putzte sich erst noch einmal das Gefieder, schließlich wollte er besonders gut aussehen. Als er sich mehrmals gedreht und gewendet und mit dem Schnabel auch sein Untergefieder sortiert und arrangiert hatte, war er endlich zufrieden und flog gemütlich los. Natürlich wollte er jetzt nicht schnell fliegen, da er sich sonst bei seinem Besuch ins Nest würde übergeben müssen. Das war nicht gerade der Auftritt eines Gentlemans. Deswegen flog er ganz artig und langsam und beachtete auch alle Regeln des Luftverkehrs. Er ließ sogar einem alten Schmetterling die Vorfahrt an einem unübersichtlichen Baum, obwohl der Schmetterling von links kam. Aber er war gut gelaunt und wollte entspannt ankommen. Seine Freundin, die Bergwachtel, war Mitglied im Bergrettungsdienst. Immer wieder verirrten sich Tiere auf dem Berg und wussten nicht mehr, wo sie am besten wieder hinunterkommen konnten. Meist wurden sie dabei von den anderen Vogelmitgliedern aufgefunden und betreut und beraten. Auf dem Berg gab es nämlich außer den Bergwachteln noch Hangschwalben, Taldrosseln und Spitzensitzer. Diese Vögel hielten sich genau da auf, wo ihr Name es schon vermuten lässt. Deshalb hatten sie sich auch schon früh zu einem guten Team zusammengeschlossen. Egal, wer wo in Not war, immer war ein Vogel bereit, zu helfen.
Sollte jemand sich in solche Schwierigkeiten
Weitere Kostenlose Bücher