Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
Nadja, aber etwas ist anders an dir.«
»Gut oder schlecht?«
»Fremd.«
Nun war sie ernsthaft beunruhigt. »Aber ich ... fühle mich nicht anders.«
»Ich weiß es auch nicht. Etwas allerdings kann ich erkennen«, fuhr David fort. Er stützte den Kopf mit einem Arm auf und sah sie durchdringend an. »Du hast schon weitaus schlimmere Dinge durchgemacht, aber der Tod dieses Abe scheint dich irgendwie aus der Bahn geworfen zu haben. Warum fühlst du dich dafür verantwortlich?«
»Weil ich glaube, dass ich die Ursache seines Todes bin«, antwortete Nadja. »Ich nehme mich vielleicht zu wichtig, aber ich stehe doch irgendwie im Zentrum der Ereignisse, oder? Ständig geschieht den Leuten in meiner Nähe etwas. Und nichts Gutes.«
»Du bist mit reingezogen worden, Nadja, aber du bist sicher nicht das Zentrum oder der Auslöser«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ursprung allen Unglücks ist der Verlust unserer Unsterblichkeit. Und ... was ihm vielleicht vorausgegangen ist. Dieser schreckliche Krieg vor tausend Jahren, der mit Bandorchus Verbannung endete. Ich habe beobachtet, wie sehr Schuldgefühle meinen Vater niederdrücken, und ich glaube, dass alles, womit wir heute zu kämpfen haben, damals seinen Anfang nahm. Und das hat sicher nichts mit dir zu tun.« Er zog sie an sich und küsste sie. »Warum quälst du dich?«
»In der Schule«, wisperte sie, »haben sie gesagt, dass ich Unglück bringe. Und tatsächlich ist auch immer irgendwas passiert, wenn ich in der Nähe war. Sie mieden mich deswegen.«
David lachte leise.
Nadja knuffte ihn empört. »Was ist daran witzig?«
»Das war Fabios Schutzbann«, erklärte er. »Nebenwirkungen der Elfenmagie, die sich nicht gut mit Menschenangelegenheiten verträgt. Hast du sehr leiden müssen?«
»Na ja, beliebt war ich nicht«, brummte sie. »Aber wenigstens wurde ich beim Sport nicht immer als Letzte in die Mannschaft gewählt. Ich war immerhin noch die Drittletzte!« Sie musste selbst lachen. »Damals fand ich es gar nicht lustig, immer ein Außenseiter zu sein.«
»Aber das ist doch sicher nicht so geblieben, oder?«
»Nee. Auf der Sprachenschule und dann in der Journalistenausbildung war es ganz in Ordnung. Ich zog mit Freunden um die Häuser und hatte viel Spaß.«
»Keinen Freund?«
»Ständig, aber nie denselben.«
»Wie eine richtige Elfe!«, sagte er. »Ich bin stolz auf dich.«
»Robert nennt es Beziehungsunfähigkeit, ich nenne es Freiheitsliebe ... Tja, und jetzt liegst
du
hier in meinem Bett, und ich will dich nicht mehr rauslassen.«
»Ich hätte es auch lieber, du würdest mich reinlassen«, grinste er und beugte sich über sie.
»Pfui«, kicherte sie, während ihre Augen aufleuchteten.
David brachte sie schnell auf andere Gedanken. Doch irgendwo tief in Nadjas Innerem hockte eine hässliche kleine Erinnerung und bleckte die Zähne.
Isle of Man
Anne war völlig durchweicht zurückgekommen, zitternd und fiebrig. Einkaufen war sie gewesen, trotz ihres Zustandes. Und sie hatte sich entschuldigt, wollte eine Versöhnung. Robert hatte ihr eine heiße Honigmilch gemacht, die Heizdecke im Bett angestellt und sich zu ihr gelegt. Sie hatten lange geredet, danach hatte er noch ein wenig geschrieben. Der Tag war schnell vergangen, und sie beide hatten ruhig geschlafen.
Nun brachte Robert das Frühstück ans Bett. Ja, er hatte ein schlechtes Gewissen, und der Streit tat ihm sehr leid.
Annes Nase witterte den Kaffeegeruch, sie rieb sich verschlafen die Augen und setzte sich auf. »Oh«, sagte sie erfreut. »Das ist sehr romantisch.«
»Wie fühlst du dich?« Er stellte das Tablett aufs Bett und schlüpfte wieder unter die Decke.
»Besser, als ich geglaubt hätte«, antwortete sie und stürzte sich hungrig auf Speck und Eier, Waffeln und Toast.
Robert sah ihr bewundernd dabei zu. Er hatte bisher nur eine Frau gekannt, die so viel Appetit besaß, doch er erwähnte Nadja lieber nicht. Keinen Streit mehr, das war einfach nur schrecklich. Er erinnerte sich an sein früheres Leben, in dem es auch Streit gegeben hatte, und das schmerzte ihn noch heute. Es war verschwendete Zeit und unnötiger Schmerz. »Was hast du heute vor?«
»Ich werde mir einen faulen Tag im Bett gönnen, um mich gründlich auszukurieren, damit ich heute Abend fit bin.« Ein schelmischer Ausdruck lag plötzlich auf ihrem Gesicht.
»Heute Abend? Hab ich was vergessen?«, fragte Robert erschrocken.
»Aber nein.« Sie lachte mit ihrer erotisch rauen Stimme, die seinen Blutdruck jedes
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