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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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trotz der sommerlichen Temperaturen so blass aussehen, als hätten Sie die letzten drei Monate in einem dunklen Keller verbracht. Und Ihre hübsche Begleiterin scheint mit ihren bezaubernden Schuhen nicht unbedingt für eine Wanderung gerüstet zu sein. Aber bitte, es war natürlich nur ein Angebot. Wenn Sie Angst haben, ich könnte Sie verschleppen wollen, nehme ich es selbstverständlich zurück.«
    Der Mann schmunzelte für Roberts Geschmack eine Spur zu süffisant, und genau das weckte sein Interesse. Der Fremde beabsichtigte etwas, das alles konnte doch kein Zufall sein. Roberts journalistischer Geist war sofort geweckt – und seine Neugier ebenfalls. Er warf Anne einen Blick zu. »Sollen wir mitfahren?«
    Steif, als stünde jeder ihrer Muskeln unter Spannung, stellte sie sich neben ihn. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, weder Zustimmung noch Ablehnung. Es war also an ihm, zu entscheiden.
    »Ehrlich gesagt wäre es ein Segen, wenn Sie uns mitnehmen könnten«, sagte Robert schließlich.
    Er klopfte sich den Staub aus den Kleidern und fuhr sich notdürftig durch seine Haare. »Mein Name ist übrigens Robert Waller, und das ist meine …« Er stockte, weil er beinahe
Muse
gesagt hätte, und vollendete: »… Lebensgefährtin Anne.«
    »Angenehm«, sagte der Mann, nickte Robert ein wenig gönnerhaft zu, nahm Annes Hand und deutete einen Handkuss an. »Saul Tanner. Zu Ihren Diensten, Miss.«

4 Noch mehr Ärger
    Auf dem Weg zurück nach Čachtice sprach Anne nur, wenn Tanner ihr eine direkte Frage stellte. Auch Robert hatte nach diesem unfreiwilligen Trip in die Geisterwelt kein allzu großes Bedürfnis nach Small Talk. Er wollte den Mann zuerst beobachten und ergründen, wieso er so hilfsbereit war. Wie kam es, dass er aus heiterem Himmel erschienen war? Natürlich konnte Tanner ein Tourist sein, doch seit der Begegnung mit der Anderswelt vermutete Robert hinter allem düstere Machenschaften.
    Dem Amerikaner schien es nichts auszumachen, den Entertainer zu spielen. In leichtem Plauderton bestätigte er Roberts Vermutung über seine Herkunft und erzählte, dass er aus New York sei und durch seine Kontakte im Ausland mehrere europäische Sprachen gelernt habe. Ein Geschäftsmann, der mit seinem Privatjet über den Großen Teich geflogen war, um an einem Meeting mit slowakischen Geschäftspartnern teilzunehmen. Und zwischendrin hatte er nach Erholung gesucht.
    »Mir gefällt die Wildheit, die in diesem Land noch tief verwurzelt ist und sich in den Landschaften und Menschen spiegelt. Verstehen Sie, was ich meine?« Noch bevor Robert sich zu einer Antwort durchringen konnte, fuhr Tanner fort: »In den zurückliegenden Jahrzehnten hat mich mein Weg des Öfteren in den Osten Europas geführt. Und natürlich haben sich auch hier die Leute mit der Zeit dem Fast-Food-Gedanken angeschlossen; sie sind oberflächlicher geworden, moderner und selbstbezogener. Aber im Gegensatz zu Vertretern anderer Völker brodelt in den slawischstämmigen Menschen nach wie vor ein Funke der alten Macht. Hier scheinen die Legenden noch zu atmen.«
    Bei diesem Satz hakte Robert ein. »Was genau, sagten Sie, machen Sie beruflich?«
    »Ich bin im Import-Export. Das übliche Verschieben von Containern über den Erdball. Nicht besonders aufregend, aber einträglich.« Tanner holte ein silbernes Zigarettenetui aus der Brusttasche seines Gucci-Hemdes. »Rauchen Sie?«
    Robert griff zu und ließ sich Feuer geben. »Ihr Interesse an Land und Leuten ist also … ein Hobby?«
    »So könnte man sagen«, antwortete Tanner. »Ich komme viel herum, wissen Sie. Da hört und erlebt man mancherlei Ungewöhnliches, und das ist eine interessante Abwechslung.«
    Die Bemerkung klang harmlos, konnte aber ganz anders gemeint sein. Robert entschloss sich zur Provokation. »Was genau meinen Sie mit
ungewöhnlich?
Bucklige, zweiköpfige Schafe und Warzenbeschwörer?«
    »In diesem Fall wohl eher Werwölfe, Blutsauger und anderes untotes Gezücht.«
    Also doch. Hegte der Amerikaner mehr als touristisches Interesse für die Legende der Blutgräfin? So wie Robert? Hatte sie das zusammengeführt? Bei dem Wort
Gezücht
musste der Fotograf schmunzeln, doch das gefror ihm gleich darauf auf den Lippen, als er Annes frostigen Blick sah.
    »Aber genug von mir«, plauderte Tanner weiter. »Verraten Sie mir lieber, was ein so schmuckes Pärchen wie Sie in diesen gottverlassenen Ort verschlägt.«
    Robert nahm einen langen Zug an der Zigarette, bevor er antwortete. Das

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