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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zwanzigste Stich, mit dem ich das Ziel im Rückenmarksbereich meines tierischen Gegners erwischte. Die Sau tat vor Schmerz einen Satz in die Höhe wie ein bockendes Pferd. Sie drehte sich in der Luft um die eigene Achse, bewies unglaubliche Gelenkigkeit. Ich musste loslassen, konnte mich nicht mehr länger auf dem Rücken des tödlich getroffenen Tiers halten. Ich wirbelte durch die Luft und landete mit dem Rücken in einer Lache. Der Aufprall raubte mir den Atem. Ich schluckte Wasser und musste angestrengt husten.
    Ein breiter und massiver Schatten fiel über mich. Die Sau taumelte über die Lichtung auf mich zu. Blut quoll aus ihrem Maul, tröpfelte an den Reißhauern entlang zu Boden. Sie stieß ein erbärmliches Quieken aus, das der Aggressivität, die sie nach wie vor ausstrahlte, widersprach.
    Sie hatte mich als ihren letzten Gegner ausgemacht. Sie wusste, dass ich sie tödlich verletzt hatte, und wollte sich rächen. Mit zitternden Beinen kam ich auf die Knie und kroch auf den Waldrand zu, so rasch ich nur konnte. Die Schmerzen in der Brust waren schier unerträglich. Jeder Atemzug brachte mich an den Rand einer Ohnmacht. Sicherlich hatte ich mir eine oder mehrere Rippen gebrochen.
    Wenn mir doch nur ein Schutz- und Heilzauber eingefallen wäre! Ich beherrschte nur wenig Heilmagie; doch wenn ich mich zumindest des Glaubens an die eigene Stärke hätte besinnen können ...
    Ich verfluchte meine Faulheit; immer wieder hatte ich während der letzten Jahre die Atem- und Sammlungsübungen vernachlässigt, hatte sie auf später verschoben ...
    Das hässliche Quieken war nun direkt hinter mir. Ich fühlte den fauligen, Übelkeit erregenden Gestank des Ungetüms in meinem Nacken. Und ich wusste, dass ein einziger Hieb mit einer Vorderklaue der Sau genügte, um meinen Körper von oben bis unten aufzuschlitzen ...
    Jetzt!
, sagte ich mir und sprang, meinem Elfeninstinkt folgend, so weit wie möglich beiseite. Und keinen Moment zu früh: Die Sau hatte sich auf mich gestürzt – beziehungsweise dorthin, wo ich noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. Sie platschte ins schlammige Wasser. Lehm, Gras und Erde spritzten fontänenartig hoch und verbargen das sterbende Tier vor meinen Blicken. Das Quieken wurde leiser, bis es nur noch wie ein nachhallendes Echo klang. In der sterbenden Stimme lagen kein Zorn und keine Wut mehr, sondern Verwunderung ... und schließlich Gleichgültigkeit.
    Ich blieb liegen, wo ich war. Endlich gelang es mir, mich der Atemübungen zu besinnen und die Schmerzen aus meinen Gedanken zu verbannen. Nach geraumer Zeit richtete ich mich auf. Schwankend stand ich da, lediglich eine Körperlänge von der erlegten Sau entfernt. Letzte Nervenzuckungen ließen das Tier sachte zittern.
    Etwas bewegte sich neben ihm. Cucurr wühlte sich aus dem Schlamm und hoppelte mit wenigen Sprüngen an meine Seite. Der Bluthase wirkte unverletzt. Er mümmelte mit seiner Schnauze und begann, sich das Blut aus dem Fell zu putzen. Sehr bald schon würde Cucurr wieder wie ein etwas zu groß geratenes Kuscheltier wirken und die holde Damenwelt mit unschuldig wirkenden Blicken aus tiefroten Augen entzücken.
    »Laetico?«, rief ich leise, hoffend.
    Ein schwaches Wimmern antwortete mir.
    Ich folgte dem Geräusch – und fand den Erbprinzen ausgestreckt im Moos nahe dem Waldrand liegen. Er hatte sich nicht auf den Beinen halten können. Blut pochte aus einer tiefen Wunde in der Brust, und der linke Arm stand in einem unmöglichen Winkel vom Rumpf ab.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Laetico mit brechender Stimme. »Ich befürchte, mein Haar ist ein wenig durcheinandergeraten.«
    »Da ist nichts, was sich nicht mit ein wenig Melkfett reparieren ließe«, gab ich so ruhig wie möglich zur Antwort. »Bleib liegen und konzentriere dich aufs Atmen; ich sorge dafür, dass Hilfe kommt.«
    Die Jagdgesellschaft konnte das schrille Todesquieken der Sau unmöglich überhört haben! Die Sammler und Schlächter mussten sich bereits auf dem Weg hierher befinden, und in ihrem Gefolge befand sich sicher ein Heilkundiger.
    Oder?
    Ich tat ein paar Schritte in den Wald hinein und blieb stehen. Es fiel mir von Augenblick zu Augenblick schwerer, mich zu konzentrieren. Und meine Verletzungen schienen schwerer zu sein, als ich mir eingestehen wollte.
    In weiter Ferne hörte ich die Treiber gegen Felltrommeln klopfen, gefolgt vom lang gezogenen Gebrüll der Spurbären. Ein Jagdschrei erschallte. Er klang fröhlich und siegesgewiss. Offenbar hatte der

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