Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
David warf, geradezu geschmacklos. Doch David schien sie nicht zu stören.
Rian schnaubte leise und begegnete Alberichs amüsiertem Blick.
»Sie ist ein Sukkubus, er kann nicht anders«, flüsterte er. »Aber verrate es ihm nicht. Lasse ihnen den Spaß. Sie ist übrigens eine der Hauptattraktionen in meinem Touristikgeschäft.«
Ungläubig starrte Rian in die lachenden Obsidianaugen des Nibelungen.
Wahrheit oder Lüge?
, raunte es in ihrem Kopf.
Wahrheit oder Lüge?
Ihr Gastgeber sah in die nächtliche Parklandschaft hinaus. Seine Finger hatten zurück zu Rians Ausschnitt gefunden, und dieses Mal nahmen sie von dort aus den Weg unterhalb des Stoffes.
»Siegfried erfüllte alle meine Erwartungen«, fuhr er fort. »Mit seiner Unterstützung gelang es mir, das beste Schwert zu erschaffen, das jemals meine Schmiede verlassen hatte. Es war ein Schwert, das in jedem Aspekt – von der Wahl der Zutaten über den Zeitpunkt des Schmiedens bis hin zur abschließenden Abkühlung im Blut eines noch lebenden Wesens – darauf ausgelegt war, einen Drachen zu töten. Und niemand wusste besser als ich, was dazu benötigt wurde. Was ich nicht in das Schwert binden konnte, lehrte ich Siegfried. Nach zwei Jahren harter Übung und Vorbereitung zog er mit dem Schwert
Gram
in der Hand aus, um den Drachen zu erschlagen, der mein verräterischer Bruder war.«
Alberich leerte sein Glas und starrte nachdenklich hinein.
»Ich erfuhr nie genau, was geschehen ist. Er erschlug Fafnir und schleppte seinen Kopf mit sich, zusätzlich zu dem Schatz, von dem er mir unter vielerlei Auflagen geschworen hatte, ihn zurückzubringen. Wir wollten das Gold teilen, und ich hätte mich daran gehalten, denn auch der halbe Schatz war noch ein Vermögen. Aber es kam anders. Siegfried behauptete später, ein Vogel habe ihm zugezwitschert, dass ich ihn um des Schatzes willen töten wollte. Vermutlich hat aber eher Fafnir ihm dieses Gift vor seinem Tod ins Herz geträufelt.
Jedenfalls kam Siegfried eines Abends zurück, mit Schatz und Drachenkopf. Wir feierten bis tief in die Nacht und sanken gemeinsam aufs Lager. Am nächsten Morgen war ich tot. Ermordet mit der einzigen Waffe, mit der man mich ohne Weiteres umbringen konnte: dem Schwert, das ich selbst geschmiedet hatte. Ironie des Schicksals.«
Er beugte sich etwas vor und stellte das Glas auf dem Tisch ab. Dann schlang er den zweiten Arm ebenfalls um Rian und zog sie enger an sich. Sie ließ es widerstandslos geschehen und schmiegte sich an ihn, genoss die Wärme seines Körpers in ihrem Rücken und die tastende Berührung seiner Hände. Sie spürte, wie er seine Wange in ihr Haar drückte, und ihr gefiel der Gedanke, dass er bei ihr Halt gegen die Erinnerungen suchte.
»Der Tod war keine angenehme Erfahrung«, sagte Alberich leise, »aber Zorn, Hass und pure Willenskraft halfen mir, ihn vergleichsweise schnell zu überwinden, was anscheinend keinem anderen aus meiner Sippe gelungen ist. Zumindest haben sie sich nicht bei mir gemeldet. Nun ja, in Anbetracht der Umstände unserer jeweiligen Tode war das vielleicht auch nicht zu erwarten. Wir wären wohl nie mehr eine glückliche Familie geworden.«
Er lachte leise, küsste erneut Rians Haar und legte sein Kinn auf ihrer Schulter ab. Ein Duft wie von glimmenden Tannennadeln streifte ihre Nase, und sie schmiegte mit geschlossenen Augen ihre Wange an seine.
»Die eigentliche Frage hast du aber immer noch nicht beantwortet«, sagte sie. »Warum bist du, als du wieder gelebt hast, hiergeblieben und nicht nach Earrach zurückgekehrt? Und warum in Worms?«
»Ich hatte einen Schatz verloren, den ich entschlossen war zurückzugewinnen«, antwortete Alberich. »Nach meinem Tod hatte Siegfried Schatz und Drachenkopf hierher geschleppt und sich damit genau das aufgebaut, was ich ihm prophezeit hatte. Dummerweise konnte er seine Finger nicht von den falschen Frauen und seine neugierige Nase nicht aus den falschen Angelegenheiten lassen. Er fand etwas heraus, was ihm einen Mörder auf den Hals hetzte.
Egal, was sie in ihren Sagen und Liedern erzählen – Hagen hat ihn nicht wegen der Ehre seiner Königin getötet. Hagen war ein Wächter und tat nur, wofür er verpflichtet worden war. So viel habe ich inzwischen herausgefunden. Dummerweise hat er danach vorsichtshalber alle Habseligkeiten Siegfrieds beseitigt und somit auch mir enorm ins Handwerk gepfuscht. Man mag mir daher verzeihen, dass ich nicht unbedingt mit Zuneigung an ihn denke.
Seit ich davon erfahren
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