Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
Gegenzauber aus dir rauszuholen, der ihn retten kann!«
Er hob die Zeltplane, und Davids Blick fiel auf das große Holzkreuz, das er bereits allzu gut kannte.
»Warum schläfst du nicht?«
Guy hatte sich aufgesetzt und sah Eleanor an. Sie befanden sich nach wie vor am Rande des Weihers und hatten beschlossen, erst am nächsten Morgen weiterzugehen, um die Quelle aus Eleanors Träumen zu finden.
Die junge Frau stand am Ufer und blickte über das im silbernen Mondlicht glänzende Wasser. »Ich habe geschlafen«, murmelte sie. »Und ich habe wieder geträumt.«
Dafydd war in diesem Traum gewesen, und diesmal hatte er aus so ungezählten Wunden geblutet, dass sie im Schlaf um ihn geweint hatte.
Dies ist nicht die Zukunft
, hatte er gesagt.
Dies geschieht jetzt. Und du musst mir helfen. Nur du kannst es
.
Ratlos erzählte sie Guy, was sie gesehen hatte. Er nickte ernst.
»Was soll ich tun?«, fragte sie. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun muss!«
Er stand auf und trat hinter sie, fasste sie aber nicht an. Eleanor holte tief Luft. Auf einmal sehnte sie sich nach seiner Berührung und brachte doch nicht den Mut auf, ihrerseits nach ihm zu greifen.
»Folge deinen Gefühlen«, sagte er sehr leise. Er klang schmerzerfüllt. »Boann wird dich leiten.«
Eleanor lauschte in sich hinein. »Ja«, murmelte sie plötzlich. »Das wird sie.« Als sie sich umwandte, stand Guy ganz dicht hinter ihr. Deutlich nahm sie seinen Geruch wahr, der nach Blüten und Sonne auf einer sommerlichen Wiese roch. Tief sog sie ihn in sich ein. Dann ging sie an ihrem treuen Begleiter vorbei in den Wald, und in diesem Moment fürchtete sie die Geister, die sie umgaben, kein bisschen mehr.
Sie erkannte die Quelle aus ihren Träumen sofort, als sie sie sah.
Malik streckte die Hand aus, um David in das Zelt hineinzustoßen, doch pötzlich durchzuckte es David wie mit einem Stromstoß. Er fuhr zusammen, und sein Kopf ruckte hoch.
Seine Kopfhaut begann zu kribbeln, während sich ein sanftes Licht wie ein Netz um seinen Schädel legte. Es fühlte sich an, als dringe irgendeine starke Macht in ihn ein, nehme Besitz von ihm. Etwas zog ihn fort von diesem Ort der Schmerzen und des Leids. Hin zu Frieden und Ruhe und zu einer Stelle, an der klares Wasser über bemooste Steine plätscherte und jemand auf ihn wartete, um ihn zu pflegen und zu liebkosen.
Die Soldaten zerrten ihn zurück auf die Beine, waren für einen Moment aber unachtsam. Offensichtlich konnten auch sie sich nicht erklären, was mit ihrem Gefangenen geschah.
»Zauberei!«, hauchte einer von ihnen und ließ David los.
Der handelte, ohne zu überlegen. Er entriss dem zweiten Soldaten seinen Arm, sprang vor und prallte hart gegen Malik, der fluchend mit ihm zu Boden ging. David war schneller als er. Er rappelte sich wieder auf. Rannte, so schnell ihn seine Beine trugen.
»Haltet ihn!«, gellte Maliks Schrei durch das Lager, und David beschleunigte seine Schritte noch. Hinter ihm wurde Lärm laut. Soldaten versammelten sich, Befehle wurden gebrüllt.
Endlich hatte David den schützenden Waldrand erreicht. Etwas flog an ihm vorbei und hämmerte mit brutaler Wucht und im Abstand von wenigen Sekundenbruchteilen in einen Stamm neben ihm.
Zwei Armbrustbolzen.
Er warf sich in ein dorniges Gebüsch. Die Ranken peitschten ihm ins Gesicht und zerrissen ihm die Haut an Stirn und Wangen, doch er kämpfte sich voran. Im Lager erscholl Hundegebell.
Schwer atmend befreite sich David auf der anderen Seite aus den Dornen und rannte unbeirrt weiter.
Ein weiterer Bolzen schlug neben ihm ein und riss eine lange, handbreite Furche in die Erde.
Und plötzlich krachte etwas in seine Schulter. Mit brutaler Gewalt schob es ihn vorwärts. Schmerz explodierte in seinem Leib, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Er fing den Aufprall mit den Armen ab, und erneut flammte die Pein in ihm auf. David schrie auf, rollte sich ab und blieb keuchend liegen.
Weiter!
, schrie alles in ihm.
Du musst fort, sonst fangen sie dich wieder ein!
Und obwohl sein Körper vor Schmerzen in Flammen stand, kam er wieder auf die Beine und taumelte weiter.
Voller Staunen blickte Eleanor auf den großen, moosüberzogenen Felsen, aus dem ein helles Rinnsal sich in ein kleines, ebenfalls moosüberzogenes Becken ergoss.
Sie schloss die Augen, um sich ganz sicher zu sein, und beschwor die Erinnerung an ihre Visionen herauf. Sobald alles ganz klar vor ihrem inneren Auge stand, hob sie ganz langsam die Lider. Die Bilder passten genau
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