Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
eine Hilfe. Es gab Kristallkugeln, Flüche in Tüten zum Sonderpreis, Runenhölzer, Zauberstäbe, Wahrsagesteine, Zauberbücher und tausend Dinge mehr.
Nadja war fasziniert, wanderte aufmerksam zwischen den Ständen umher und prägte sich das Angebot genau ein, um dann auszusortieren, was für sie interessant sein könnte. Nach einer Weile fingen die Händler an, sie zu beobachten. Ihr zielloses Hin und Her fiel eben auf; vor allem, da Nadja mehrmals an den Ständen vorbeikam. Sie konnte es nicht ändern. Wenn diese Elfen was von ihrem Handwerk verstanden und die Waren, die sie feilboten, nicht reiner Murks waren, wussten sie ohnehin längst, mit wem sie es zu tun hatten.
Irgendwann schwirrte Nadja der Kopf, und sie entschied, sich zur Abwechslung einen anderen Bereich des Marktes anzusehen.
Dummerweise verirrte sie sich zu den Nahrungsmitteln, und bei all den ausgelegten Früchten und Blüten gingen ihr die Augen über. Außerdem gab es Räucherhühnchen, Garküchen, Süßwarenstände mit glasierten Äpfeln ... Nadjas Magen knurrte immer lauter, und sie merkte, dass sie dringend etwas trinken musste.
Nur wie? Natürlich hatte sie keine Elfenwährung bei sich. Traurig wandte sie sich ab, als ein Händler sie ansprach: »Du willst mit leerem Magen abziehen, schönes Kind?«
Nadja schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nichts von alldem leisten.«
»Also bist du schlecht vorbereitet in dieses Abenteuer gegangen. Oder wurdest du hierher gelockt und findest den Weg zurück nicht mehr?«
»Eher den Weg nach vorn. Und gekommen bin ich freiwillig.«
Der Händler war ein dicker, kahlköpfiger Elf mit langen struppigen Eselsohren, in denen Dutzende Goldringe hingen. Misstrauisch musterte er die junge Frau. »Was bist du denn für eine?«
»Ich ...« Beinahe hätte Nadja in gewohnter Höflichkeit ihren Namen ausgeplappert, aber sie fing sich rechtzeitig. »Ich bin ein Gast.«
»Wessen Gast?«
»Von niemand Besonderem.« Nadja nickte kurz und wollte weitergehen, doch er zog einen Kanten Brot hervor und legte ihn neben ein Stück Schinken. Beides sah sehr frisch aus, die Düfte vereinten sich und schufen eine vollendete Harmonie des zu erwartenden Genusses. Nadja lief das Wasser im Mund zusammen. Als ihr Magen knurrte, lachte der Händler.
»Ein hungriger Gast, scheint mir!«
Nadja nickte. »Ich kann trotzdem nicht bezahlen.«
»Nicht doch! Ich schenke es dir.«
»Das kann ich nicht annehmen.«
»Aber natürlich! Es geht doch nicht an, dass ein reizendes Mädchen wie du hungrig weiterreist.«
Die Stimme des Händlers schmiegte sich in Nadjas Ohren. Genauso unwiderstehlich wie der leckere Duft. Sie hatte schrecklichen Hunger, mehr noch als Durst. »Nein«, flüsterte sie, doch ihre Beine kamen einen Schritt näher an die Auslage heran. »Es wäre sehr untypisch, wenn ein Händler etwas verschenkt.«
»Nun, nun, das ist ein hartes Wort«, wehrte der Händler ab. »Aber es stimmt: Ich wäre kein guter Geschäftsmann, würde ich alles einfach so hergeben. Aber man kann auch einmal eine Ausnahme machen. Wie wär’s, wenn du mir einen Gefallen tust? Geh beispielsweise einfach über den Markt, iss meine Waren und sag allen, dass du diese Leckereien bei mir erstanden hast. Wenn du geschickt bist, strömen die Leute danach in Scharen herbei, und ich kann als zufriedener Mann nach Hause kommen und meine Frau beglücken, die sonst nur Vorwürfe für mich übrig hat.«
»Ich ...«
»Ein klitzekleiner Gefallen, gar nicht viel«, schmeichelte der Händler und schob Brot und Schinken näher zu ihr hin. »Du wirst dich gleich wohler fühlen, und allein das wird schon die Kunden herlocken. Sage ihnen, du hast bei Horwig dem Ehrlichen gekauft, der nur frische Ware von den besten Schweinen anbietet.«
Das war wirklich nicht zu viel verlangt – und ein wahrhaft verlockendes Angebot. Nadja warf ihre Bedenken über Bord und wollte nach dem Angebotenen greifen, da sah sie einen schwarzen Blitz vorüberwischen und spürte ein heftiges Stechen in der Hand. Erschrocken zog sie sie zurück.
»He!«, schrie der Händler und griff nach dem Beil. »Vermaledeites Vieh, pack dich!«
Nadja sah gerade noch, wie eine schwarze Katze um den nächsten Wagen bog, dann meldete sich der Schmerz in ihrer Hand, und sie starrte auf die blutigen Kratzer.
»Ist das deine? Hast du sie mitgebracht? Hau bloß ab, du, bevor du mir hier alles vollblutest!«, keifte der Händler sie wütend an. Seine Freundlichkeit schien wie weggeblasen. Hastig ging Nadja
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