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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Arm und versuchte zu erkennen, ob ihr Freund noch lebte. Sie wusste nicht, ob man bei einem Elf den Puls fühlen konnte, dann fiel ihr ein, dass sie wie Menschen einen Blutkreislauf hatten. Vorsichtig nahm sie Davids Handgelenk und beobachtete seinen Brustkorb. Mit angehaltenem Atem tastete sie nach seinem Leben.
    Poch … Poch …
    Sie stieß einen schluchzenden Laut aus, schob den Arm unter seinen Kopf und tätschelte seine Wange. »David, komm zu dir! Es ist alles gut, ich hole dich hier raus, aber du musst mir helfen! Es ist noch ein Rest Leben in dir, klammere dich daran fest!«
    Er rührte sich nicht. Ein einziges Mal sah sie, wie sein Brustkorb sich leicht bewegte.
    »Verdammt«, stieß sie verzweifelt hervor. »Schleich dich jetzt nicht davon, du Mistkerl, wofür habe ich mich denn so angestrengt und mich mit Leuten angelegt, die mich umbringen wollen?« Sie schüttelte ihn heftiger, doch er reagierte nicht.
Vielleicht sind es die Eisenketten. Wenn ich ihn davon befreie, kann die Ley-Linie besser auf ihn einwirken
.
    Aber wo fingen die Ketten an, wo hörten sie auf? Nadja holte die Taschenlampe, steckte sie in den Mund, um die Hände frei zu haben, und tastete die Ketten ab. Von Davids Hals an abwärts, einmal herum, noch einmal, ein drittes Mal … dann hatte sie sich verheddert und musste von vorn anfangen.
    Das gibts doch nicht!
Zusehends wütender und hektischer kämpfte sie mit den Ketten, ständig darauf gefasst, vom Conte oder einem seiner Freunde angegriffen zu werden. Es musste irgendwo einen Anfang, ein Ende geben! Das war einfach nicht möglich! Sie wusste nicht mehr, zum wievielten Mal sie die Ketten neu abgriff. Es war sinnlos, die einzelnen Glieder zu zählen, sie konnte sie ohnehin nicht markieren. Nadja riss und zerrte an den Ketten, verfluchte David, weil er ihr nicht half, und den Conte, schließlich die ganze Welt. Sie rannte um die eingemauerten Ringhalterungen, ging dasselbe Spiel von einer anderen Seite an, versuchte David zu bewegen und scheiterte wiederum.
    Ratlos sank sie neben dem Elfenprinz nieder, fröstelnd im Dämmerlicht. Es war kalt und feucht hier drin. Und die Zeit lief ihr davon. Ein letztes Mal griff Nadja nach der Kette, als sie plötzlich ein merkwürdiges Flimmern an der Wand gegenüber der Tür bemerkte. Erstaunt sah sie hin; es sah aus, als würde sich ein Fernseher einschalten. Mit Schneetreiben, weil es keinen Empfang gab. Zuerst war es nur ein schmaler Spalt, doch rasch vergrößerte er sich, ging vom Boden bis zur Decke, und mehrere Meter in die Breite. Das Flimmern wurde ruhiger, die Konturen schärfer.
    Nadja sah ein Land, aber nicht dasselbe, das sie im Maskenladen entdeckt hatte. Es gab Hügel, Wiesen und Bäume, doch alles war vollständig grau und schwarz-weiß. Selbst der Himmel war grau, und ein milchiger Ball hing dort, wie eine Sonne hinter Nebelschleiern. Ein dunkler Pfad führte von der Wand hinein.
    An der Kante, zwischen dem Kerker und der Welt dort drüben, bildete sich ein feiner schwarzer Nebel. Zunächst waberte er wie ein amorpher Dunst, zerfaserte an den Rändern, schien zu zögern, ob er sich auflösen oder in eine der beiden Welten schweben sollte. Dann jedoch verfestigte er sich zusehends und nahm Konturen an.
    »O nein«, schnatterte Nadja panisch, »nein-nein-nein-nein-nein.« Das durfte nicht Davids Schatten sein, der sich dort manifestierte, und der anzeigte, dass der Elfenprinz schon in den Tod hinüberglitt. Das würde sie nicht zulassen. Nicht jetzt, wo sie endlich hier war, das kam nicht in Frage. Gescheitert im letzten Augenblick, auf keinen Fall!
    Ihre Finger glitten über die Ketten, hin und her – und dann stutzte sie. Fühlte noch einmal, hier und da, glitt zur ersten Stelle zurück. Sie nahm die Taschenlampe wieder in den Mund und beleuchtete, was sie in Händen hielt. Ein Kettenglied. Aber ein bisschen kleiner als die anderen.
    Nein … kein Kettenglied. Es war ein Schäkel!
    Nadja konnte es kaum fassen. Natürlich hatte David das nie ertasten können, in der Dunkelheit, im Kampf um sein Leben; noch dazu, da die Berührung von Eisen für ihn schmerzhaft war. Der Schäkel fühlte sich ja auch beinahe so an wie die anderen Glieder. Nadja hatte einfach Glück gehabt. Hektisch suchte sie nach dem Bolzen oder Schraubverschluss. Ein raffinierter Verschluss, bis sie ihn endlich ertastet hatte.
Hast wohl gedacht, das ist dein gordischer Knoten, was?
, dachte sie triumphierend, als sich die winzige Schraube endlich löste.
Elfen kennen

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