Elfentausch
wollte, um auf den Steinen die besten Algen zu finden, sah er die kleine Versammlung.
»Huch!«, brachte er nur hervor.
»Keine Angst«, sagte Rüdiger. »Wir wollen dir nichts tun. Ich bin Rüdiger und meine Freundinnen heißen Tamara und Evelin.« Er zeigte mit der Flügelspitze auf seine Gefährtinnen.
»Und ich bin Bernd, der Beutelschwan«, stellte sich dieser mit einer eleganten Verbeugung vor, bei der er die Federn wie einen Umhang um sich fallen ließ. »Und was macht ihr hier?«, fragte er dann und musterte das seltsame Trio.
»Das ist eine lange Geschichte, aber um es kurz zu machen: Wir suchen eine Nixe«, antwortete Evelin schnell.
Bernd kam neugierig näher und betrachtete Evelin aus der Nähe. »Bist du nicht ein Mensch?«, fragte er dann verwundert. »Nur vielleicht etwas zu winzig geraten, oder?« Er lachte über seinen eigenen Witz.
»Das ist ja gerade die lange Geschichte«, sagte Evelin. »Wir erzählen sie dir gerne, aber du musst uns unbedingt verraten, wo wir eine Nixe finden können!«
Bernd plusterte sich auf und ließ sich neben den drei Gefährten auf die Steine sinken. »Da bin ich aber mal sehr gespannt!«, meinte er und blickte erwartungsvoll von einem zum anderen. Die anderen setzten sich ebenfalls und erzählten ihm alles, was sie erlebt hatten, jeder die für ihn wichtigsten Stellen natürlich. Bernd hörte ganz gespannt und auch nachdenklich zu, bevor er dann sagte: »Ich verstehe aber eure Wünsche nicht. Warum glaubt ihr, dass das Leben für euch besser wird, wenn ihr etwas anderes seid? Schließlich will Tamara keine Elfe bleiben und Evelin kein Mensch. Das sollte euch doch zu denken geben, oder?«
»Du verstehst das nur nicht, Bernd!«, sagte Tamara. »Natürlich gibt es auch Menschen und Elfen, die zufrieden mit dem sind, was sie sind. Die sind aber auch nicht auf dem Weg, ihren wichtigsten Wunsch zu erfüllen, so wie wir.« Sie überlegte kurz und ergänzte dann: »Andere Personen haben sicher auch Wünsche, die sie sich erfüllen, aber eben andere als wir. Warum sollten unsere Wünsche weniger wert sein?«
»Ich weiß auch nicht!«, sagte Bernd und pickte einige Algen von einem beinahe quadratischen Stein. »Es kommt mir einfach nur seltsam vor. Ich bin gerne ein Beutelschwan.«
»So«, mischte sich dann Rüdiger ein. »Wir haben dir jetzt alles von unserer Reise und der Hexe erzählt. Kannst du uns jetzt verraten, wo wir eine Nixe finden?«
»Tja, die Nixen leben auf dem Meeresgrund, das weiß doch jeder. Sie haben dort Korallenpaläste und sogar einen König und eine Königin. Sie leben nicht schlecht da unten. Aber da werdet ihr wohl kaum hinkommen oder könnt ihr tauchen?«
Tamara und Rüdiger schüttelten die Köpfe, während Evelin nickte. Bernd starrte sie an und lachte dann. »Evelin, sogar wenn du tauchen oder schwimmen kannst, du kannst doch nicht die Luft anhalten, bis du 1000 Meter tief unter Wasser und zurück bist!«
Evelin war verzweifelt. Natürlich hatte Bernd recht. »Ich habe gedacht, Nixen schwimmen auch ab und zu auf dem Meer herum und strecken die Köpfe heraus. Dann könnte man doch mit ihnen reden«, sagte sie ganz kleinlaut.
Bernd zog einen Wurm unter einem Stein hervor und verspeiste ihn. »Ja, das tun sie, und wenn du Glück hast, kannst du sie sogar im Mondlicht beobachten, wenn sie heimlich aus dem Wasser kommen und sich auf die Sandbänke legen, um die Sterne zu betrachten. Die Sonne ist nämlich zu heiß für sie und sie würden vertrocknen. Aber wenn es in der Nacht kühl wird, liegen sie manchmal drüben auf der Sandbank.« Bernd deutete mit der Flügelspitze aufs Meer hinaus, wo man einen grauen Umriss ausmachen konnte. Das musste die Sandbank sein.
»Gut«, meinte Tamara und hatte bereits bessere Laune als zuvor. »Dann brauchen wir ja nur hinüberzufliegen und abzuwarten, bis die Nixen kommen!«
Bernd schaute prüfend zum Himmel. »Aber das kann noch ein wenig dauern«, meinte er dann. »Es wird sicher erst in einer Stunde dunkel werden.«
»Dann bleiben wir einfach hier, bis es soweit ist, und fliegen dann auf die Sandbank hinüber. Willst du uns nicht noch etwas Gesellschaft leisten? Man trifft ja nicht alle Tage einen Beutelschwan. Erzähl uns doch etwas vom Leben auf dem Meer!«
Gern nahm Bernd die Einladung an und erzählte von den vielen seltsamen Fischen und Quallen und Kraken und was man sonst noch alles im Meer finden konnte. Die drei Freunde hörten gespannt zu und es dauerte wesentlich länger als eine Stunde,
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