Elfentausch
hinunterfliegen und auch eine Runde über den Sumpf drehen. Er ist ja nur wenig bewachsen und ein Menschenkind müsste uns auf jeden Fall auffallen, oder nicht?«
»Stimmt!«, sagte auch Sofie. »Also, lasst uns einfach die Gegend abfliegen!«
Die beiden kleinen Elfen nickten und flogen neben Tamaras Mutter über den Berg und auch über den Sumpf. Es dämmerte schon und die Sicht war schlecht, aber es war ohnehin niemand im Sumpf unterwegs. Sie konnten auch bei genauestem Hinsehen weit und breit nichts entdecken, außer einem Brechvogel, der in weiter Ferne aus dem Sumpf aufstieg.
Unterdessen saß die Familie Busch im Krankenhaus bei Frau Busch. Sie waren alle verzweifelt, aber sie konnten nichts weiter unternehmen. Die Polizei würde ihnen Bescheid geben, sobald es etwas Neues gab. Aber sie gaben die Hoffnung nicht auf. Axel überlegte sich, ob er nicht doch ausreißen sollte und auf dem Spielplatz wieder nach Rudi, der Ratter-Raupe, suchen sollte. Vielleicht hätte er das doch gleich machen sollen. Warum glaubte nur niemand einem Fünfjährigen? Er seufzte. Aber er hatte keine Idee, wie man von diesem Krankenhaus aus in den Wald kommen konnte. Also musste er diese Idee zunächst zurückstellen. Er hatte auch versucht, Lutz noch einmal davon zu überzeugen, dass dies die einzige Möglichkeit war, ihre Schwester wieder zu finden. Doch Lutz glaubte nicht daran und erklärte ihm außerdem, dass die Polizei bereits mit einem Hubschrauber das Gebiet um den Berg und über dem Sumpf abgeflogen hatte – ohne Erfolg. Also hätte es gar keinen Sinn, die Eltern zu ängstigen und ebenfalls wegzulaufen, nur um in demselben Gebiet zum gleichen Ergebnis wie die Polizei zu kommen. Axel betrachtete die Lage als aussichtslos.
AM MEER
Tamara und Evelin genossen den Flug auf Rüdigers Rücken. Wie versprochen, flog er in gemäßigtem Tempo, um die beiden nicht zu gefährden. Bei Tamara wäre es ärgerlich gewesen, sie unterwegs zu verlieren, aber da sie selber fliegen konnte, wäre ihr zumindest nichts passiert. Bei Evelin war die Sache wesentlich heikler. So ein Absturz könnte sie durchaus töten, und das wollte niemand. Die Strecke ans Meer war weit, und da es schon gedämmert hatte, als sie bei der Hexe gestartet waren, mussten sie in einem Waldstück im Gebüsch übernachten. Sie waren so müde, dass sie nicht einmal etwas essen konnten, sondern sofort tief und fest schliefen bis zum nächsten Morgen. In aller Frühe brachen sie wieder auf, weil sie es kaum erwarten konnten, ans Meer zu kommen.
Der Freitag war ein schöner, sonniger Tag, und obwohl es August war, herrschte noch eine angenehme Temperatur vor. Alle drei waren gut gelaunt und ließen sogar die Kastanie nebenher ein wenig singen. Der Flugwind strich ihnen durch die Haare und wirbelte sie durcheinander. Wie gut, dass Tamara und Evelin nicht eitel waren, denn eine tolle Frisur sah irgendwie anders aus. Sie hatten eine wunderbare Aussicht nach unten auf die Menschen und Städte mit Autos so klein wie Spielzeug, und die schönen grünen Felder und Wiesen, in denen die Blumen wie Farbtupfer leuchteten. So etwas Schönes hatte Evelin noch nie erlebt. Doch auch Tamara genoss den Flug, denn Elfen flogen nicht so hoch wie Vögel und kamen auch nicht so viel herum. Die Stunden auf Rüdigers Rücken vergingen – im wahrsten Sinne des Wortes - wie im Fluge und als die Brise steifer wurde und der Wind salzig schmeckte, wussten sie, dass sie in der Nähe des Meeres sein mussten.
»Wir sollten eine Pause einlegen, bevor wir nach einer Nixe suchen!«, meinte Evelin. »Und wir brauchen einen Landeplatz, an dem uns niemand sehen kann.«
»Ja, du hast recht«, stimmte ihr Tamara zu. »Rüdiger, wir sollten eine kleine Pause einlegen, bevor wir das Meer erreichen!«, rief Tamara ihm laut zu, denn der Gegenwind ließ eine Unterhaltung nur schwerlich zu. Sie mussten Rüdiger laut anschreien, wenn sie etwas von ihm wollten.
»Ist gut!«, rief er zurück und der Wind verzerrte seine Stimme. Er blickte sich nach einer geeigneten Stelle um und entdeckte einen kleinen Garten mit hohen Tannen. Vorsichtig lotste er sich selbst und seine wertvolle Fracht in das Geäst hoch oben im Baumwipfel. Er wollte schließlich nicht von Menschen gesehen werden.
Durch die Äste und Zweige gut versteckt, kauerte er sich ganz eng an den Stamm, um auch ja nicht aufzufallen und den beiden kleinen Passagieren einen sicheren Abstieg zu ermöglichen.
»Du musst sehr vorsichtig sein,
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