Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
Mal in die Höhe trieb. »Ich will dich ausführen. Wir fahren nach Douglas, gehen essen und anschließend tanzen.«
Er war so verdattert, dass ihm für einen Moment nichts dazu einfiel. Anne legte ihre kleine, samtweiche Hand auf seinen Arm. »Du hast so viel gearbeitet«, sagte sie leise. »Du hast es dir verdient. Und du brauchst es. In letzter Zeit warst du oft gereizt und unruhig, ich habe dich zu sehr angetrieben. Du brauchst eine Pause, Liebling, aber ich habe nicht auf die Zeichen geachtet. Das will ich heute gutmachen. Einverstanden? Sag schon Ja!«
Er gab sich einen Ruck. »In Ordnung.« Es würde sicher guttun, für einen Abend hier rauszukommen und ein wenig städtisches Ambiente zu erleben. Ihnen beiden. Sie brauchten ein bisschen Zeit füreinander und sollten sich dazu etwas Schönes gönnen. »Also gehe ich jetzt arbeiten, umso mehr lohnt es sich dann ...«
Anne zog ihr schönstes rotes Kleid an, das ihre weibliche Figur betonte und hervorragend zu ihren schwarzen Haaren passte. Natürlich fiel sie damit überall auf, erst recht auf einer kleinen Insel. Robert gefiel das. Er trug seine übliche Jeans, Hemd und Streifenkrawatte, aber ein neues blaues Sakko dazu. Seine geliebten italienischen Schuhe, die nie aus der Form gerieten, waren blank poliert. »Wir sehen gut aus«, stellte er fest. Wann war er das letzte Mal mit einer Frau »so richtig« ausgegangen? In ein schönes Restaurant und dann in einen Club?
Ich war zu lange allein
, dachte er.
Habe mich vor der Welt vergraben. Anne hat mich da rausgeholt. Ihr verdanke ich alles
.
»Womit habe ich das nur verdient?«, fragte er fröhlich, umarmte sie und küsste sie kurz, aber innig. »Warum hast du dich ausgerechnet in mich verguckt?«
»Ich stehe nun mal auf Schriftsteller«, antwortete sie. »Und jetzt mach dich nicht immer schlechter, als du bist. Du bist ein sehr freundlicher, sensibler und aufmerksamer Mann – und noch dazu fleißig. Genau das, was ich suche, was ich will. Viele von deiner Sorte sind mir bisher nicht begegnet.«
Er strahlte. Der Abend würde schön werden!
Anne übernahm das Steuer und die restliche Planung des Abends, sie kannte das angesagteste Restaurant und den besten Club von Douglas. Zugegeben, beides hatte ziemliches Hinterwäldlerniveau – aber was machte das schon? Was die Preise betraf, konnten sich beide Läden locker mit New York messen.
Das Wetter hatte aufgeklart, und es roch beinahe nach Frühling. Im von bunten Lichtern erhellten Hafen schaukelten friedliche Boote, die Stimmung in den Lokalen war bestens. Anne stellte ein hervorragendes Dinner zusammen, das sie bei Kerzenschein und gutem Wein genossen. Niemand sah sie hier seltsam an oder machte Bemerkungen. Die anderen Männer waren höchstens auf Robert neidisch, weil er in Begleitung einer solchen Schönheit war, und auch die eine oder andere Frau richtete ihren Blick auf ihn.
»Ich bin bald fertig, in einem Monat oder so«, sagte er, während er Annes Hand hielt. »Dann müssen wir verreisen, denn ich muss noch ein paar Recherchen vor Ort betreiben, für die ganzen Ergänzungen und Lücken, die ich schließen muss.«
»Ich bin dabei«, schnurrte sie. »Und wir werden natürlich vorher einen Abstecher nach München machen, um Nadja zu besuchen.«
Er war glücklich und küsste ihre Hand.
Anschließend gingen sie tanzen, wovor Robert einen ziemlichen Bammel hatte, denn seit seinem letzten Versuch war über ein Jahrzehnt vergangen. Doch dann ging es ganz leicht, als wäre er dafür geboren. Leichtfüßig glitt er übers Parkett und hielt Anne im Arm. Mit ihr gelang einfach alles. Er sah nur sie.
Nach Mitternacht kehrten sie zum Cottage zurück, und verliebt unternahm Robert noch einen Spaziergang mit Anne. Es war trocken und immer noch vergleichsweise mild, das Meer zeigte sich besonders friedlich, und hoch oben leuchtete ein prächtiger Vollmond mit einem großen weißen Hof um sich herum. Tausendfach glitzerten die Sterne.
Robert deutete mit dem freien Arm zum Himmel: »Und von welchem Stern stammst du?«
Sie lachte leise. »Unheilbarer Romantiker.«
»Ich meine es ernst! Ein so wundervolles Wesen wie du kann nicht von der Erde stammen und nur ein Mensch sein.«
»Der Mond wird die Wahrheit offenbaren.«
Robert war ein wenig schwindlig von dem vielen Wein und der frischen Luft, und er hatte das Gefühl, als würden seine Beine immer noch im Kreis tanzen. Euphorie breitete sich in ihm aus, und er zog Anne in einer heftigen, impulsiven Bewegung
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