Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Wir sind in sein Auto gestiegen, sind in sein Haus gegangen – ist es jetzt nicht zu spät, sich darüber Sorgen zu machen, was auf seinem Schiff passiert? Oder wenn er uns zum Quell bringt?«
Aller Augen waren auf sie gerichtet, verwundert und fragend. Rian verstand selbst nicht, warum sie so heftig reagierte. Hatte Alberich sie umgarnt, bis sie nicht mehr klar denken konnte? Wünschte sie sich seine Nähe und seine Berührung so stark, dass sie alle Vorsicht in den Wind schlug? Sie überdachte alles, fand aber keinen Fehler in ihrer Argumentation.
»Es begeistert mich auch nicht, Grog zurückzulassen«, sagte sie. »Aber was können wir Alberich sonst als Sicherheit bieten?«
Pirx hob eine Hand. »Ich würde mich anständig benehmen, das schwöre ich bei allen Uralten.«
Rian lächelte den Pixie an und schüttelte den Kopf. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir einen Freund zurücklassen würden. Ob dich oder Grog – wo ist der Unterschied? Wir möchten keinen in diese Situation bringen. Aber ich fürchte …«
Sie seufzte und sah zu ihrem Bruder.
David verschränkte die Arme und schaute von Rian zu Grog und Pirx. »Ich will das nicht entscheiden. Wenn, dann entscheidest du, Grog. Vielleicht sollten wir uns auch einfach noch Zeit lassen. Alberich sagte, sein Schiff fährt morgen Abend. Es reicht also, wenn wir ihm morgen mitteilen, was wir tun wollen. Vielleicht fällt uns bis dahin noch etwas ein.«
»Gut.« Rian nickte. »Und um erst einmal auf andere Gedanken zu kommen, werde ich jetzt genau das tun, was ich heute schon vorgeschlagen habe: Ich werde erst Nina besuchen und dann sehen, ob ich noch mehr über dieses Bild in Erfahrung bringe. Vielleicht finden wir auf diesem Weg bereits einen zweiten Faden, dem wir folgen können. Dann müssen wir uns über Alberichs Forderung keine Gedanken mehr machen. Grog, Pirx, kommt ihr mit?«
»Natürlich«, rief Pirx sofort und sprang von Grogs Schulter aufs Sofa. Der Grogoch nickte nur.
»David?«
»Ich nehme an, es gibt nichts, was ich hier tun könnte, oder?«
David stand auf, griff nach seiner Jacke und lächelte Rian an. »Und abgesehen davon, dass ich Nina wohl so etwas wie einen Abschied schuldig bin, möchte auch ich gerne alles dafür tun, damit wir dieses Dilemma umschiffen.«
»Gut.« Rian lächelte und bot ihm ihren Arm. »Gehen wir.«
Im Krankenhaus erfuhren die Elfen, dass Nina schon seit vier Tagen aus der Intensivstation in die normale Station verlegt worden war. Die Freude darüber verflog jedoch schnell, als sie in Begleitung einer Schwester ihr Zimmer betraten.
Nina lag reglos im einzigen belegten Bett des Raumes. Ihr Haar war zerzaust und matt, und ihr zum Fenster gedrehtes Gesicht wirkte grau und eingefallen. Am Hals standen die Sehnen hervor, und ihre Arme und die Finger ihrer Hände, die zusammengelegt auf der Bettdecke ruhten, waren dünn bis zur Zerbrechlichkeit.
»Sie hat kaum etwas gegessen, seit sie wieder wach ist«, berichtete die Schwester im Flüsterton. »Der Arzt hat schon überlegt, sie wieder intravenös zu ernähren. Sie ist einfach völlig apathisch, an der Grenze zur Katatonie, und in diesem Zustand schafft sie es kaum, auch nur einen Löffel bis zum Mund zu heben. Keiner weiß so recht, was los ist.« Die Schwester warf einen kurzen Blick voller Mitleid auf Nina und sah dann wieder zurück zu Rian und David. »Sie sollten nicht zu lange bleiben.«
Rian biss sich auf die Unterlippe. Sie war automatisch davon ausgegangen, es würde Nina wieder besser gehen. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.
David legte eine Hand auf den Arm der Krankenschwester und sah sie eindringlich an. »Wir sind alte Freunde von Nina«, sagte er. »Unser Besuch wird ihr sicher helfen, sich aus der Lethargie zu reißen. Lassen Sie uns nur eine Stunde oder zwei mit ihr alleine. Bitte!«
Die Schwester sah ihn einen Moment zweifelnd an, doch als er »Bitte!« sagte, erlosch ihr Widerstand. Sie nickte und ging hinaus, die Tür leise hinter sich schließend.
Pirx hüpfte an das Bett heran und kletterte auf das Kopfende. Leise fiepsend, sah er auf Nina hinunter. Grog stieg auf einen Stuhl, und Rian setzte sich auf das Fußende. Vorsichtig griff sie nach Ninas Händen. Sie fühlten sich eiskalt an, und die junge Frau reagierte nicht auf die Berührung. Erst als David um das Bett herumging und zwischen sie und das Fenster trat, zuckte sie zusammen.
»Nein!«, flüsterte sie. »Der Schatten … nicht wieder der Schatten. Geh weg! Geh
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