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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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töten die Erstgeborenen, wenn sie uns verdächtigen, gegen ihre Herrschaft der Willkür aufzubegehren.«
    »Die Römer halten eure Heimat besetzt?«
    »So ist es. Sie töten, brandschatzen und morden. Sie bringen ihre Kämpfe, die gegen ein weit entferntes Reich namens Karthago gerichtet sind, hierher. Und sie rekrutieren unsere stärksten Krieger gegen ihren Willen und schicken sie in Provinzen am anderen Ende des Weltenkreises.« Wir erreichten die beeindruckende Mauer, die Numantia umgab, und wandten uns nach Süden. Cucurr hoppelte vorsichtig hinterher, von Coecho mit misstrauischen Blicken bedacht.
    Etwa hundert Schritte vor uns hatten sich Landsleute des Kriegers versammelt. Müde stützten sie sich auf ihre Spieße. Viele von ihnen waren verwundet, ihre einfachen Lederrüstungen trugen die Spuren trocknenden Blutes.
    »In Numantia wehrt man sich gegen die Römer?«
    »Seit über einem Jahr«, bestätigte Coecho stolz. »Sie mögen besser ausgebildete Soldaten besitzen, aber viele ihrer Männer sind Söldner, die nicht mit ganzem Herzen bei der Sache sind.« Er deutete auf seine Klinge. »Außerdem verfügen wir über die besseren Waffen. Kurzschwerter aus bestem Stahl, mehrfach gefaltet. Die Schmiede in Numantia sind berühmt für ihre Handwerkskunst. Ihnen haben wir diesen Sieg zu verdanken. Die Römer werden es nicht wagen, vor dem Winter noch einmal zurückzukehren.«
    Misstrauische Blicke der anderen Kämpen trafen mich, und ich spannte meinen Körper an. Die Hinterlist der Menschen war ein ergiebiges Thema an Escurs Hof gewesen. Vielleicht hatte mich Coecho mit seinem Gerede lediglich in Sicherheit wiegen wollen, um nun im Schutz seiner Kumpane einen Angriff zu wagen?
    Doch auf einen Wink meines Begleiters hin gaben sie mir den Weg frei. Im Mauerwerk befand sich eine knapp mannsgroße Lücke, durch die wir uns quetschten. Dahinter empfingen uns weitere Krieger; auch sie traten beiseite, nachdem sie Coecho erkannten.
    Ich betrat die Stadt. Das Geschrei und das Gebrüll, das ich seit meiner Ankunft hörte, wollten nicht verstummen, doch die Opfer waren nirgendwo zu sehen. Offenbar versorgte man sie in den steinernen Hütten, die eng an eng standen.
    »Mir scheint, du bist ein bekannter Mann in Numantia«, sagte ich.
    »Ich bin einer der wenigen Männer, die nach alter Schule gelernt haben, ein Schwert zu führen«, sagte er. »Sieh dich um: Numantia wird entweder von Greisen verteidigt oder von Jünglingen, die noch nicht einmal einen Flaum auf ihren Wangen haben.«
    Coecho hatte recht. Die Vertreter einer ganzen Generation fehlten. Die Römer hatten sie niedergemetzelt, als Sklaven genommen oder für ihre Truppen verpflichtet.
    Aber ich sah auch Familien mit vielen Kleinkindern. Schmutzstarrende Bälger blickten aus meist graublauen Augen traurig in die Welt. Einige Würdenträger wanderten auf den mit wenigen Steinplatten gesicherten Wegen und sprachen den Verwundeten Trost zu. Matronen legten Kompressen auf, Schamanen oder Druiden kümmerten sich um Knochenbrüche. Umherstreunende Hunde, bis auf die Knochen abgemagert, winselten laut. Sie rochen das viele Blut, und sie würden nicht zögern, über die Toten herzufallen, sobald sie die Gelegenheit dafür bekamen.
    »Woher kommt dieses schreckliche Geschrei?«, fragte ich Coecho. Ich drehte mich im Kreis und suchte nach den Opfern. »Wollt ihr diese Leidenden denn nicht erlösen?«
    »Noch nicht«, sagte der Krieger kühl. »Es handelt sich um keine Menschen, sondern um Schweine.«
    »Schweine?«
    »Hast du die Kampfelefanten der Römer etwa nicht gesehen? Sie haben sie aus Afrika importiert, um sie wie einst Hannibal gegen uns einzusetzen. Es sind fürchterliche Tiere, mehr als zwei Mann groß und mit mächtigen Stoßzähnen ausgestattet. Aber sie reagieren empfindlich auf Geschrei. Also haben wir die letzten Säue mit Öl übergossen und angezündet, damit sie mit ihrem Gebrüll die Elefanten in Panik versetzen und vertreiben. Wie du siehst, hat es funktioniert.«
    Schrecklich.
    Wie mir schien, waren die Numantier und die Römer gleichermaßen verroht. Nur die Kraft des Schwertes zählte, die Taktik, die Kriegslist, die widerlichsten Untaten. Menschen schreckten vor nichts zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Und allmählich erkannte ich die Grausamkeit des Urteils, das Golpash über mich verhängt hatte. Wie sollte ich mich jemals aus diesem Albtraum der Gewalt befreien können?
    Dünner, feiner Gesang hob an. Aus einer steinernen Hütte traten drei

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