Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
sich. Du hast schon so viel Unglück gebracht – das ist deine Gelegenheit, alles auszugleichen und ins Reine zu bringen. Den ersten Schritt hast du mit David in Venedig getan; das ist nun der zweite und vermutlich der entscheidende. Du wirst allen zeigen, dass du Gutes bringst. Auch diesem arroganten Fanmór, der nur an sich denkt. Der für seine Kinder kaum was übrig hat und der nicht haben will, dass du seinen Sohn liebst. Weil du ein ... Bastard bist
.
Plötzlich stolperte Nadja, und sie hörte ein ersticktes »Au!«
Sie erkannte diese Stimme sofort.
»Grog? Verflixt, was machst du hier? Wieso stehst du mir denn im Weg, ich konnte dich überhaupt nicht sehen ...«
»Pssst!«, zischte er und tastete nach ihrer Hand. »Komm, schnell ...«
Sie ließ sich von ihm zur Seite ziehen, an den Rand des Marktes, wo sie sich im Schutz einer Platane hinkauerten.
»Grog, was machst du hier?«, wisperte Nadja glücklich. »Darfst du das denn?«
»Natürlich nicht«, gab er besorgt zurück. Seine Augen leuchteten auf, als er den Blick schweifen ließ. »Fanmór hat verboten, dass wir dir helfen, aber das ist einfach ungerecht. Ich kann überhaupt nicht mehr verstehen, was in ihm vorgeht, obwohl ich ihn so lange kenne. Mir kommt es so vor, als habe er Angst. Ausgerechnet er! Vielleicht hütet er ein Geheimnis, das wegen dir aufzufliegen droht. Zumindest reime ich mir das so zusammen ...«
»Weil ich immer ein Wespennest wecken muss, ich weiß schon. Und trotzdem gehst du das Risiko ein?«
»Ich war auch nach der Trennung und nach dem Krieg in der Menschenwelt wie einige andere«, gestand der Grogoch. »Fanmór wusste, dass er das nicht verhindern konnte, und er duldete es inoffiziell. Solange wir uns daran hielten, dass die Menschen nicht zu Schaden kamen, gab es keine Probleme. Insofern kenne ich genügend Wege, um unerkannt davonzuschleichen.«
»Und wie hast du mich gefunden?«
»Sehr viel Auswahl gab’s da nicht.« Der alte Kobold grinste. »Ich beeile mich jetzt besser, bevor Pirx vor Nervosität alle Stacheln verliert.«
Nadja rieb sich die Nase. »Du ... du kennst den Weg nach Annuyn?«
»Nein, Nadja. Keiner von uns kennt ihn. Und wir reden auch nicht darüber, weil wir viel zu viel Angst davor haben. Nur vor dem Schattenland, dem lebenden Tod, haben wir noch mehr Angst.« Der Grogoch legte eine Hand auf Nadjas Arm. »Verstehst du: Es
gibt keinen
Weg dorthin. Kein Tor, kein gar nichts.«
Nadja hatte das Gefühl, als würde sämtliches Blut in ihre Füße hinabfließen und sie zu Boden ziehen. »Aber ... aber ...« Sie konnte es nicht glauben. Sollte wirklich alles umsonst sein? »Wie kommt dann der Getreue dahin?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Grog. »Er ... Ich glaube, er ist noch mächtiger als Bandorchu, obwohl er ihr loyal dient. Doch auch sie könnte nicht einfach so dorthin spazieren, als lebende Elfe.«
»Und ich?«, fragte Nadja zitternd.
»Ich bin sicher, dass Pirx recht hat: Du bist die Einzige, die es kann. Fanmór mag dich verurteilt haben, aber im Grunde seines Herzens bangt er darum, dass dir gelingen möge, was er sich wünscht. Natürlich will er seine Tochter zurück. Doch er ist ohnmächtig, und sein Zorn darüber entlädt sich über dich. Vor allem, weil Alebin entkommen ist. Im Grunde genommen ist ganz Crain auf deiner Seite und will, dass du es schaffst. Aber wir dummen, stolzen Elfen können das nicht zugeben.« Grog streichelte versöhnlich ihren Arm.
»Ich verstehe das schon«, sagte Nadja. Wie sollten die mächtigen Elfen zugeben, dass ein dahergelaufenes Mischblut etwas besser konnte als sie? Noch dazu, da sie Nadja nicht kannten und nicht begreifen konnten. Sie war ihnen total fremd und durch Fanmórs Gebot und Vorurteil als Missgeburt verstoßen.
Aber – Fabio war ihr Vater. Er hatte etwas zuwege gebracht, was Fanmór ihm bis heute nachtrug. Das musste für etwas gut sein. Und genauso die Art und Weise, wie er sie all die Jahre aufgezogen hatte. Er hatte Nadja trotz aller Schwierigkeiten zu einer selbstbewussten jungen Frau erzogen, die gelernt hatte, zu kämpfen und nicht aufzugeben. Hatte sie Fanmór etwa nicht die Stirn geboten?
Ruhig sagte sie: »Es
gibt
trotzdem eine Art Weg – richtig?«
»Deswegen bin ich ja hier«, bestätigte der Grog. »Keinen offiziellen Weg, und ich kann dir auch nicht versprechen, dass ich richtigliege – schließlich ist keiner von uns jemals als Lebender dorthin gegangen. Doch ich bin darauf gekommen, als Alebin uns so übel
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