Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Wort
Schriftsteller
kam ihm im Beisein anderer noch schwer über die Lippen. »Ich recherchiere für einen Roman«, sagte er daher ausweichend.
»Sie sind Autor? Das klingt spannend. Dann müssen Sie unbedingt das hiesige Museum besuchen.«
»Hatte ich soeben vor.«
»Ich denke, wir haben für heute genug erlebt und sollten zurückfahren.« Anne, die die ganze Fahrt über wie versteinert neben Robert am Fenster gesessen hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie es bitterernst meinte.
Und gerade das reizte Robert, ihr zu widersprechen. Während die schwarze Mercedes-Limousine auf die Hauptstraße einbog und auf den Kirchenplatz zusteuerte, sagte er: »Die eine Stunde hältst du sicher noch aus. Schließlich sind wir deswegen hergefahren.«
Ein Unheil verkündendes Feuer flammte in ihren dunklen Augen auf. Doch Robert wollte sich nicht länger herumkommandieren lassen. »Wenn du keine Lust auf einen öden Museumsbesuch hast, warte doch einfach in unserem Wagen.«
»Welchem Wagen?«, fragte Anne grollend.
Und tatsächlich, die Stelle gegenüber der Kneipe war leer. Der Skoda war weg.
»Verdammte Langfinger!« Noch bevor der Mercedes ganz zum Stehen gekommen war, riss Robert die Wagentür auf und stürmte hinaus. »Ich fass es nicht! Diese miesen, hinterlistigen …« Er wirbelte herum und überprüfte mit leicht zusammengekniffenen Augen die Umgebung. »Wahrscheinlich beobachten sie uns gerade. Lachen sich über so viel Dummheit schlapp …«
»Bei dem Affentanz, den du hier aufführst, wäre das kein Wunder«, sagte Anne kühl.
Auch Saul Tanner war in der Zwischenzeit ausgestiegen und kam gemessenen Schrittes hinzu. Robert registrierte, dass er rostbraune Slipper trug. Das Leder formte sich wie maßgeschneidert um seine Füße. Sie mussten teuer gewesen sein, genau wie das Designerhemd. Ein reicher Geschäftsreisender auf der Suche nach Vampiren und anderem
Gezücht
. Die Situation nahm groteske Formen an, passte aber zu diesem Land; das hatte er schon kurz nach der Ankunft gelernt.
Der Tag nahm eine unerfreuliche Wendung nach der anderen: Als Nächstes würde Robert am Telefon mit der Autovermietung streiten müssen. Im Geiste hörte er schon die in gebrochenem Deutsch vorgetragenen Vorwürfe, dass er diese alberne Lenkradkralle hätte benutzen müssen, um die Versicherung in Anspruch nehmen zu können. Danach würde er sich mit Anne streiten, weil sie ihn nicht dabei unterstützte, sich nach einem Bahnhof zu erkundigen oder, falls es keinen gab, ein Taxi zu ordern. Er würde Anne haltlose Vorwürfe machen, weil sie sowieso gegen den Ausflug gewesen war und all das wahrscheinlich deswegen passiert sei, und sie würde … tja, ihn vermutlich in den Hals beißen, und das war’s dann.
Er sah, wie sie mit verschränkten Armen dastand und ihn mit einem boshaften Lächeln musterte. Sie kannte seine Gedankengänge in- und auswendig, sah sie ihm an der Nasenspitze an. Kein Zweifel. »Na schön«, brummte er, »ich rufe die Autovermietung an, und dann werden wir sehen, ob es einen Zug oder Bus zurück nach Bratislava gibt.«
Der Geschäftsmann verabschiedete sich höflich. Er wolle nicht länger stören und überließ die beiden ihrem Schicksal.
Robert zückte sein Handy und meldete den Diebstahl des Autos. Er log über die Lenkradkralle, und dann ging er mit Anne zurück zur Touristik-Information, um Auskunft über die öffentlichen Verkehrsmittel zu erhalten. Diesmal zeigte sich Anne immerhin kompromissbereit und dolmetschte, doch das brachte nicht viel. Die Dame hinter dem Schalter blieb kurz angebunden; Bus oder Bahn gab es nicht, und bei dem Wort »Taxi« schüttelte sie nur noch den Kopf und wies darauf hin, dass sie jetzt schließen müsse. Mit dem Schlüssel in der einen und einer großvolumigen Handtasche in der anderen Hand schob sie die beiden zur Tür hinaus.
»Gibt es denn wenigstens ein Hotel hier?«, fragte Anne, als Robert die Ideen ausgingen.
Die ältere Frau wies mit einem Kopfnicken die Straße hinunter. »
Stefania
«, sagte sie schlicht und trottete davon.
»Tja, sieht so aus, als müssten wir heute Nacht hierbleiben«, stellte Anne fest. »Ohne Zahnbürste, Duschgel …«
»Tut mir leid«, murmelte Robert zerknirscht. »Die Idee mit dem Ausflug war wohl doch nicht so gut.«
Da zeigte sie auf einmal Mitleid. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und hängte sich bei ihm ein. »Ist doch irgendwie romantisch. Und es passt zu deinem Roman, findest du nicht?«
»Aber wenn wir kein
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