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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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hatte es mehr als jeder andere verstanden, den Klang seiner Welt einzufangen und auf die Leinwand zu bannen.
    Und Anne hatte mit ihrer Macht auf ihn eingewirkt, um ihn von seiner Frau zu trennen und nach Paris ins Zentrum der Kunst zu schicken. Doch Bella Rosenfeld war eine willensstarke Persönlichkeit gewesen; die angehende Schriftstellerin war ihm gefolgt. Auf Chagalls Bitte hin hatte Anne seiner Familie im Zweiten Weltkrieg zur Flucht in die USA verholfen. Doch die Hilfe einer Muse war nie umsonst. Kaum in New York angekommen, hatte ihm Anne seine Liebe genommen. Damit Marc seine Schuld in Form von Kunst abtragen konnte, hatte sie ihn bis kurz vor seinem 98. Geburtstag am Leben erhalten. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte es noch weitere hundert Jahre so weitergehen können. Er war ein Besessener gewesen. Doch erst der Tod hatte ihn schließlich unsterblich gemacht.
    Aus Annes Sicht tat eine Muse der gesamten Menschheit einen Gefallen. Sie machte Menschen zu Ausnahmekünstlern, die mit ihren Werken kommende Generationen erfreuten, ja inspirierten. Was waren ihre Opfer schon auf sich alleine gestellt? Sie waren ein Niemand in einem Brei von Mittelmäßigkeit.
    Dieser Gedanke holte Anne zurück ins Jetzt. Sie blickte Robert an, ebenfalls nur eines dieser kurzlebigen Wesen. Ein Grenzgänger, ja, aber eben ein Mensch. Und doch gab es etwas, das er in ihr berührte. Er brachte eine Saite zum Klingen, über die sie in so vielen Romanen ihrer Schützlinge gelesen hatte. Aber gespürt hatte sie es bisher noch nie, und das beunruhigte sie.
    War das eine Nebenwirkung der Sterblichkeit? Als Elfe blieb auch Anne nicht von den Vorgängen in der Anderswelt verschont. Ein Grund, warum sie Bandorchu unterstützte. Die Schattenkönigin war ihrer Meinung nach die Einzige, die vielleicht die Macht aufbrachte, den alten Zustand wiederherzustellen. Fanmór war dagegen nur eine aufgeblasene Puppe, seine Zwillingskinder bloße Kuriositäten auf der Suche nach einem weiteren Heiligen Gral.
    Anne hatte Robert erfolgreich davon abgebracht, ihnen bei dieser sinnlosen Jagd zu helfen. Durch schicksalhafte Fügung hätte er sich beinahe sogar Rians Freundschaftsarmbands entledigt. Doch diese Nadja hatte einmal mehr dazwischengefunkt und diese Elfengöre unglaublicherweise aus Annuyn zurückgeholt.
    »Es gibt verschiedene Theorien, wohin Elisabeths Leichnam gebracht wurde«, hörte Anne Tanner neben sich dozieren. »Die Abergläubischen sagen, sie wäre als Untote auferstanden und davongeflogen. Aber das ist natürlich ausgemachter Quatsch. Die wenigen schriftlichen Dokumente legen nahe, dass ihre Überreste ins heutige Ungarn zum Hof ihrer Eltern überführt worden sind. Allerdings haben die Historiker bisher weder dort noch hier in Čachtice ein Grab gefunden.«
    Im selben Moment, in dem Anne sich wieder in das Gespräch einklinken wollte, sah sie draußen im mittlerweile nachtschwarzen Garten eine gebückte Gestalt näher schleichen. Für die Vampirin war Dunkelheit nur eine weitere Stufe der Abenddämmerung. Farblos ja, aber hell genug, um die Konturen kleiner wie großer Objekte wahrzunehmen. Und dort draußen – ging Jarosh!
    Der Alte wandelte seltsam vorgebeugt, eher wie ein Affe. Mit einer Mannslänge Abstand zum Fenster blieb er stehen, wartete und starrte mit leeren Augen in das Hausinnere. Robert hatte nicht fantasiert, als er von einer dahingaloppierenden Erscheinung gesprochen hatte. Jarosh war kein Mensch und auch kein ausgestoßener Elf, wie sie anfänglich vermutet hatte. Das war nun klar und deutlich zu erkennen. Anne hätte es schon in der Kneipe wittern müssen. Aber dieser Ort, der aus jeder Pore nach Fäulnis roch, schien seinen Geruch offenbar erfolgreich zu überlagern.
    Demonstrativ blickte sie auf ihre Armbanduhr und dann zu Robert. »Wie wäre es, wenn ihr eure Fachsimpelei morgen weiterführen würdet? Der Tag war lang, und oben wartet ein weiches Bett. Was meinst du, Liebling?«
    Bei dem Wort
Bett
zuckten Roberts Mundwinkel automatisch nach oben. Schmeichelhaft. Aber Anne wusste, dass er nach dem vielen Wein und Schnaps, den Tanner großzügig auf seine Kosten spendiert hatte, bereits beim Vorspiel in einen seligen Schlaf hinübergleiten würde, wenn sie nicht auf besondere Weise nachhalf. Und das war ihr, zumindest an diesem Abend, nur recht.
    Dieser Ghul da draußen hatte sich absichtlich gezeigt. Er führte etwas im Schilde, und sie sollte besser herausfinden, was es war.
    Der Amerikaner hatte das

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