Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Gast wichtig genug, um um sein Leben zu fürchten oder aber diesen Eindruck erwecken zu wollen.
Schritte näherten sich über Deck. Rian spürte, dass es nicht David war, und sie richtete sich auf. Ein leichter Geruch nach glimmenden Tannennadeln drang ihr in die Nase, und ehe sie sich umdrehen konnte, stand Alberich bereits hinter ihr und legte seine Hände fest auf ihre Hüfte. Sie drehte den Kopf zu ihm und begegnete seinem lächelnden Blick.
»Unsere Ziele rücken in Reichweite«, sagte er. »Nur noch wenige Kilometer, und ich werde an einem Privatsteg anlegen lassen. Dann werden wir das Schiff verlassen und den größten Schatz heben, den es für jene gibt, deren Dasein der Zeit unterworfen ist.«
Rian sah nach vorne, über das dunkle Band des Flusses hinweg zu einigen Lichtern am Ufer. »Werden wir dort irgendwo anlegen?«
»Nein. Wir steigen in den Fluss. Der Quell liegt in einem speziellen Bereich unserer Welt, der nach meinem Wissen nur durch Wasser erreicht werden kann. Zudem wird viel Energie benötigt, um das Tor zu öffnen. Da wir aber so viel wie möglich von unseren Kräften für die dahinter liegenden Barrieren brauchen, empfand ich es als sinnvoll, es in einer Umgebung zu tun, wo wir auf Leyenergien zurückgreifen können. Bei Worms bietet sich leider kein solcher Ort.« Er küsste Rian auf den Hals. »Ein wenig Zeit bleibt uns noch. Ich habe an Bord eine Kabine. Möchtest du nicht mit mir hinunterkommen?«
Rian schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber im Moment ist mir nicht danach. Ich bin zu aufgeregt, und ein wenig mache ich mir auch Sorgen um Grog.«
»Warum? Ihm geht es gut, solange ihr euch an euren Teil der Vereinbarung haltet. Wenn wir alles haben, das Wasser und meinen Schatz, kehren wir zu ihm zurück und werden gemeinsam feiern.«
»Warum konntest du uns nicht einfach vertrauen?«
»Warum konntet ihr mir nicht einfach vertrauen?«
»Deine Vorgeschichte ist nicht dazu angelegt, Vertrauen zu erwecken, das musst du schon zugeben.«
»Und ihr habt nicht einmal eine Vorgeschichte, auf der ich Vertrauen oder Misstrauen basieren könnte. Eure Geschichte beginnt gerade erst.«
Rian nickte. Die Wahrheit in seinen Worten ließ sich nicht von der Hand weisen, insbesondere da Wortbrüche unter Elfen in gewissem Maße zum normalen Umgang gehörten.
Alberich ließ ihre Hüfte los, trat noch etwas dichter an sie heran und legte seine Hände auf ihre. Seine Nähe und seine Berührung waren ihr deutlich bewusst.
»Mach die Augen zu, Rian, und vergiss, woran du denkst«, sagte er leise. »Überlass deine Sorgen dem Wind. Es gibt nichts, was du im Moment tun kannst, außer zu warten und die Zeit zu genießen.«
Rian schloss die Augen und spürte den kalten Fahrtwind in ihrem Gesicht. Alberichs Finger umschlossen die ihren. Er löste ihre Hände von der Reling, hob seine Arme und zog ihre dabei mit nach oben und zur Seite.
»Stell dir vor, du würdest fliegen, frei und ungebunden«, flüsterte er. »Lass dich treiben …«
Rian atmete tief ein, ließ ihn ihre Arme führen, bis sie ganz zur Seite ausgestreckt waren, und legte den Kopf etwas zurück. Dann lachte sie.
»Ich liebe diesen Film«, sagte sie. »Aber du bist kein Jack Dawson, und dies ist nicht die Titanic.«
»Das hoffe ich. Zum einen würde es mich sehr irritieren, wenn ein Eisberg mein Schiff versenkt, und zum anderen halte ich diesen Jack für einen ausgemachten Narren.« Ohne ihre Hände loszulassen, ließ er seine Arme wieder sinken und legte sie um Rian.
»Warum?«
»Weil er sich darauf beschränkte, den Körper der Frau, die er liebte, zu zeichnen, anstatt ihn ganz in seinen Besitz zu nehmen, als sich ihm die Gelegenheit bot.«
Rian runzelte die Stirn. »Ist es das, worauf bei dir immer alles hinausläuft? Etwas zu besitzen?«
»Besitz und Kontrolle sind wichtige Aspekte in meinem Leben, ja. Es sind Dinge, die sichtbar definieren, wer und was man ist.«
»Und ich? Was bin ich für dich? Ein Schmuckstück, das du deinem Schatz zufügen willst?« Die Elfe öffnete die Augen und sah Alberich an.
Der Nibelunge zuckte die Achseln, ließ sie unvermittelt los und trat neben sie. Er stützte sich auf die Reling, den Blick nach vorne gerichtet. »Ich wäre niemals so vermessen, zu glauben, dass man dich besitzen kann, Prinzessin. Aber die kurze Zeit, die ich mit dir verbringen durfte, wird Eingang in die Schatztruhe meiner wertvollsten Erinnerungen finden.«
»Noch muss es ja nicht vorbei sein.«
Rian ertappte sich dabei,
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