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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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mit den Kieferknochen. Mildtätigkeit und Opfertum beeindruckten Tanner wenig. Darby gefiel die Rolle als Macher, nur darum ging es nach Ansicht des Amerikaners. Der rothaarige Schnösel veranstaltete diese Show, um Beifall einzuheimsen. Was sonst hatte er von Elisabeths Erweckung?
    Tanners Misstrauen wuchs.
Warum mischt er sich in diese Dinge ein? Um eigene Ziele zu verfolgen. Schließlich ist er kein Engel und auch kein Dschinn, der einem die Wünsche erfüllt
. Doch die Antwort auf diese Frage stand noch aus. Während Tanner Darby beobachtete, überlegte er insgeheim, ob er etwas gesagt oder getan hatte, was wie ein Pakt verstanden werden konnte. Aber seiner Erinnerung nach hatte er im Suff weder seine Seele verkauft noch sonst irgendeine Versprechung gemacht.
Also, was hast du vor?
    Als die Münder nur mehr wenige Millimeter entfernt voneinander waren, schlug die Gräfin plötzlich die Augen auf. Sie starrte Darby an, ohne sich zu rühren, wie eine Puppe. Der Elf tastete nach dem Elixier und richtete sich auf, brach den Augenkontakt aber nicht ab. Und der Strom zwischen ihren Mündern versiegte. Sofort schnappte Elisabeth nach Luft. Ihre Brust hob und senkte sich stoßweise.
    »Nun machen Sie endlich, bevor es zu spät ist!«, rief Tanner.
    »Das bisschen Todeskampf hilft ihr, sich wieder ganz ins Hier und Jetzt zu befördern«, entgegnete Darby kalt. Fast schien es, als erfreue er sich an dem Leid dieses Wesens.
    Vielleicht hätte Tanner das auch gekonnt, wenn es für ihn nicht indirekt um sein Leben gegangen wäre. »Hören Sie auf mit den Spielchen!«, schrie er seine Wut und Anspannung hinaus.
    Der Elf lächelte nur. Dann nahm er gemächlich den Glaspfropfen aus der Phiole, schwenkte die schleimig grüne Flüssigkeit noch einmal, hielt mit einer Hand den Mund der immer noch Paralysierten auf und ließ das Gebräu vorsichtig in ihren Rachen rinnen. »Schön schlucken, Madame.«
    Ihre Kehle zog sich krampfartig zusammen, als sie dem Befehl notgedrungen gehorchte. Ihre Augäpfel quollen hervor. Ihr Brustkorb bog sich unnatürlich weit nach oben und verharrte eine Sekunde am Scheitelpunkt. Dann klappte er mit Wucht zurück – und der Raum explodierte!
    Begleitet von Feuerregen, barst der Sarg in mehrere Teile. Holzspäne, vermischt mit Asche und Funken, prallten gegen die Wände. Tanner, Darby und der Ghul warfen sich schützend auf den Boden, während eine Feuersäule emporwuchs und die Luft in ein glutrotes Inferno verwandelte.
    »Verdammt!«, hörte Tanner den Elfen noch schreien, dann war er nicht mehr zu sehen. Panisch versuchte der Amerikaner, sich zu schützen. Flammen züngelten an seinen Armen hinauf. Doch das Feuer tat ihm nichts. Er fühlte sich auf einmal ganz leicht, als würde er schweben.
    Bilder tauchten um ihn herum auf. Erst verschwommen, dann immer klarer. Im Zeitraffer lief das Leben von Elisabeth Báthory in ihnen ab. Ihre Geburt war zu sehen, dann ihre Jugendjahre, die Vergewaltigung und der Mord an ihren Geschwistern – als würde es nur wenige Schritte von ihm entfernt passieren. Tanner erlebte ihre Gefühle mit, spürte den Schmerz und das unsagbare Entsetzen am eigenen Leib. Dann ein erneuter Szenenwechsel zum Habsburger Hof – Elisabeth zwischen erlauchten Damen und pompös ausstaffierten Herren. Er sah die Qual und den schleichenden Irrsinn in Elisabeths Gesicht, sah, wie sie ihre Wut an Tieren auslebte. Bis zu dem Moment, als sie eine Zofe schlug und das Blut auf den Handrücken der jungen Gräfin fiel.
So schön
. Die Faszination sprang auf ihn über. Er glaubte sich selbst in ihrem Körper, wie er – wie sie – die scheinbare Verjüngung genoss. Die Vorstellung ewiger Jugend berauschte sie, die Gier nach mehr!
    Immer schneller flossen die Bilder um Tanner und durch ihn. Bilder des Elends und der Qual. Er sah Mädchen, die aufgeschlitzt in den Gemächern lagen, achtlos unter das Bett geschoben oder in die Kleidertruhe gestopft.
    Und je länger es dauerte, desto mehr erfasste auch Tanner der Wahn. Mehr! Mehr! Mehr! Die Schreie, das Flehen um Gnade. Die Panik in den Gesichtern. Weit aufgerissene Augen, vom Grauen gepackt. Die geweiteten und erstarrten Pupillen. Ein unendlicher Rausch. Massenhaft Opfer, jederzeit verfügbar.
    Dann geschah der Verrat. Die Soldaten kamen, um sie – um ihn – zu holen. Das Gerichtsverfahren. Zeugen, die anklagend auf sie – auf ihn – zeigten, während sie unter Heulkrämpfen von den Taten berichteten. Schließlich der Schuldspruch. Statt eines

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