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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ich dir erweise. Ich werde nicht warten. Ich will dieses Schatzkästchen augenblicklich, und ich werde es bekommen.« Bandorchu blickte den vierten Zwerg an. »Du weißt, was du zu tun hast?«
    Das klobige Wesen nickte. Flöhe und Läuse hüpften aus seinem langen, ungeflochtenen Bart. Mit seinem Grinsen entblößte er fehlerhafte Zahnreihen. In einer der größeren Lücken des Unterkiefers hatte sich ein seltsames, wurmähnliches Geschöpf angesiedelt. Schleimige Fäden sonderte es ab.
    Der Zwerg rückte noch näher an Gofannon heran. Er packte seine Hände – und machte sich daran, sie abzubeißen.
    Irgendwann erwachte er aus der Bewusstlosigkeit, die mit den letzten Schmerzwehen gekommen war. Der Zwerg hatte ihm die Arme bis zum Ellbogen abgetrennt; sein wurmähnlicher Zahnsymbiont hatte ihm brennendes Gift in die Blutbahnen gejagt. Sein Körper war blau und grün angelaufen. Nässende Geschwüre hatten sich zwischen den Steinkrusten gebildet und waren geplatzt. Zum ersten Mal in seiner langen Existenz wünschte sich Gofannon, dass es vorbei wäre. Er hätte den Tod willkommen geheißen und sich ihm dankbar hingegeben. Aber Fanmór hatte einen subtilen, fein gearbeiteten Fluch ausgesprochen. Gofannons Hände würden zweifelsohne nachwachsen. Vielleicht nicht mehr gerade, sondern krumm und arthritisch. Aber er würde sie verwenden können.
    Er wurde aus seiner Kemenate geholt, in der er eine unbestimmbare Zeitspanne zugebracht hatte. Der Steinwuchs war fast vollends von ihm abgefallen, die Geschwüre mittlerweile deutlich zurückgegangen.
    »Es war gut, dass du die Pyramide besucht hast«, sagte Bandorchu mit sanfter Stimme. »Das Geschenk des Thanmór mag sich als brauchbar erweisen. Nicht sofort; aber dann, wenn meine Macht in der Schattenwelt am größten ist.«
    »Was sind Eure nächsten Pläne?«, fand Gofannon den Mut zu fragen.
    Die Königin schlug ihre aufregend langen Beine übereinander. »Ich werde das Schloss ausbauen«, sagte sie leise. »In seinem jetzigen Zustand ist es lediglich ein Versteck für uns. Eine Zuflucht, die uns Linderung verschafft; nicht mehr. Aber mein Heim soll mehr werden. Ein Ort, an dem ich zu meiner früheren Kraft zurückfinden kann und den auch meine Getreuen zu einem gewissen Teil nutzen sollen.«
    Bandorchu blieb vage und geheimnisvoll. Diese Allgemeinaussagen bedeuteten nichts.
    Erstmals seit seiner Rückkehr nahm er sie näher in Augenschein. Ihr goldblondes Haar musste bis zu den Hüften hinabreichen. Derzeit war es zu zwei Zöpfen gebunden, die ihr ein neckisches, unschuldiges Aussehen verliehen. Der Mund war voll, die Augen glänzten. Die ätherisch helle Haut wurde durch blaue Flecken konterkariert, die Bandorchu schamlos zur Schau stellte. Sie befanden sich an den Ober- und Unterschenkeln, an den Armen und am Hals. Die Königin sah aus, als hätte sie einen Kampf hinter sich. War dies der Preis, den sie zahlen musste, wenn sie aus ihrem immensen Kraftpotenzial schöpfte?
    »Du hast mir nicht erzählt, dass du einen Begleiter aus den Ebenen mitbrachtest«, sagte sie. »Er steht draußen vor der Zitadelle und stampft ungeduldig umher. Feuerrot vor Zorn ist er, hat man mir gesagt. Ist er ein Freund von dir?«
    »Ich ... kam nicht dazu, Euch von ihm zu erzählen, Herrin. Und nein – er ist keinesfalls ein Freund. Wir bildeten eine Schicksalsgemeinschaft. Ich habe ihn durch einen Schwur an mich gebunden, damit er mich hierher brachte ...«
    »Also ist noch etwas von deiner früheren Schlauheit übrig geblieben«, unterbrach ihn Bandorchu. »Denkst du, dass ich ihn für die Arbeiten im Schloss gebrauchen kann?«
    »Er ist falsch und bösartig. Er besitzt hohe Meisterschaft darin, Leuten Angst einzujagen. Der Kau ist klein und körperlich schwach. Ich glaube nicht, dass Ihr ihn gebrauchen könnt. Ich hätte nichts dagegen, ihn eigenhändig zu erwürgen, sobald ich ihn von seinem Schwur entbunden habe ...«
    »Erwürgen ist momentan keine brauchbare Variante für dich.« Bandorchu lachte hell und freundlich. Wie ein süßes, unschuldiges Wesen. »Du sagtest, er nennt sich Kau?«
    »So ist es.«
    »Bringe ihn herein. Ich möchte ihn sehen.«
    Gofannon sollte diesen Hort der Erleichterung verlassen? Ihm grauste davor. Es erschien ihm wie die Fortsetzung eines Albtraums, wieder zurück in die Spiegelebene zu gehen, und sei es auch nur für ein paar Schritte. Doch Bandorchus Worte wirkten wie ein Befehl. Er konnte sich ihr nicht widersetzen.
    Also setzte er sich in Bewegung.

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