Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
wiederhergestellt, als wäre sie ein Teil von ihm. Er hatte sich so ausreichend gestärkt, dass sogar seine Aura wieder die gewohnte Kälte verströmte. Seine beiden Helfer brachten ihre Freude zum Ausdruck, dass ihr Gebieter wieder »wohlauf und vermutlich in bester Stimmung« sei.
Vom rebellischen Geist des Kau keine Spur mehr; er gab den eifrigen Diener und hatte wohl begriffen, dass er allein keine großartige Zukunft in der Welt der Menschen hatte.
Im Anschluss weckte der Getreue den Tiermann und die Krieger auf, die übergangslos zu sich kamen und sich aufrichteten.
»Ihr werdet warten, bis eure Anwesenheit erforderlich ist«, befahl der Verhüllte. »Wann es so weit ist, werdet ihr dann schon wissen. Bis dahin verhaltet euch ruhig.«
»Und was habt Ihr jetzt vor?«, wollte Cor wissen. »Darf ich mit?«
»Ihr beide haltet draußen Wache«, antwortete der Getreue. »Ich gehe jetzt zum Tumulus und öffne das Zeitgrab.«
»Aber da sind noch Menschen …«
»Die werden gleich weg sein.«
Der Getreue war nach wie vor zornig über die Verzögerung und brachte keine Geduld mehr auf. Geheimhaltung hin oder her, es musste gehandelt werden. Das würde ihn kostbare Kraft kosten, aber andererseits beschleunigte es auch die Dinge. Er verließ das Observatorium und ging übers Gras zum Grabhügel hinauf, wo gerade ein Wechsel der Führung stattfand; eine Gruppe kam aus dem Ganggrab, die nächste wartete bereits. Da er seine Gestalt nicht veränderte, starrten die Leute ihn verdutzt an, als er sich näherte. Ein vollständig in Schwarz gehüllter Hüne, dessen Gesicht man nicht sah, war insbesondere an einem strahlenden Tag wie diesem auffällig. Zuerst wurde nur einer auf ihn aufmerksam, dann lachten zwei über ihn, und bald hatte Bandorchus Helfer die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen.
»Hey, wird das eine Show?«, rief ein Amerikaner begeistert. »Davon stand gar nichts im Führer!«
Eine japanische Familie zückte eilig Kameras und schwärmte auseinander, um die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln festzuhalten.
Die anderen Touristen plapperten aufgeregt durcheinander. Der zwölfjährige Sohn des Amerikaners zeigte mit seinem Wurstfinger auf ihn und plärrte: »Der hat ja gar keinen Schatten!«
Zwei als Fremdenführer ausgewiesene Männer bewegten sich hastig auf den Getreuen zu. »Sir, Sie müssen bei der Gruppe bleiben«, sagte der eine mit erhobener Hand. »Können Sie bitte Ihr Ticket vorweisen?«
Unwirsch brachte er beide mit einer Geste zum Schweigen. Ihre Augen weiteten sich in Ratlosigkeit und wachsender Furcht, als sie den Mund nicht mehr öffnen konnten. Die restlichen Mitarbeiter kamen aus dem Aufsichtshäuschen, während die Touristen anfingen, sich zu beschweren.
»Was geht hier vor sich?«, fragte eine junge Mitarbeiterin und näherte sich ihm. »Sir, ich muss Sie bitten …«
»Schweig!«, knurrte er ungehalten, und ihr Mund schloss sich. Ihre Hände fuhren hoch, und sie stieß unterdrückte Laute aus. Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich zu den beiden Kolleginnen um.
Eine lief ins Büro zurück, vermutlich um im Besucherzentrum anzurufen, die andere wandte sich den Besuchern zu: »Bitte gehen Sie zum Bus zurück, wir werden das im Handumdrehen klären.«
»Ihr geht alle!«, befahl der Getreue mit kalter, heiserer Stimme. »
Sofort!
«
Die junge Dame kam wieder heraus. »Ich habe Bescheid gegeben, und …« Sie verstummte wie die anderen auch.
»Ihr seid Schafe«, sagte er verächtlich und drehte sich halb zum Steinhaus. »Cor, Kau, treibt sie in den Bus!«
Zwei schrille Pfiffe erklangen, dann wuselten und sprangen die zwei Wesen herbei. Den Touristen kamen sie vor wie aus einem Zeichentrickfilm entsprungen. Immer noch reagierten die Urlauber nicht, sondern starrten sie in einer Mischung aus Verunsicherung, Belustigung und blankem Ärger an.
»Ich habe bezahlt!«, rief der Amerikaner. »Und das ist die mieseste Show, die ich je gesehen habe! Sie Peitschenclown mit Zipfelmütze taugen ja nicht mal als Kinderschreck!«
»Wen stellst du überhaupt dar?«, fragte der Sohn frech und stellte sich herausfordernd vor den Hünen. »Du Doofnase.«
Der Getreue blieb kurz stehen und blickte auf den Jungen hinab, der ihn unverschämt angrinste und ihm die Zunge herausstreckte.
Dann neigte sich der Verhüllte zu ihm und flüsterte ihm mit einem Nachhall wie aus dem Totenreich ins Ohr: »Ich bin der Boogeymann und ich weiß, was du unter deiner Matratze versteckst, du perverser kleiner
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