Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
dachten, Gott sei die ehrlose Kriecherei des Ordens satt.«
Sie atmete tief durch. »Aber erst als der Orden behauptete, der Schmied habe dem Teufel das Reich überlassen und man müsse zum Gottesberg reisen, um ihn zu vernichten, kam es zum Krieg. Seht, wir glauben, dass der Schmied allmächtig ist und der Teufel seine Kreatur. Wenn wir den Teufel töten, verletzen wir Gott, und als Strafe für unseren Ungehorsam wird er die Welt zerstören.«
»Glaubt Artair nicht daran?«, fragte Nadja.
»Er glaubt, Gott wolle uns auf die Probe stellen und erwarte, dass wir den Teufel beseitigen. Selbst die Priester und sein eigenes Volk teilen diese Überzeugung nicht. Sie denken, es reicht, wenn sie uns umbringen. Dass der Schmied zurückkehrt, wenn kein Ketzer mehr lebt.«
»Ihr habt doch alle einen Knall«, murmelte Robert so leise, dass Nadja, die neben ihm eine Kiste packte, ihn gerade noch verstand.
Ceana schien nichts gehört zu haben. »Ich verließ Artair, als der Orden begann, die Dörfer der Flammenritter niederzubrennen. Später erfuhr ich, dass er zum Statthalter von Las’wogg gewählt worden war. Dubhagan, den die Flammenritter nur den ›Schlächter‹ nannten, weil ihn sein Hass auf uns zu furchtbaren Gräueltaten verleitet hatte, wurde sein Hohepriester. Sie waren besser organisiert und besser ausgerüstet als wir. Unsere Städte und Dörfer fielen, aber wir fügten dem Orden große Verluste zu. Am Ende zog er sich nach Las’wogg zurück, und hier kämpfen wir seitdem. Artair weiß, dass ich die Flammenritter anführe, und ich denke, er weiß auch, wie wenige wir sind.«
»Aber er greift nicht an, weil er dich noch liebt.« Anne klang, als könne sie das nicht verstehen. Nadja sah, wie Robert die Augenbrauen hob.
»Nenne es Liebe oder Besessenheit, das ist egal. Er macht es wegen mir.«
»Also tut Artair so, als wären die Flammenritter nicht zu besiegen, um Dubhagan von einem Angriff abzuhalten.« Nadja runzelte die Stirn. »Nur, warum greift ihr die Stadt an?«
»Um Artair an Las’wogg zu fesseln, damit er die Armee nicht zum Berg des Teufels führt. Für unseren Gott werden wir bis zum Letzten kämpfen.« Ceana nickte Fionn zu. »Wir sind fertig.«
»Habt ihr schon mal daran gedacht, etwas Konstruktives zu tun, Weizen anzubauen oder so, anstatt euch gegenseitig umzubringen?« Robert war wütend, das sah Nadja ihm an.
Ceana schien seinen Sarkasmus nicht zu bemerken. »Was könnte konstruktiver sein, als die Welt vor der Vernichtung zu bewahren?«, fragte sie.
Niemand antwortete ihr. Die Elfen begannen das Zelt abzubauen, und Nadja ging ihnen aus dem Weg. Robert und Anne schlossen sich ihr an. Am Rande des Lagers blieben sie stehen.
»In was für einer Welt sind wir nur gelandet?«, fragte Nadja. Was Ceana erzählt hatte, erschütterte sie.
»In einer, in der nicht nur die Unsterblichkeit, sondern auch der Verstand verschwunden ist.« Robert schüttelte den Kopf. »Lasst uns abhauen, Talamh finden und diesen Irrsinn vergessen.«
»Ich glaube nicht, dass sie uns gehen lassen werden.« Anne hielt sich dicht neben ihm. »Wir wissen zu viel.«
Sie hatte recht. Nadja bemerkte zwei Elfen, die zwischen den halb abgebauten Zelten standen und sie beobachteten.
Sie presste die Lippen aufeinander. »Also sind wir schon wieder Gefangene, und wir wissen nur eines sicher: dass sie Artairs Armee nicht zum Berg führen werden.«
»Falls Artair noch das Kommando führt«, warf Anne ein.
»Sie müssen nach Westen gehen«, sagte Robert. »Von Osten nähert sich die Armee, und die Patrouille erklärte mir, ich könne nicht aus dem Norden stammen, weil es dort nur Vulkane gäbe. Im Süden liegt der Berg, also ...«
»Nein, sie werden nach Süden gehen. Im Westen liegt das Totenreich.«
»Will ich wissen, was das heißt?« Robert sah Anne an.
Sie nahm die Frage wörtlich. »Johannes wollte, dass die Toten als Geister weiterexistieren konnten, wenn sie es so wünschten. Deshalb erschuf er das Totenreich. Es war schon damals ein schwieriger Ort.«
Nadja schauderte, als sie an den Ursprung des Feuerkäfers und an dessen Veränderung dachte. Wenn ein harmloses Tier zu einem solchen Ungeheuer geworden war, was war wohl erst mit den Geistern geschehen?
Einer der beiden Elfen winkte ihr zu. »Kommt«, rief er. »Wir brechen auf.«
»Wohin?«, rief Nadja zurück.
»Nach Süden.«
Sie atmete auf.
Das Lager hatte man auf Karren und Wagen verladen, die von Cosgrachs gezogen wurden. Ceana saß auf einem Pferd an
Weitere Kostenlose Bücher