Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
finden?«
»Dort, wo sie ist, darf er nicht hin. Das Gebiet ist tabu für Katzen.«
»Oh ... und wo ist sie?«
»Denke nach«, forderte der Wolf sie auf. »Rian ist von edler Abstammung. Wo gehört sie hin?«
Nadja durchfuhr es wie ein Blitz. »Auf ein Schloss«, flüsterte sie.
Isegrim nickte. »Hier gibt es nur
ein
Schloss, die Residenz des Herrn Samhain. Er verabscheut Katzen, weil sie Zwischenweltgänger sind, und duldet sie nicht in seiner Nähe. Der Kater ist so weit gegangen, wie es ihm möglich war.«
»Kannst ... du mich dann weiterführen?«
»Das ist keine Sache der Wegweisung. Du bist eine Suchende. Die Antworten können daher nur aus dir kommen. Sie hängen mit allem zusammen, weswegen du hier bist, woran dir liegt. Es gibt viele Antworten, doch immer nur eine ist richtig. Diese musst du finden. Das kannst nur du allein.«
»Mir schwirrt der Kopf«, gestand Nadja. »Was muss ich tun? Wohin soll ich gehen?«
»Zum Schloss des Herrn dieses Reiches, drei Fragen beantworten und damit den Schatten deiner Freundin auslösen. Bevor ein anderer es tut.«
»Das weiß ich! Aber wo ist das Schloss?«
»Du kannst es nicht finden, denn kein Weg führt dorthin.«
Nadja war versucht, auf den Boden zu schlagen. »Es gibt immer einen Weg! Hierher bin ich schließlich auch gekommen!«, sagte sie wütend.
»Bravo«, lobte Isegrim. »Dann hast du den ersten Schritt ja schon hinter dir.«
»Soll mein Schatten mich wieder führen?«
»Hör doch genau zu.
Es führt kein Weg zu diesem Schloss
. Du kannst es nicht finden.«
»Ich höre ja zu, aber ich begreife nichts!«
»Wenn du das Schloss nicht finden kannst, brauchst du den Schlüssel, so einfach ist das –
er
wird dich führen.«
Isegrim stand auf und schüttelte sich. Dann gähnte er herzhaft und kratzte sich hinter dem Ohr. »Die Jagd geht gleich los, ich verschwinde besser. Manchmal vergisst man, wer ich bin, und stößt Halali auf mich ins Horn.« Er stupste Nadja kurz mit seiner feuchten schwarzen Nase an und trottete dann im Wolfstrab davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Nadja blieb ratlos zurück, viel zu wütend, um verzweifelt zu sein.
Eine Weile ging sie einfach so durch den Wald und dachte nach; wenn man keine Orientierung hatte, war jeder Weg so gut wie der andere. Das lenkte auch von dem quälenden Durst ab und dem Hunger. Nadja versuchte immer noch zu begreifen, was der Wolf gemeint hatte. Offensichtlich eine Art Umweg, um zum Schloss des Grauen Herrn zu gelangen, in welchem Rian wartete. Aber wie sollte sie an den Schlüssel kommen?
Plötzlich hörte sie merkwürdige Geräusche, die die Stille des Waldes durchbrachen. Als ob sich etwas mit Brachialgewalt hindurchbewegte. Baumkronen erzitterten auf einmal, Büsche wurden krachend entzweigerissen. Und was immer diesen Krach verursachte, kam genau auf sie zu! Nadja sah sich nach einer Deckung um und fand eine Art Laubhöhle zwischen zwei zusammengewachsenen Bäumen, wo kein Durchkommen möglich war. Hastig verschwand sie darin, machte sich ganz klein und wartete mit klopfendem Herzen ab.
Der Lärm donnerte an ihr vorüber, doch sie sah nichts. Was konnte das nur sein? Als ob eine ganze Meute ... ja, auf Jagd wäre, so, wie Isegrim es gesagt hatte! Aber warum sah sie dann niemanden?
Nachdem sich der Lärm entfernt hatte, kroch sie aus ihrem Versteck und folgte ihm schnell, suchte nach Spuren; nach irgendetwas, das ihr anzeigte, was hier vor sich ging. Sie fand nichts. Schließlich musste sie außer Atem aufgeben.
Und feststellen, dass sie sich restlos verirrt hatte. Sie hatte keine Ahnung mehr, in welcher Richtung der Fluss lag, den sie überquert hatte, und wie sie aus dem Wald finden konnte. Das war eine wenig erfreuliche Aussicht.
Um wenigstens eine Entscheidung zu treffen, folgte sie weiter der Richtung, in die der Lärm verschwunden war.
Nichts veränderte sich in dem Grauen Land. Das trübe Zwielicht blieb immer gleich, und im Wald gab es nur wenig Abwechslung. Manchmal schien er sich aufzulockern, und Nadja hegte schon zaghaft Hoffnung, endlich herauszukommen, doch dann war es nur wieder eine Lichtung mehr, auf der graue Orchideen wuchsen, die hellen Staub auspusteten. Dahinter setzte sich der Wald unentwegt fort. Manchmal gab es ein paar Buschgruppierungen und schwarze Tannenriesen zwischen den Laubbäumen. Nadja wusste nicht, ob sie im Kreis ging und schon mehrmals an ihnen vorbeigekommen war. Sie hatte versucht, Zeichen zu hinterlassen, in Rinde zu schnitzen, kleine
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