Elfentausch
dass du nicht herunterfällst!«, rief er Evelin zu und beobachtete sie besorgt, als sie vorsichtig Dieters Proviantkorb aus der Silberkette ausfädelte und diese dann sorgfältig wieder verschloss. »Oje«, meinte sie nach einem kurzen Blick auf die netten Sachen. »Da ist wohl nicht viel Geeignetes für dich dabei, Rüdiger!«
»Das macht nichts!«, gab er zurück. Hier wohnen Menschen und die haben meist Vogelhäuschen. Ich kann einige Körner essen und aus einer Vogeltränke trinken. Vielleicht finde ich auch ein paar leckere Insekten! Ich bin gleich wieder zurück!« Da flog er auch schon davon und kreiste in der Umgebung über den Häusern, um die beste Futterstelle zu finden. Bis zu seiner Rückkehr machten sich Evelin und Tamara über die leckeren Honigkuchen und Beeren her, die der Höhlen-Eumel ihnen eingepackt hatte.
»Wir werden leider alles aufessen müssen!«, meinte Tamara bedauernd. »Die Sachen werden sonst trocken oder total aufgeweicht und die Beeren könnten schimmeln. Außerdem können wir nicht ständig auf den Korb achtgeben.«
»Du hast recht«, antwortete Evelin, »aber wir sollten den leeren Korb trotzdem mitnehmen. Wir müssen unterwegs Nahrung für den Rückflug sammeln und diese sollten wir dann auch transportieren, oder?« Tamara nickte kauend und so aßen sie ganz einträchtig den Korb leer, bis Rüdiger, ebenfalls frisch gestärkt, auf den Baum zurückkehrte. »Seid ihr bereit?«, fragte er aufmunternd und die beiden Freundinnen stiegen ohne viele Worte wieder auf seinen Rücken, nachdem sie den leeren Korb wieder an der Kette befestigt hatten. Vorsichtshalber vergewisserte sich Evelin noch einmal, dass der Verschluss in Ordnung war und sie auch noch den wichtigen Kiesel zu ihrer späteren Vergrößerung dabei hatte. Zufrieden klopfte sie auf ihre Hosentasche und machte sich dann abflugbereit.
Bevor Rüdiger startete, drehte er noch einmal den Kopf zu seinen Passagieren um. »Ich sollte wohl nicht am dicht bevölkerten Strand landen, wo sich ganze Familien beim Baden tummeln. Ich suche uns eine eher unangenehme, felsige Stelle oder auch etwas Bewaldetes. Hauptsache es hat nicht viele Zuschauer dort, wenn wir landen. Eine kleine Schlucht oder Bucht wäre nicht schlecht. Aber auf jeden Fall kein Badestrand. Ihr stimmt mir doch zu, oder?«
»Ja, natürlich!«, antwortete Evelin. Die Vorstellung, mitten an einem Badestrand zu landen und als zwölf Zentimeter großes Kind von einem Brechvogel abzusteigen, war nicht sehr amüsant. Vielleicht würde man sie einfangen und sezieren, um herauszufinden, was passiert war? Das war ihr viel zu gefährlich. Auch Tamara war nicht sehr begeistert. Elfen findet man eher selten an Stränden und auch sie legte keinen Wert darauf, gefangen genommen zu werden. Bei dem Gedanken daran, was ihr alles passieren konnte, wurde ihr ganz schlecht. Ja, wenn sie erst einmal ein Mensch war, dann konnte sie natürlich auch an einen Badestrand und mit anderen Kindern spielen. Sehnsüchtig malte sie sich dieses Bild genauer aus und schmiegte sich dann enger an Rüdiger, der gerade versuchte, vorsichtig aus dem Tannenwipfel zu starten. Bald würden sich ihre Wünsche endlich erfüllen!
Nach einer weiteren halben Stunde Flug hatte Rüdiger ein schönes Fleckchen für eine geheime Landung entdeckt. Es war eine winzige Bucht, kaum der Rede wert, mit groben Steinen statt Sand, von wo aus man auch nicht bequem ins Wasser gehen konnte, sondern nur über noch größere Steine und Felsen klettern musste. Ein völlig ungeeigneter Strand und somit vor Menschen sicher. Wo die groben Steine endeten, ging es einen Hang hinauf, der ein wenig begrünt war und oben wuchsen einzelne Bäume und Sträucher. Dahinter hörte man die Schnellstraße. Parken würde hier also auch niemand. Perfekt!
»Die Stelle ist gut ausgesucht, Rüdiger!«, lobte Evelin. »Jetzt müssen wir nur noch eine Nixe finden!« Betreten schauten die drei einander an.
Eine genaue Idee davon, wie man eine Nixe findet, hatten sie alle nicht. Also, was tun? Der Zufall kam ihnen zu Hilfe in Form eines Beutelschwans, der gerade vorüberzog und sich einige leckere Würmer und an den Steinen klebende Algen suchen wollte. Beutelschwäne sind größer als normale Schwäne, die ja auch nicht winzig sind, und haben vorn eine Art Beutel wie ein Känguru. Darin können sie ihre Eier austragen. Kleine Schwäne werden darin allerdings nicht transportiert. Das wäre dann doch zu unbequem. Als der Schwan gerade an Land gehen
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