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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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Haarsträhnen aus dem Gesicht und fuhr mit seinem Handrücken weiter hinunter, das Schlüsselbein entlang. »Wenn du brav bist und mir gibst, was ich haben will, geschieht dir nichts.«
    Anne suchte in ihrem Innern nach der Kraft, sich zu befreien. Maßloser Hass loderte in ihrem Herzen auf. Sie brannte danach, ihre Zähne in dieses Schwein zu schlagen, ihn auszusaugen und verrecken zu lassen. Doch ihr Kiefer blieb reglos, ihre Mundwinkel hingen schlaff herab. Spucke floss seitlich heraus und tropfte auf die trockene Friedhofserde.
    »Nun zu dir, mein untoter Freund«, hörte die Vampirin Tanner sagen.
    Durch Annes Schwäche aus dem Bann entlassen, hatte sich Jarosh eiligst hinter dem nächsten Steinblock versteckt und lugte mit großen Augen über dessen Kante zum Schauplatz des Geschehens.
    »Ehrlich gesagt warst du nicht eingeplant«, redete Tanner weiter, als hätte er einen alten Bekannten und nicht einen verwesenden Knochenhaufen vor sich. »Aber heutzutage ist man ja anpassungsfähig, und die Idee von einer wiederbelebten Mörderlegende gefällt mir ehrlich gesagt.« Er lachte leise und gehässig.
    »Kannst du meine Herrin zurückbringen?«, fragte der Ghul mit Röchelstimme.
    »Warum nicht?«, sagte der Amerikaner triumphierend. »Ich weiß mehr über Magie, Okkultismus und die Anderswelt als die meisten anderen Menschen. Mit meinen Kenntnissen und Abes Unterlagen bin ich sicher, dass es möglich ist.«
    Anne war schleierhaft, was Tanner plante oder warum er sie in skrupelloser Gangstermanier kaltgestellt hatte. In ihren Gesprächen hatte er nicht wie ein Pflöcke schnitzender Wahnsinniger geklungen, sondern durchaus vernünftig und intelligent. Er musste über sehr altes Wissen verfügen, um so einen Jahrhundert-Coup zu landen. Eine Muse wie sie setzte man nicht mit einem einfachen Narkosemittel außer Gefecht.
    Sie fühlte sich, als wären ihre Adern mit Eiswasser durchspült worden. Inwendig betäubt, und doch prickelte da etwas wie bei einem eingeschlafenen Fuß. Vermutlich hatte er schwarzes Bilsenkraut in Kombination mit Laudanum verwendet – eine Mischung, auf die jedes Blut trinkende Wesen in wenigen Augenblicken mit einer Art Totenstarre reagierte.
    Erniedrigend. Beschämend. Es war Anne erst einmal in ihrem langen Leben passiert, dass jemand sie so überrumpelt und auf diese Weise ausgeschaltet hatte; ironischerweise gar nicht mal weit von hier entfernt.
    Das slawische Volk hatte im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert mehr als die meisten anderen unter der Vampirepidemie zu leiden gehabt. Ausgelöst durch ein paar wild gewordene Jungadelige, die dachten, Vampirsein sei ein netter Spaß – eine Abwechslung von den vielen leiblichen Genüssen auf den höfischen Festen. Die Folge dieser Mode waren Hunderte neuer Vampire gewesen, die sich ohne Anleitung oder Führung in den Wäldern, Dörfern und Städten herumtrieben und alles ansprangen, was einen Puls hatte. Etwas zeitversetzt, aber nicht weniger gewaltig war die Schar der Vampirjäger angewachsen. Voller wahnwitzigem Übermut und grausamen Fang- und Foltermethoden.
    Damals hatte Anne den Fehler begangen, diesem geradezu kindischen Verhalten zu sorglos zu begegnen. Ein übereifriger Wundarzt, Philosoph und selbst ernannter Alchemist namens Theophrastus Bombastus, der unter dem Künstlernamen Paracelsus gearbeitet hatte, war zu jener Zeit durch die Lande gezogen, um seine Viersäfte- und Signaturenlehre zu verbreiten. Das Schicksal hatte es gefügt, dass Anne und dieser Mann ausgerechnet am selben Tag im gleichen heruntergekommenen Gasthof übernachteten. Und sie war hungrig gewesen. Deshalb hatte sie in der Wirtsstube einen Jüngling mit ihren Reizen gelockt und nach oben auf die Kammer mitgenommen.
    Doch dem Wirt hatten die Geräusche zu animalisch geklungen, die bis spät in die Nacht aus dem Zimmer gekommen waren. Daher hatte er den Quacksalber geweckt und auf sie gehetzt. Mitten im Liebesspiel überrascht, hatte Anne die Gefahr der Situation zu spät erkannt und war einem Gebräu erlegen, das Paracelsus ihr mit einer groben Kanüle in die Halsvene getrieben hatte. Die Dosierung war so hoch gewesen, dass selbst der Jäger Anne für tot gehalten hatte. Ganze drei Tage waren ihre Glieder steif gewesen, und um ein Haar hätte man sie lebendig begraben. Erst im allerletzten Moment hatten ihre magischen Kräfte über den Hexensaft gesiegt. Im Morgengrauen vor ihrem Begräbnis war sie von der Totenbahre in die nahen Wälder geflohen.
    Jahre

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