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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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lass meine Sorge sein.« Ihre Augen funkelten, als sie mit einem breiten Grinsen ihre Vampirnatur entblößte. »Du gehst erst einmal unter die Dusche; ich konnte nämlich tatsächlich Duschgel, Shampoo, Zahnbürste und Zahncreme auftreiben. Das Mädchen am Empfang unten war behilflich. So verschwitzt und streng, wie du riechst, kannst du dich beim Abendessen mit unserem neuen Freund auf keinen Fall blicken lassen.«
    Tanner
. Den hatte Robert fast schon vergessen.

8 Entlarvt
    Die Gaststube im Erdgeschoss wirkte wie ein umfunktioniertes Wohnzimmer. Ein großer, lang gezogener Tisch mit zehn Stühlen bildete das Zentrum. Zwei der Wände waren mit alten Buchenschränken verbaut. In den Regalen standen Stapel von Geschirr in verschiedenen Formen und Farben. Gerahmte Bauernmalereien hingen neben ausgestopften Tierköpfen. Die Atmosphäre wirkte, als wären Anne und Robert bei einem Wildhüter zum Essen eingeladen.
    Anne hatte sich mit den wenigen Utensilien aus ihrer Handtasche beholfen, passend zu ihrem fliederfarbenen Kleid violettes Augen-Make-up aufgelegt und es zusätzlich mit breitem Lidstrich betont. Sie trug das Haar offen und über die Schulter nach vorne gekämmt. An Roberts Seite schritt sie auf das Tischende zu, an dem bereits das Gedeck für drei arrangiert worden war. Die Flasche Schnaps gehörte offenbar zur Grundausstattung.
    Nach hinten eröffnete eine große Panoramascheibe die Aussicht auf ein Stück verwilderten Garten, der so tot und faulig aussah wie das ganze Dorf. An den Außenmauern wuchs ein Gemenge aus Büschen und Beerensträuchern in die Höhe. Gelbliche Grashalme ragten kreuz und quer in den Himmel. Hier und da spross eine einzelne Blume, ein Tupfen Frohsinn inmitten der Verderbnis. Insekten schwirrten im Dämmerlicht dicht über die Wiese, tauchten ein in das Gewirr und kamen an anderer Stelle wieder hervor. Schmeißfliegen über einem Haufen Kot.
    Schon lange vor ihrer Ankunft hatte Anne die Spuren von Báthorys Gräueltaten riechen können. Solche Schwingungen überdauerten die Zeit. Überall hing Furcht in den Ecken und Winkeln der Gemäuer wie ein riesiges Geflecht aus Spinnweben. Kein Wunder, dass die Menschen der Gegend mehr tranken als aßen.
    Erst als sie Roberts prüfenden Blick auf sich spürte, erkannte Anne, dass sie instinktiv die Luft angehalten hatte. Mit einem Lächeln atmete sie aus und schickte ihm einen Kuss durch die Luft. Er sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. So durcheinander, wie er bereits war, würde er in den nächsten Tagen keine vernünftige Zeile zustande bekommen. Doch irgendwann musste mit dem Buch Schluss sein. Und auch mit diesem Spiel.
    »Wie ich sehe, haben Sie bereits Ihre Plätze gefunden«, drang die sonore Stimme des Amerikaners vom Treppenaufgang her.
    Tanner hatte sich in Schale geworfen. In seinem dunklen Anzug mit lachsfarbenem Hemd wirkte er durchaus attraktiv. Der Kurzhaarschnitt gab dem silbergrauen Anstrich eine sportliche Note. Dazu diese wachen blaugrauen Augen in einem solariengebräunten schlanken Gesicht. Insgesamt verlockend, aber als Opfer ungeeignet, musste Anne eingestehen. Denn Saul Tanners Wille ging ihm quasi voraus, so sehr war seine Aura davon erfüllt.
    »Darf ich Ihnen helfen?« Er eilte heran und rückte ihr den Stuhl zurecht. Erst dann streckte er Robert mit einem gefälligen Nicken die Hand hin. Typisches Platzhirschgebaren. Und Roberts Gesichtsausdruck zufolge hatte er den sanften Streich mit dem Fehdehandschuh als solchen erkannt. Seine Augen blitzten auf, und hätte er ein Nackenfell gehabt, so hätte es sich fraglos gesträubt. Anne schmunzelte. Das würde ein spaßiger Abend werden.
    »Sie haben einen Vorteil«, bemerkte Robert. Und als Tanner verwundert die Augenbrauen hob, fügte er hinzu: »Im Gegensatz zu uns haben Sie Ihr Gepäck bei sich. Aber wir sind in solchen Dingen natürlich flexibel.«
    Als Robert seine Hand auf Annes legte, lächelte Tanner ihr zu.
    Und so ging das Spielchen weiter, von der Vorspeise über das Hauptgericht bis zum Nachtisch. Es gab reichlich, gut bäuerliche Kost. Nudelsuppe, gebratene Hühnerbrust mit Gemüse, Kartoffeln und zum Abschluss Palatschinken mit Honig, Nüssen und Sahne. Neben hausgebranntem Zwetschgenschnaps hatte Tanner Wein für alle geordert, den besten, der im Wirtskeller lagerte. Zuerst weißen, später einen roten zum Dessert.
    Anne hatte sich diesem mehrgängigen Essensritual unterworfen, ohne dass es sie wirklich gesättigt hatte. Ihr stand der Sinn nach anderer

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