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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Stöhnen und Ächzen ...
    »Es ist vollbracht!«, unterbrach Bandorchu die Banalitäten seiner Erinnerungen. Ihre Stimme kam schwach und brüchig; wie dünnes Papier.
    Gofannon war eingeknickt und zu Boden gesunken, wie auch der Kau. Gemeinsam richteten sie sich auf. Vor ihnen waberte ein lichtloses Nichts, das sich vage gegen den Hintergrund abgrenzte. Energien, die nach Bandorchu rochen, gingen davon aus. Sie musste ureigenste vitale Kraft in die Entstehung des Portals investiert haben. Solche, die unwiederbringlich verloren ginge ...
    »Geht!«, ächzte die Königin. »Und kehrt so rasch wie möglich wieder.«
    Sie war über dem Thron zusammengesunken. Eine alte, unförmige Vettel, die vom Duft des Todes umweht wurde.
    »Lass uns verschwinden«, murmelte der Kau. Er zerrte und zupfte an seiner zerrissenen Hose. Voller Angst war er. Er zog den Sprung in die Ungewissheit Bandorchus schrecklichem Anblick vor.
    So wie auch Gofannon selbst.
    Im Gleichschritt marschierten sie auf das lockende, abstoßende Portal zu. Bösartige, liebreizende Empfindungen gingen von seinen Rändern aus. Sie offenbarten die innere Zerstörtheit Bandorchus, ließen einen kurzen Einblick in die Seele der Königin zu. Es war schrecklich und schön zugleich.
    Die wabernden Flammen des Portals griffen nach ihnen, sogen sie an. Gofannon fühlte, wie seine Körperlichkeit etwas anderem Platz machte. Ihn reduzierte und gleichzeitig vergrößerte. Zusammendrückte, zerstörte, ihn unter gänzlich neuen Voraussetzungen wieder zusammensetzte.
    Ein Aufprall. Landung. Irgendwo.
    Wasser unter seinen Beinen. Dann Sand. Das Leder einfacher Sandalen. Zeit verging. Gedanken wehten an ihm vorbei. Gerafft, in irrsinnigem Tempo.
    Blut. Gewalt. Hass, Liebe und Eifersucht.
    Eine Blase hüllte ihn ein. Ein Körper, der nicht sein eigener war, der allmählich mit seiner Persönlichkeit verschmolz.
    Wer war er?
Was
war er?
    Hitze wallte in ihm auf, und ein neuer Aspekt trat zutage. Eine nach Aas stinkende Knospe, lange in ihm verborgen, breitete ihre Blätter aus.
    Die Erinnerung kehrte wieder, und Gofannon begriff: Der Fluch Fanmórs wurde jetzt zur Realität. Der Boon zwang ihn, in einen fremden Körper zu schlüpfen und Dinge zu tun, die nicht seinem eigentlichen Selbst entsprachen. Und in einem Moment seltsamer Klarheit erkannte er sein zukünftiges Schicksal.
    Gofannon zwang seinen Leihkörper zu Boden, und er begann zu weinen.

20 Nadja
Ernüchterung
    Sie erwachte, bedeckt von gelb gewordenen, vertrockneten Blättern. Erschrocken sprang Nadja hoch. Früchtematsch hatte sich unter ihrem nackten Körper gesammelt und sie rot gefärbt.
    Wo war sie? Was war geschehen?
    Die Erinnerungen kehrten langsam zurück. Sie hatte mit Darby O’Gill Sex gehabt. Außerordentlich guten, wie sie zugeben musste. Anschließend war sie wohl eingeschlafen. Ihre letzte bewusste Erinnerung galt dem riesigen, spitzen Gesicht des irischen Wolfshunds Cara. Er hatte sich vornübergebeugt und sie mit Augen betrachtet, die jene eines Menschen sein konnten. Dann war die Schwärze des Schlafs über sie gekommen, abrupt und elementar.
    »Darby?«, rief sie und drehte sich suchend im Kreis. Mehrere Türen, jede in einem anderen Weißton gehalten, führten vom Baumzimmer weg. Hatte sich ihr Begleiter irgendwohin zurückgezogen? Duschte er?
    Nadja erhielt keine Antwort. Auch Darbys Hund ließ sich nirgends blicken. Das ungleiche Pärchen hatte sie, aus welchen Gründen auch immer, allein gelassen.
    Fluchend zog sie einen Holzspieß aus ihrem Hintern. Unter Verrenkungen begutachtete sie die Narbe. Sie blutete leicht, und ringsum bildete sich ein kreisrunder, violett leuchtender Fleck.
    »Mist! Wie bin ich bloß auf die Idee gekommen, mich in Laub und einem Früchtecocktail zu wälzen? Nadja – das war mal wieder eine Meisterleistung von dir!«
    Ernüchterung überkam sie. All die romantischen Gefühle, die sie empfunden zu haben meinte, fielen von ihr ab. Darby O’Gill war zweifellos eine interessante Persönlichkeit, die es verstand, einen Menschen zu fesseln. Doch sie hätte es tunlichst vermeiden müssen, nach einem – ohnehin grässlichen – Abendessen gleich mit ihm in die Kiste zu hüpfen.
    Nadja sah nach oben. Zwischen den Wipfeln der Eibe blinkten die Sterne. Ein einsamer Feuerwerkskörper entfaltete sich und wurde zu einer rotgrünblauen Melange aus Explosionspünktchen. Wenn sie ihrer Armbanduhr vertrauen konnte, waren drei Stunden vergangen, seitdem sie Darbys Wohnung betreten

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