Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
eigentlich?«, fragte sie laut.
Darby stieß einen erleichterten Laut aus. »Endlich kommen wir zum Kern. Ich hätte euch all das doch gar nicht offenbaren müssen, oder? Niemand hätte je davon erfahren. Aber es geht hier um zwei Dinge: unsere Suche nach dem Quell der Unsterblichkeit und Nadjas Sicherheit.«
Davids Gesicht verfinsterte sich. »Diese Frage stelle ich nicht zum ersten Mal: Wieso ist dir so an Nadjas Sicherheit gelegen?«
»Das liegt doch wohl nahe, oder? Sie ist eine von uns! Und nicht nur das, sie spielt eine wichtige Rolle in unserer Suche und ist sehr wichtig für euch ... vor allem für dich, David.«
»Hilfe!«, schrie Pirx dazwischen. »Rettet mich, ich ertrinke! Ich bin der Kleinste hier, und der Schleim dieses Wendehalses steht bereits einen Meter hoch und überflutet mich!«
»Er gibt gerade so viel preis, dass es der Wahrheit nahekommt«, bemerkte Grog. »Aber nicht mehr.«
»Und ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, verdammt!«, fauchte Nadja den Schotten an.
»Was hattet ihr denn miteinander zu tun?«, fragte David.
Nadja schluckte.
Darby hob die Hände. »Bitte! Gehen wir alles der Reihe nach durch.« Als er versuchte aufzustehen, hob David wieder das Schwert. Er hatte sich inzwischen um den Stuhl bewegt und starrte den Meidling aus dunkel glühenden Augen an. Darby sank zurück. »Habt ihr überhaupt zugehört? Ich wollte von Abe etwas über die Unsterblichkeitsmythen wissen, und am meisten sprach mich die Erwähnung von Nidhögg an, dem Neidischen Drachen!«
Grog legte die haarige Stirn in Falten. »Man nennt ihn auch den Grimmigen, den Zauberstab ...«
»... und den Neumond. Viele Namen trägt er, der ohne Unterlass an einer der Wurzeln der Weltesche Yggdrasil nagt«, ergänzte Darby. »Er verschlingt die Toten und trinkt ihr Blut, doch daraus entsteht neues Leben. Nichts hat ohne ihn Bestand. Vielleicht ist er selbst der Quell des Lebens, vielleicht aber hütet er auch nur sein Geheimnis.«
Daraufhin herrschte nachdenkliches Schweigen, während es draußen allmählich dunkel wurde. Nadja, die nicht so gut in den nordischen Sagen bewandert war, fand Darbys Theorie durchaus einleuchtend. Soviel sie wusste, überstand Nidhögg der Sage nach sogar Ragnarök und machte danach mit dem weiter, was er vorher auch getan hatte – er kümmerte sich um die Toten. »Vielleicht ist das Gefüge ins Wanken geraten, weil irgendwas mit ihm passiert ist?«, fragte sie schließlich.
»Das wäre«, dachte Pirx laut, »ein ziemlich guter Ansatzpunkt. Der beste, den wir bisher haben.«
»Dem stimme ich zu«, äußerte Rian, und Grog nickte. »Alebin mag in eigenem Interesse handeln, aber was er sagt, sollten wir nicht aus Antipathie in den Wind schlagen.«
Davids Gesicht war verkniffen, die Lippen zusammengepresst. Unbehaglich rutschte Nadja auf ihrem Sitz hin und her. Sie wusste, dass sie und der Elfenprinz reden mussten – und ihre Wut auf Darby O’Gill wuchs.
Einzig der Schotte wirkte erleichtert. »Mein Vorschlag wäre, dass ich Nadja in Schottland in Sicherheit bringe. Cara, meine Feenhündin ...«
»... wir kennen sie bereits«, stieß Nadja zwischen den Zähnen hervor.
»Sie wird auf Nadja achten. Sie ist die beste Wächterin, die wir kriegen können. Versagt niemals, geht niemals fehl. Niemand würde Nadja dort vermuten. Und wir Übrigen gehen nach Norden ... nach Niflheim, wo die Wurzeln der Esche ruhen.«
»Ja, wir werden nach Niflheim gehen«, stimmte Rian zu, »aber ohne dich. Du wirst dich Fanmórs Gerichtsbarkeit unterwerfen, für den Mord an Nicholas Abe. Denn wenn Vaters Gebot ungestraft übertreten werden darf, wird es bald gar keine Ordnung mehr geben. Viele Menschen werden zu Schaden kommen, und eines Tages werden sie begreifen und uns jagen. Während wir immer schwächer werden.«
Nadja hätte von dem Schotten entschiedenen Protest erwartet, aber das Gegenteil war der Fall.
»Einverstanden – nachdem ich Nadja in Sicherheit gebracht habe«, sagte Darby.
»Und wieso sollte
ich
das nicht tun?«, fragte David kühl.
»Cara würde dir nicht gehorchen. Außerdem bist du auch in ständiger Gefahr, oder?«
David schaute immer grimmiger; vor allem vermied er es, Nadja anzusehen. Wahrscheinlich würde die Situation bald eskalieren, und Nadja überlegte fieberhaft, wie sie sie entschärfen könnte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen.
Am liebsten hätte sie Darby in den Boden gerammt. David war noch nicht mal einen Tag da, sie hatten gerade erst eine vorsichtige
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