Elfentausch
bevor sie sich wieder auf ihre ursprüngliche Absicht besannen.
»Es ist dunkel, Bernd!«, sagte Rüdiger. »Wir sollten langsam auf die Sandbank fliegen und auf die Nixen warten!«
»Ja, ich wünsche euch viel Spaß dabei!«, antwortete Bernd. »Vielleicht sehen wir uns später noch einmal. Das würde mich freuen. Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg bei eurer Mission. Macht’s gut!«
»Vielen Dank, Bernd!«, sagten auch die Freunde und winkten ihm nach, als er majestätisch auf das Meer hinausschwamm.
»Tja, dann sollten wir jetzt auf die Sandbank fliegen, oder nicht? Also steigt auf!« Evelin und Tamara kletterten auf Rüdigers Rücken und flogen über das ruhige, vom Sternen- und Mondlicht beleuchtete Meer auf die Sandbank zu.
DIE NIXE
Die Sandbank war etwas hügelig und hatte nichts Besonderes zu bieten. Rüdiger schaufelte sich eine kleine Kuhle in den Sand und machte es sich darin gemütlich. Tamara und Evelin alberten mit dem Sand herum und bauten sich unter viel Gekicher kleine Schlösser und Hügel. Dann setzten sie sich erschöpft zu Rüdiger und lehnten sich an sein weiches Gefieder.
»Hoffentlich kommt bald eine Nixe«, maulte Tamara. »Das ist richtig langweilig hier. Hier ist ja überhaupt nichts los.
»Ja, aber wir tun das ja immerhin für etwas sehr Wichtiges!«, gab Evelin zu bedenken. »Wir werden es schon noch ein wenig aushalten.«
Und tatsächlich, als sie noch zwei weitere Stunden gewartet hatten, wurde das Wasser unruhig, weil sich etwas der Sandbank näherte. Zuerst lugte ein Kopf heraus und blickte sich um und dann sprang eine leibhaftige Nixe an den Strand. Mit einem zufriedenen Seufzer legte sie sich in den Sand und betrachtete mit hinter dem Kopf verschränkten Armen den Sternenhimmel, während sie mit ihrem silbern glänzenden Fischschwanz eine Melodie in den Sand klopfte, die nur sie selbst kannte.
Ein kleiner Fisch schwamm an der Sandbank entlang und beobachtete die Nixe. Bestimmt war er ein Freund, dachte sich Tamara und wollte auf die Nixe achtgeben, aber er konnte ja nicht ebenfalls aus dem Wasser steigen, sonst würde er nicht mehr atmen können.
Rüdiger erhob sich aus seiner Kuhle und schüttelte den Sand aus dem Gefieder.
»Pass doch auf«, maulte Evelin. »Du hast mir den Sand in die Augen gewirbelt!«
»Es tut mir leid, das war keine Absicht«, entschuldigte sich Rüdiger.
»Ja, schon gut«, meinte Evelin. Es war jetzt nicht die Zeit für alberne Streitereien und natürlich hatte Rüdiger das nicht absichtlich getan. Er hatte einfach sein Gefieder geschüttelt.
»Ich bin so aufgeregt«, flüsterte Tamara Evelin zu.
»Ich auch«, flüsterte diese zurück.
Evelin nahm Tamara bei der Hand und gemeinsam gingen sie vor Rüdiger voraus auf die Nixe zu. Diese lag jedoch mit dem Gesicht von ihnen abgewandt da. Sicher würde sie sich erschrecken, wenn sie sich von hinten näherten. Also liefen sie einen kleinen Bogen, damit sie seitlich auf sie zugehen konnten. »Hallo!«, riefen sie beide wie aus einem Munde und winkten der Nixe zu. Erschrocken wirbelte diese herum und stützte sich auf, um wieder ins Wasser zu springen. Da sah sie die beiden kleinen winkenden Wesen und den Vogel auf sich zukommen und entspannte sich wieder. Ein seltsames Trio zwar, aber nicht gefährlich.
»Hallo!«, rief sie zurück. »Wer seid ihr denn?«
Die Freunde kamen nun ganz nah an die Nixe heran und bewunderten ihre grün-grauen Augen, die langen schwarzen Haare und den wundervoll schimmernden Fischschwanz.
»Du siehst wirklich toll aus«, sagte Evelin bewundernd. Tamara nickte zustimmend.
»Oh, danke«, antwortete die Nixe geschmeichelt. Da ertönte prompt eine wütende Stimme aus dem Wasser »Geht sofort von Prinzessin Conny weg, ihr Tunichtgute. Was fällt euch ein, euch so an ein Mitglied der königlichen Familie anzuschleichen? Macht sofort, dass ihr da wegkommt oder ich spieße euch mit meinen Hörnern auf!«
Erschrocken blickten die Freunde um sich. Wer so wütend geschrien hatte, war der kleine Fisch, der seine Bahnen an der Sandbank entlang gezogen hatte. Jetzt schaute er ein ganzes Stück aus dem Wasser heraus und man konnte erkennen, dass er gar nicht so klein war. Es war ein hübscher, großer blauer Bockbarsch mit silbernen Hörnern. Bockbarsche sind die Beschützer der Nixen. Sie haben als einzige Fischart kleine Hörner und können damit hervorragend Störenfriede verjagen. Zumindest im Wasser. Denn auf die Sandbank konnte er ja nicht.
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