Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
der Tauchmontur erklärte. Zwei Matrosen kamen mit einer Leiter, die sie dort einsetzten, wo die Reling offen war.
Während Angelina geduldig die Fragen der Neugierigen beantwortete, gab Alberich ein Zeichen. David begann als Erster den Abstieg über die Leiter. Rian folgte ihm, dann stellte Alberich sich auf die erste Sprosse.
Er winkte Angelina zu sich, und Pirx hörte ihn leise zu der Frau sagen: »Falls ich nicht zurückkomme, weißt du, was zu tun ist.«
Sie nickte nur und wandte sich dann wieder den Gästen zu.
Alberichs Blick fiel auf Pirx, und kurz zogen sich seine Brauen zusammen, als habe er die Anwesenheit des Pixies vergessen gehabt. »Ich dachte, du wärst schon längst im Wasser. Jetzt aber schnell!«
»Ich bin schneller unten als du, keine Sorge«, erwiderte Pirx. »Ich muss ja kein so umständliches Zeug tragen. Da werde ich auch schneller schwimmen können als ihr.«
Alberich lächelte. »Stimmt. Aber du solltest dich an unseren Lichtstrahlen orientieren. Ich habe leider keine eigene Lampe für dich.«
»Ich sehe gut im Dunkeln. Ich gehe euch schon nicht verloren.« Pirx grinste und zwinkerte Alberich zu. »Mich hat schon manch einer vergeblich versucht zu verlieren.«
Alberich lachte. »Gut. Dann muss ich mir ja keine Sorgen um meinen kleinen Freund machen.«
Pirx setzte sich auf und reckte die Brust vor. Es machte ihn stolz, dass der Nibelunge ihn einen Freund nannte. Er zog die Beine an und sprang mit einem Juchzer von der Bordkante. Zu einer Kugel zusammengezogen, tauchte er tief ins Wasser ein, ehe er sich auseinanderrollte und um seinen Kopf herum eine Luftblase wob. Dann sah er sich um.
Nicht weit von ihm entfernt trieben an der Oberfläche zwei dunkle Schatten im Wasser, die jeder ein helles Licht mit sich führten. Der Strahl einer dritten Lampe wurde gerade dicht neben dem großen Schiffsrumpf sichtbar. Dort war wohl nun auch Alberich ins Wasser eingetaucht. Pirx wartete, bis alle drei Elfen anfingen, in Richtung des Grundes zu tauchen. Er schloss sich ihnen an.
Das Wasser war vergleichsweise klar, wenngleich die schnelle Strömung immer wieder Schlamm aufwühlte. Sie stießen durch silbrige Fischschwärme und treibende Algen schräg hinunter auf den Grund und folgten diesem in Richtung auf den Altrheinarm zu.
Pirx paddelte teils vorneweg, teils hinterher und beobachtete dabei, wie die Strahlen der Lampen immer wieder neue Stellen des Flussbodens hervorhoben. Schlamm und Steine wurden sichtbar, Pflanzen, die sich in der Strömung wiegten, und dazwischen kleine Fischschwärme, die schnell Deckung suchten. Dazu kamen allerlei Abfälle, die sich vor allem im Rhein selbst über die Zeiten angesammelt hatten. Holzbalken und Steine, ein altes Ruderboot, Flaschen, Dosen und Kanister, zerfledderte Müllsäcke, deren Inhalt niemand mehr erahnen konnte. Sogar ein halb verrostetes Auto kam in den Bereich der Scheinwerfer.
Als sie bereits ein ganzes Stück in den Altrheinarm hineingeschwommen waren, wurde das Licht von Alberichs Lampe von etwas reflektiert, was Pirx nicht gleich erkannte. Er paddelte hin und staunte, als er sah, dass ein komplettes Fenster halb gegen einen Felsen gelehnt am Grund des Flusses stand. Der Holzrahmen war nahezu zerfallen, doch die Glasscheibe noch vollständig intakt, von wenigen Kratzern abgesehen. Nicht einmal die sonst allgegenwärtigen Algen hatten sich darauf niedergelassen.
Erneut fiel einer der Lichtstrahlen auf das Glas und wurde von dort zum Boden reflektiert. Zwischen farnartigen Wedeln sah Pirx im Kies etwas Dunkles liegen, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es sah fast aus wie einer der Müllsäcke von zuvor, aber noch intakt.
Ich muss Grog etwas vom Brunnen mitbringen
, dachte Pirx plötzlich.
Vielleicht ist das da etwas, worin ich ein bisschen Wasser für ihn tragen kann!
Er paddelte darauf zu und griff nach dem dunklen Fleck. Es handelte sich um etwas Weiches, das sich bei näherer Betrachtung als ein fest zugeschnürter Lederbeutel erwies, vielleicht so groß wie Rians Handtasche. Allerdings hatte Pirx den Eindruck, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Beutel handelte, denn jedes normale Leder wäre im Flusswasser längst hart geworden. Er betastete seinen Fund. Die Oberfläche fühlte sich schuppig an, wie die Haut einer Schlange.
In diesem Moment entstand am Flussgrund ein Schimmer, und er spürte den sanften Sog eines Tores.
Sie öffnen das Portal zum Quell!
, dachte er aufgeregt und stopfte hastig den Beutel unter seine
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