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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Ansammlung von Muskeln und Sehnen, die kein in dieser Gegend geschmiedetes Schwert durchtrennen konnte; auch nicht Graul. Lediglich eine mythische Tuatha-Axt hätte Gofannon nun weitergeholfen.
    Er tastete verzweifelt um den Nacken Fanmórs. Unter Biá und zotteligem Haar befand sich der Halsansatz. Weiches, runzliges, faltiges Fleisch.
    »Und wenn ich ihn von der Seite aufsteche?«, fragte er sich. »Wenn ich ihn durchbohre, von links nach rechts? Hm? Oder besser von rechts nach links?«
    Nein. Der Kopf gehörte vom Rumpf getrennt, in einem Schmelzbad von flüssigem Eisen verbrannt und der ausgekühlte Block ins tiefste erdenkliche Wasser geworfen. Nur dann besaß man die Sicherheit, einen Riesen auch wirklich getötet zu haben.
    Gwynbaen kam ihm in Erinnerung. Die Königin hasste Enttäuschungen. Sie würde ihn sicherlich nicht in ihr Bett bitten, wenn er zu ihr zurückkehrte, ohne sein Ziel erreicht zu haben.
    Aber was sollte er tun, was
konnte
er tun? Biá entfernen und darauf warten, dass Fanmór wieder zu sich kam, um ihn dann ein weiteres Mal mit seinem verzauberten Netz zu Boden zu schicken?
    Nein. – Dazu reichte die Zeit nicht. Irgendwann würde man das Verschwinden der Aerins und des magischen Flammenteppichs bemerken. Berater oder Kinderritter würden sich dann in Fanmórs Zelt blicken lassen, und nach dem Rechten sehen.
    Gofannon besaß eine Tugend, die nicht vielen Göttern zu eigen war: Er akzeptierte Niederlagen.
    Er musste zurück zu Gwynbaen und seinen Misserfolg eingestehen. Oder besser noch: Er würde sich in sein eigenes kleines Reich zurückziehen und dort ein oder zwei Jahrhunderte verstreichen lassen. So lange, schätzte er, würden sich die letzten Schlachten hinziehen, bevor der elfische Riese als Sieger in der Elfenwelt feststand. Gofannon würde sich der Völlerei und der Sauferei hingeben und den Schmeicheleien von Zwergen, Sums, Namenlosen und Menschen lauschen. Irgendwann, wenn der Krieg zwischen Gwynbaen und Fanmór sein Ende gefunden hatte, konnte er sich als Fürsprecher für die Königin einsetzen und ihr in aller Bescheidenheit sein Domizil als Asyl anbieten.
    Frauen vergaßen rasch; schließlich besaßen sie kleine Köpfe, in die nicht allzu viel hineinpasste. Gwynbaen würde sich nicht mehr an sein Versagen erinnern und sein Angebot dankbar annehmen.
    Gofannon raffte an Schätzen an sich, was ihm als wertvoll erschien; natürlich Biá und natürlich Graul, der besonders gut in seinen Händen lag. Dazu einen magischen Klumpfuß, die Nasenkralle eines Druiden, einen Stein der ganz, ganz Weisen, der unnützes Gold in Stein verwandelte, das getrocknete Jungfernhäutchen einer Drachin, den getrockneten Fußpilz eines Basilisken und mehrere besonders schöne Exemplare aus der Augenlidersammlung Fanmórs, welche dieser höchstpersönlich seinen Gegnern abgesengt hatte.
    Vorsichtig schob er die Tücher zum Vorraum beiseite und lugte hinaus. Der Allesseher behielt wie immer den Eingang im Auge und hatte Gofannon den Rücken zugedreht. Auch diesmal spürte der Spion das Locken des Paradiesvogels. Unterschwellige Reize kitzelten ihn in der Magengegend, vermochten ihn aber nicht aus seiner Konzentration zu reißen.
    Ein letztes Mal drehte er sich um und betrachtete den gefällten Riesen.
Wie unendlich bedauerlich!
, dachte er, bevor er mit leisen Schritten zurück in den benachbarten Raum trat.
    Die üblichen Lagergeräusche waren hier gut zu hören. Der schmachtende Gesang junger Crain-Elfinnen, das zufriedene Traumgrunzen satter Taurisken, die leisen Peitschenschläge flagellantisch veranlagter Tonnentauben. Auch das Gekrächze der heute besonders aggressiven Erynnen, die das Erwachen ihrer Mitstreiter kaum noch erwarten konnten, um sich in ihrer alles verschlingenden Todessehnsucht wieder in den Kampf zu stürzen.
    Gofannon huschte am Allesseher vorbei. Die Elfen vor dem Eingang waren in leichten Halbschlaf gesunken. Problemlos würde er an ihnen vorbeikommen ...
    »Ein Gott, ein Gott!«, krächzte der Paradiesvogel und flatterte aufgeregt mit den Stummelflügeln. »Er war beim Herrscher, wollte Böses, wollte ihn töten. Beißt ihn, kratzt ihn, fangt ihn!«
    Die Crain-Elfen schreckten aus ihrer Beschaulichkeit hoch, blickten sich vor dem Herrscherzelt um. Hastig zog sich Gofannon in den Vorraum zurück. Binnen weniger Augenblicke geriet das Lager in Aufruhr. Von überall her gellten Alarmschreie, Trommelgewirbel, das Jaulen fliegender Fuchsien.
    Warum auch immer mich der Allesseher

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