Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
sichergestellt worden, und er hatte auf den ersten Blick keinen entdeckt.
Langsam erhob der Getreue sich wieder. Er war wirklich nicht auf der Höhe: Die Bewegungen fielen ihm zusehends schwerer, und das Gewicht des Körpers lastete auf ihm. Diesmal näherte er sich dem Altar von der Seite; was auch immer ihn angegriffen hatte, müsste dem folgen können, um ihn zu erwischen – und das konnten Fallen normalerweise nicht. Erst recht nicht, wenn sie von Elfen stammten. Aber wann sollten die Zwillinge eine solche installiert haben? Er hatte doch dafür gesorgt, dass sie unterbrochen wurden.
Wie auch immer, gleich war es vorbei. Er würde den Trick schnell herausfinden und beseitigen. Ungehalten über diese weitere Verzögerung, trat der Getreue an den Altar heran.
Und da blitzte es schon wieder. Etwas warf ihn zurück, und er schlug an der Wand hinter ihm auf, noch heftiger als beim ersten Mal. Das tat
weh!
Zuletzt hatte er Schmerz verspürt, als der tollkühne junge Sizilianer ihn in der Alten Stadt angegriffen hatte, doch das war nur ein kurzer Stich gewesen. Dies wiederum war … bedeutend intensiver!
Der Getreue knurrte wütend, richtete sich wieder auf und klopfte den Staub von sich ab. Dann lauschte er nach draußen, doch die beiden Wachmänner waren vermutlich inzwischen gegangen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.
Ein Zauber, der also doch folgen konnte. Was war das für eine raffinierte Falle? Wie konnte er sie umgehen, auffinden und unschädlich machen? Er ließ seine Blicke schweifen, entdeckte aber nichts. Keine magischen Strömungen, auch kein seltsames Gerät, das nicht hierher gehörte. Es war ein Rätsel.
Selbst in seinem Alter konnte er also noch etwas lernen, gab es Dinge, die er nicht kannte. Sollte etwa die Oreso … Aber woher sollte sie davon auf einmal wissen?
Er musste näher heran. Ein drittes Mal trat der Getreue an den Altar, und ein drittes Mal blitzte es.
Aber diesmal hatte er es gesehen, als er ihm genau gegenüberstand, und daher traf es ihn direkt in die Augen. Er stieß einen unterdrückten Schrei aus, als der Blitz in seinen Augen zerbarst, Rauch und Qualm traten aus, und haltlos wurde sein schwerer Leib ein weiteres Mal gegen die Felsen geschmettert. Kraftlos brach der Getreue zusammen, während es weiterhin aus seiner Kapuze rauchte. Einige Zeit lehnte er keuchend an der Wand und versuchte der Schmerzen Herr zu werden, die seine geblendeten Augen peinigten.
Er begriff nun, was mit ihm geschah, und auch, wer dafür verantwortlich war. »
Fiomha!
«, stöhnte er in ohnmächtigem Zorn. »Dafür wirst du büßen, das schwöre ich dir! Deine Seele gehört mir, sobald ich die deiner Frau bekommen habe, und dann kann dich nichts mehr retten. Namenlose Qual harrt deiner, du verdammter Bastard! Du wirst tausendfach
bezahlen!
«
Fabio lehnte am Türstock draußen und rauchte in Ruhe eine Pfeife, während er die wallenden Magieströmungen am Tumulus beobachtete. Er konnte sogar in der Geistersphäre die schrillen Schreie des finsteren Wesens hören, das dort von seiner eigenen dunklen Macht gequält wurde.
»Jetzt weißt du, wie es ist, wenn jemand deine Augen erblickt, du schwarzer Kapuzenkerl«, brummte der Venezianer grimmig. »Du hast dich selbst ausgeknockt, und das geschieht dir nur recht.«
Er blies Rauchringe, während er in zufriedener Schadenfreude verharrte. Vor seinem geistigen Auge sah er förmlich, wie es den Getreuen im Grab umherschleuderte.
Bald wurde es Tag. Wieder Zeit gewonnen! Vielleicht war der Verhüllte inzwischen so erschöpft, dass an ein Öffnen des Zeitgrabs gar nicht mehr zu denken war. Obwohl Fabio nicht ernsthaft daran glaubte, hoffte er es sehr.
Auch dieses Wesen war sterblich, und es konnte verletzt werden, das hatte Max am Ätna bewiesen. Der tapfere, törichte Max. Er hatte ihnen allen verdeutlicht, dass selbst dem Getreuen Grenzen gesetzt waren. Bandorchus Helfer war nicht unbesiegbar. Und gerade eben hatte sich gezeigt, dass schon ein einfacher sterblicher Mensch, der sich zufällig an sein früheres Leben erinnerte und ein, zwei Dinge gelernt hatte, ihn aufhalten konnte. Vielleicht nur kurz, aber immerhin.
Die Pein, die der Getreue jetzt erdulden musste, entschädigte Fabio Oreso für vieles. Vor allem dafür, dass er ständig hinter Nadja her war.
»Niemand kommt meiner Tochter zu nahe, dem ich es nicht erlaube«, wisperte der weißhaarige Mann, der einst ein unsterblicher Elf gewesen war, und seine goldbraunen Augen glitzerten im ersten
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